Flussgeist

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[Helena]

Sally pov.

"Wir sollten gehen", meinte Belle und erhob sich. "Wir müssen den anderen bescheid sagen!"
Helena und ich folgten der Königin, die durch die Korridore lief und nach dem Professor suchte. Als sie ihn schließlich fand, verabschiedeten wir uns von ihm mit einer Umarmung.
"Ich hoffe, ihr könnt das Problem beheben", meinte der alte Mann noch. "Falls ihr Hilfe braucht, könnt ihr gerne wiederkommen."
Wir nickten lächelnd und machten uns auf den Weg zu den Raum mit dem Schrank. Ich lief einige Meter hinter Belle und ihrer Tochter und stieg auch als Letzte in den Schrank. Die beiden vor mir waren bereits in Narnia und als ich es ebenfalls betreten wollte, passierte es: Ich lief gegen etwas Hartes und taumelte überrascht nach hinten.
"Was zum -" Ich streckte mein Hand aus und spürte augenblicklich das glatte Holz an meinen Fingern - der Schrank hatte aufeinmal eine Wand!
"Oh fuck", murmelte ich und hämmerte mit meinen Fäusten gegen die Holzplatte. "Belle? Belle!? Hörst du mich?" Ich brüllte es so oft, bis meine Stimme heiser wurde, doch Belle und Helena antworteten nicht.
"Sally? Warum seid Ihr noch hier?", ertönte plötzlich die Stimme des Professors in meinem Rücken.
"Ich ... Ich komme nicht mehr ... zurück nach Narnia", erklärte ich mit brüchiger Stimme.
"Das Tor hat sich geschlossen", meinte der Mann und klopfte mit der Hand gegen die Wand. "Ich weiß nur nicht, wieso. Belle wird es bestimmt wieder öffnen, wenn sie sieht, dass die Forte verschlossen ist. Nun, solange müsst Ihr hier bleiben."
Na, klasse. Jetzt bin ich hier eingesperrt, in der Menschenwelt, in diesem Haus.

Helena pov.

Meine Mutter kletterte vor mir durch den Schrank und kam logischerweise vor mir nach Narnia. Das Erste, was mir sofort auffiel, war der Schnee, der ungefähr dreißig Zentimeter auf dem Boden lag. Aber nicht nur das verwunderte mich. Ich drehte mich um, um nach Sally zu sehen, doch sie war nicht hinter mir.
"Mum, ist das normal?", fragte ich, lief weiter und wandte mich wieder nach vorn. Augenblicklich stolperte ich in sie hinein und ich hob überrascht meinen Kopf.
Ich zuckte vor Schreck zusammen, als mein Blick auf die Soldaten fiel. Es waren nicht die Farben Narnias oder Telmar, die sie trugen, zudem würden diese nicht mit den Waffen auf uns zielen.
"Was ist hier los?", verlangte meine Mutter leicht sauer zu wissen.
"Ich würde Euch raten, keine Fragen mehr zu stellen", erklang eine junge männliche Stimme und ich wusste sofort, wem sie zuzuordnen war.
"Prinz Chiron, was tut Ihr hier?", fragte meine Mutter, ohne auf seinen Rat einzugehen.
"Ich nehme Euch gefangen, Eure Majestät!", gab der Thronfolger Charns grinsend zurück. Er vollführte eine Handbewegung und zwei Soldaten traten vor. Sie ergriffen die Königin an den Armen und hielten sie unsanft fest.
Ich wusste nicht, was ich in diesem Augenblick tun sollte. Mein Herz pochte wild und mein Atem ging schnell.
"Meine Mutter freut sich sehr, Euch zu sehen, Königin Belle, und endlich Rache zu nehmen." Chiron fuhr mit der Hand über den Heft seines Schwertes. "Sperrt sie in den Käfig!"
"Und was ist mit ihrer Tochter?", wollte ein Soldat wissen.
"Tötet sie", meinte der Prinz nur knapp und wandte sich desinteressiert von mir ab.
Der Soldat zückte sein Schwert und kam mit einem breiten Grinsen auf mich zugelaufen.
"Lauf, Helena!", rief meine Mutter und ich zögerte keine Sekunde. So schnell wie mich meine Füße tragen konnten, rannte ich durch den Wald. Es sirrte in der Luft, als die Soldaten mit Pfeilen auf mich schossen.
"Fangt sie ein!", erklang die wütende Stimme des Prinzen aus Charn. "Tötet sie! Sie darf uns nicht entkommen, sonst wird sie Hilfe holen!"
Einige Meter neben mir erklang plötzlich Hufgetrappel und ich sah aus den Augenwinkeln mein Pferd, welches durch den Wald galoppierte. "Zephir! Hier her!", schrie ich und das Tier kam näher. Ohne mein Tempo zu verringern, ergriff ich die Mähne und schwang mich in den Sattel. Ich trieb Zephir an und im Jagdgalopp ritten wir zwischen den Bäumen entlang. Ich wagte einen kurzen Blick über meine Schulter und sah, dass mich die Soldaten ebenfalls auf Pferden verfolgten. Sie stellten das Schießen nicht ein und ich versuchte mich bei jedem Pfeil zu ducken.
Aufeinmal spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Oberschenkel und ich blickte darauf. Ein Pfeil steckte in meinem Bein und ich biss die Zähnen aufeinander, um nicht laut loszuschreien. Vor mir lichtete sich der Wald und wenige Meter vor mir tauchte der Große Fluss auf.
"Schneller, Zephir", raunte ich dem Pferd ins Ohr und das Tier beschleunigte sein Tempo noch mehr. Als ich in das Wasser hineinritt, bremste es ab, da es dort nicht so schnell rennen konnte. Die Reiter hatten immer noch nicht von mir abgelassen und als ich das andere Ufer erreicht hatte, hielt ich wie von selbst mein Pferd an. Ich drehte es, so dass ich die Reiter genau sehen konnte und sah mich um. Aslan konnte damals einen Flussgeist beschwören, schoss es mir durch den Kopf.
Ich kniff meine Augen ein wenig zusammen und konzentrierte mich auf das Wasser. Die Soldaten waren schon dabei, den Fluss zu durchqueren. Sie machten sich nicht einmal mehr die Mühe auf mich zu schießen. Anscheinend hatte sie ihre Meinung geändert und wollte mich lebend, um mich gegen einen stolzen Preis bei meinem Vater auszuliefern.
Bitte, Aslan, wenn du mich hörst, gib mir die Kraft. Gib mir die Kraft, gib mir die Magie, den Geist unter meinen Willen zu bringen!, flehte ich in meinen Gedanken. Bitte!
Plötzlich kam ein Ruck durch den Wasserspiegel und ich vernahm ein lautes Rauschen. Ich wandte meinen Kopf und sah, dass eine riesige Welle auf die Soldaten zugerast kam. Kurz bevor sie auf die Krieger traf, wurde ein riesiger bärtiger Mann sichtbar, der die Männer verschlang. Urplötzlich verschwanden die Wellen und ich bekam viel Wasser ab. Tropfend blickte ich zu der Stelle, wo zuvor die Soldaten gewesen waren. Nun trieben ihre Leichen im Fluss.
Ich wandte mein Pferd und trieb es wieder an. Ich musste hier weg. So schnell, wie ich konnte!

Oho. Jetzt passieren weitere schlimme Dinge. Chiron ist wohl doch nicht so freundlich :D
Ich hab schon ein weiteres Kapi vorgeschrieben. Falls ich es heute noch veröffentlichen soll, schreibt es in die Kommis :)

Die Chroniken von Narnia - The Broken Country || Band 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt