Schicksal

773 41 9
                                    

Die Tür wurde aufgestoßen und eine junge Frau kam auf einem Pferd in die Halle galoppiert. Das Tier stieg wiehernd und die Reiterin zog ihr Schwert. Hinter ihr erklang ein Knurren und ein Löwe betrat den Thronsaal.
"Die Hexe soll meine Klinge spüren!", erklang eine hohe, piepsige Stimme. Eine Maus und ein Zwerg stellten sich neben das Raubtier, dahinter machte sich Eustachius für alles bereit.
"Lass mir das Vergnügen, Reepicheep", sagte Helena, während Zephir sich wieder auf seine vier Hufe stellte. Sie trieb ihr Pferd an und dieses lief im Schritt auf Saphira zu, die immer noch vor dem Leichnam der Königin stand. Die Prinzessin hielt einige Meter vor der Frau aus Charn und funkelte sie wütend an. "Ich weiß, wer Eure Schwester war."
"Das ist äußerst bemerkenswert. Hat deine Mami dir endlich mal die Wahrheit erzählt?" Saphira verzog mitleidig das Gesicht - Ironie, sonst nichts weiter.
"Ihr seid nichts Besseres als Jadis und daher verdient Ihr nichts mehr als den Tod!", fauchte das Mädchen, welches weiterhin krampfhaft den Heft ihres Schwertes festhielt. "Doch bevor ich Euch zur Rechenschaft ziehe, möchte ich noch gewisse Dinge erfahren!"
"Nur zu. Frag mich alles, was du willst, bevor der Tod dich einholt!", schwor Saphira grinsend.
"Ward Ihr das mit dem Meer und den toten Narnianen?", fragte Helena belanglos.
Saphira nickte. "Ja."
"Und warum das alles? Warum habt Ihr noch so ein Wesen darum getan, wenn Ihr doch meine Mutter einfach so hättet "auslöschen" können?"
Das Gesicht der Königin Charns verdunkelte sich und sie schritt langsam auf das Mädchen zu. "Weil ich die Bevölkerung gegen deine Mutter aufstacheln wollte. Ich wollte sie verzweifeln sehen, ich wollte Aufstände, die sie langsam runterziehen und ihr Herz langsam auslaugen lassen. Ich wollte, dass ihr Leben ein entsetzlicher Albtraum wird und dass sie sich die Schuld an Allem gibt. Und dann, dann hätte ich ihr ein Ende gesetzt und ich habe es geschafft!" Sie blickte zu der toten Königin, die eingesackt auf dem Boden lag.
"Aber warum sagte Aslan, dass sie einen Fehler macht, der alles zerstören könnte?"
"Frag die Katze doch selbst. Sie steht hinter dir!"
"Das war auf dich bezogen", meinte Aslan ruhig. "Belle hat alles vor dir verheimlicht und das hätte später den Untergang der Welt gebracht."
"Sie hat mir zwar nicht die Wahrheit gesagt, aber dennoch war sie eine gute Königin!", rief Helena und funkelte Saphira sauer an. "Ihr werdet nie das erreichen, was sie erreicht hatte. Sie hat Narnia von der Schreckensherrschaft Eurer Schwester erlöst, mehr als einmal! Ihr würdet Narnia zerstören und man würde Euch hassen! Wäre Euch das denn recht? Wäre das Eure Vorstellung von einem Königreich?"
Saphira schwieg eine Weile. Dann vollführte sie eine Handbewegung und wandte sich von der Prinzessin ab. "Beseitigt diese Göre aus meinem Schloss!", befahl sie und schritt die Stufen zum Thron herauf. Langsam ließ sie sich auf dem Stuhl nieder, auf welchem sonst Belle gesessen hatte.
Helene lugte über ihre Schulter und sah, dass einige Wachen, die den Saal bewaffnet betraten und zielstrebig auf das Mädchen zu liefen. Plötzlich brüllte Aslan und stellte sich knurrend vor die Männer. "Ich rate euch davon ab!"
Und somit begann der Kampf. Reepicheep rannte mit Trumpkin zu den Gefangenen, erstach die Soldaten und befreite die Adligen. Während Peter, Kaspian und Edmund die Waffen aufhoben und Aslan beistanden, ritt Helena gemächlich auf Saphira zu. Vor den Stufen hielt sie ihr Pferd an, saß ab und lief mit erhobener Waffe weiter. "Ich verspreche Euch, Ihr werdet nicht ohne irgendwelche Strafen davonkommen", schwor das Mädchen.
"Weißt du, Helena? Das alles nennt man Schicksal. Und es war das Schicksal deiner Mutter, zu sterben. Akzeptier es einfach. Sie wär so oder so irgendwann gestorben!", meinte Saphira böse lächelnd.
"Irgendwann, aber nicht heute!" Helena wollte auf die Frau zurennen und mit einem Stoß das Schwert in deren Brust rammen, jedoch vollführte diese eine Handbewegung und die Waffe zerbarstete in Helenas Hand.
Überrascht und verwirrt starrte das Mädchen auf den noch zurückgebliebenden Griff und ließ ihn zu Boden fallen. "Ihr denkt, Ihr könnt mich schlagen, aber eine Sache habt Ihr vergessen: Ich bin die Tochter meiner Mutter und meine Mutter war eine mächtige Frau!" Die Prinzessin reckte ihre Hand in die Luft und augenblicklich erschien ein Schwert darin. Ohne zu zögern, schleuderte sie die Waffe und die Spitze traf die Königin Charns direkt am Herzen. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, bevor sie den Glanz verloren und die Frau tot zusammensackte.
"Es ist vollbracht", ertönte Aslans Samtstimme in Helenas Rücken und sie wandte sich zu dem Löwen um. Alles schien sich in Zeitlupe zu bewegen, die Kämpfenden, die Soldaten und die Flüchtenden, nur sie und der Löwe bewegten sich normal. "Es war ihr Schicksal."

Saphira ist besiegt, Belle kommt nicht wieder. Jetzt kommt nur noch der Epilog und dann eine Danksagung. Ich persönlich hatte am Anfang nicht mit dem Ende gerechnet, aber man kann Autoren für ihre Ideen nicht verurteilen. Na ja ... irgendwie doch xD

Die Chroniken von Narnia - The Broken Country || Band 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt