Ich hob meine Hand, hielt jedoch, kurz bevor ich das Holz berührte, inne. Meine Mutter und ich hatten noch nie ein sonderlich gutes Verhältnis - aufjedenfall konnte ich mich nicht daran erinnern.
Meine Angst vor einer Überreaktion ihrerseits war groß und ich wusste nicht, ob ich mich genau aus diesem Grund überfinden konnte, sie zu fragen. Letzten Endes schlug ich dann doch mit der Faust leicht gegen die Tür - nur dreimal - und dann wartete ich. Ich wartete gefühlte Minuten, als endlich das "Ja" erklang.
Langsam öffnete ich die Tür und ich trat in den Raum. Meine Mutter saß an ihrem Schreibtisch, vor ihr lag ein Buch. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, ihr Blick war stets auf die Seiten gerichtet.
"Mutter?", fragte ich vorsichtig.
Sie hob überrascht ihren Kopf, sah mich einige Lidschläge an und schlug dann das Buch zu. "Was ist?"
"Ich hätte einige Fragen." Ich tat wenige Schritte auf sie zu und sie erhob sich.
"Dann sprich mit deinem Vater. Ich habe keine Zeit", meinte sie und stellte sich neben ihren Stuhl. Ihre Hände lagen ruhig auf der Lehne
"Es ist wichtig und ich denke, ich sollte lieber -"
"Helena, ich habe wichtige Dinge zu tun!", rief meine Mutter barsch.
Allmählich kam Wut in mir auf. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, so dass die Adern arg heraustraten und die Knöchel merklich zu sehen waren. "Wieso hörst du mir nie zu?!" Meine Stimme war laut und ich konnte meine Missbilligung nicht verbergen. "Du hast nie Zeit für mich! Du interessierst dich nicht einmal für mich! Warum hast du mich überhaupt bekommen? Damit du eine Thronfolgerin hast!?"
"Raus hier", flüsterte meine Mutter. Sie war sauer, doch sie konnte es noch zurückhalten.
Ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Wütend machte ich auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum. Mit großen Schritten eilte ich durch die Korridore. Ich war auf der Suche nach meinem Vater.
Ich fand ihn schließlich im Thronsaal, wo er vor einer Karte stand, die auf einem Tisch lag. Ich platzte direkt in eine Versammlung hinein. Alle hoben den Kopf, als ich die Halle betrat und ich stellte mich an die Seite neben der kleinen Tür.
Als mein Vater und Kaspian endlich die Versammlung auflösten und die Lords den Saal verlassen hatten, ging ich langsam zu ihnen.
"Was gibt es, Helena?", fragte mein Vater ruhig, während er die Karte zusammenrollte. Mit seinem ebenmäßigen Gesicht und seinen blauen Augen sah er kaum älter aus als ich - höchstens fünfundzwanzig.
"Ich hätte einige Fragen." Kaspian und mein Vater tauschten einige kurze Bilcke, die mir nicht entgingen. "Ihr wisst doch, dass ich nie gut in Geschichte zugehört hatte, ..."
"Worauf willst du hinaus?", wollte Kaspian unsicher wissen.
"... aber dass es Kriege in Narnia gab, ein Grab und irgendetwas mit meiner Mutter damals, das hatte Eustachius mir noch nie erzählt", redete ich einfach weiter.
"Helena ...", setzte mein Vater an.
"Nein! Der Faun ist zerfallen. Und ich habe mir die Stimme nicht eingebildet!"
"Welche Stimme?" Fragend sah mich mein braunhaariger Onkel an.
Ich zuckte mit den Achseln. "Ich habe ihn nicht gesehen, aber er meinte, er sei ein alter Freund."
Wieder sahen sich die beiden Männer an. "Wo?", fragten sie wie aus einem Mund.
"In diesem Grab", meinte ich verwundert über ihre Reaktion. "Es war in einem Hügel, auf einer Ebene mit vielen Löchern, Skeletten und zerbeulten Rüstungen ..."
"Aslans Haug", flüsterte mein Vater und lief zur Tür.
"Aslan? Ist das nicht ein Begleiter von Mutter gewesen?"
Augenblicklich blieb mein Vater stehen und drehte sich zu mir um. "Du hälst dich aus den ganzen Sachen heraus! Hast du mich verstanden?"
Ich nickte überrascht - mehr aus Reflex, als gewollt. Verwundert beobachtete ich, wie die beiden Männer aus dem Saal stürmten und letztendlich war ich wieder allein.Hey, heute ein kürzeres Kapitel. Eventuell wisst ihr jetzt, wer das "Ding" in Aslans Haug war :) Danke für die netten Kommis <3
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Die Chroniken von Narnia - The Broken Country || Band 5
FanfictionBuch 5 Helena ist vor Kurzem fünfzehn Jahre alt geworden. In Narnia herrscht seit ihrer Geburt Ordnung - in ganz Narnia! Doch eines Tages passieren eigenartige Dinge in dem Königreich. Einheimische beginnen zu sterben, Teile der Küste brechen ab und...