Anschuldigungen

808 48 4
                                    

Wir kamen im Lager an und stiegen beinahe gleichzeitig von den Pferden ab. Lucy und meine Tochter kamen mir sofort entgegen und während Lucy mich angrinste, starrte Helena mich sichtlich überrascht an.
Ohne die beiden zu beachten, lief ich an ihnen vorbei, direkt auf das große Zelt zu. Die Narnianen verbeugten sich erfürchtig vor uns und raunten Worte wie "Eure Majestäten", "Die Hochkönige und Königinnen der alten Zeit" oder "Die Königin Narnias".
"Ihr werdet erwartet", sagte ein Faun, den Kopf gesenkt.
Peter lief voran und wollte das Zelt betreten, doch ein Zentaur hielt ihm sein Schwert an die Brust. "Nur die Königin." Auch wenn es einen verwirren konnte, wusste Peter sofort, wer gemeint war. Mein Mann nickte und wich zurück.
Ich zog die Plane am Eingang zur Seite und trat herein. Dort saß er: Seine goldenen Augen musterten mich, während ich auf ihn zuschritt, sein gold-braunes Fell glänzte. Erfürchtig kniete ich mich vor ihm nieder, den Kopf gesenkt haltend.
"Es hat lange gedauert", bemerkte ich.
"Es dauert so lange, wie es dauern soll", meinte er mit seiner ruhigen Samtstimme, doch ich entnahm einen gewissen Unterton. "Ich dachte, du hättest alles unter Kontrolle."
"Es gab keinen Krieg mehr ...", sagte ich und erhob mich.
"Aber dennoch passieren andere Dinge." Auch er stand auf.
"Ich weiß nicht, was du meinst, Aslan ..."
"Natürlich weißt du es. Deine Tochter hat dich darauf hingewiesen."
Ich seufzte. "Könnten wir dieses Gespräch draußen weiterführen? Das Zelt ist mir nicht vertrauenswürdig genug."
Aslan nickte und wir traten hinaus. Alle sahen verwundert und neugierig an, doch wir beide liefen einfach hinüber zum Haug. Nervös ließ ich mich auf einen der Felsbrocken nieder und Aslan stellte sich neben mich - genau wie ich den Blick nach vorne gerichtet.
"Du hast schon viele Fehler getan und jedes Mal wurde dir verziehen - jeder macht Fehler -, aber du fängst gerade an, wieder einen zu machen, der schlimme Auswirkungen auf ganz Narnia hätte, wenn du nicht schnell handelst", meinte Aslan.
Pause. Lange saßen wir dort und schwiegen. Ich überlegte und ging tief in mich hinein. Wenn ich jetzt nachfragte, würde der Löwe nicht antworten - er sprach wieder in Rätseln, die ich selber lösen sollte.
"Dein Volk findet, dass du dich verändert hast", sagte er nach einer Zeit.
"Jede Frau verändert sich, wenn man Mutter wird", erklärte ich.
"Deine Tochter ist genau wie du."
"Nein, ist sie nicht", beharrte ich und ließ meine Beine baumeln.
"Du gibst ihr nicht die Liebe, die sie benötigt. Du verurteilst sie für etwas, was sie nicht getan hatte."
"Wenn du mich für etwas beschuldigen möchtest, such dir jemand anderen!"
Schon wieder eine Pause. Ich wusste, dass diese Aussage nicht freundlich gewesen war. "Es tut mir leid. Ich habe ... Alles ist so kompliziert. Ich bin die Königin von Narnia, ich muss für alles die Verantwortung tragen und nun ... Ein Faun hat sich in Nichts aufgelöst -"
"- und du musst herausfinden, warum", meinte Aslan und nickte.
Ich erhob mich und lächelte den Löwen an. "Ich habe dich vermisst."
"Ich dich auch, Belle." Er blickte mich freundlich an und zusammen liefen wir zurück zum Lager.

Hey! Ein neues Kapi. Zwar kürzer, aber ich habe mir schon etwas ausgedacht und die Idee hebe ich mir für das nächste Kapitel auf. Danke für die lieben Kommentare und noch einen tollen Tag :*

Die Chroniken von Narnia - The Broken Country || Band 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt