26. Vor Gericht kommt die Wahrheit ans Licht

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Ungeduldig rutsche ich auf dem Stuhl im Gerichtssaal herum. Mama wirft mir einen bösen Blick zu und gibt mir zu verstehen, dass ich ruhig da sitzen soll. Der Richter, ein Mann mit kurzen grauen Haaren redet und redet. Ich blende den Großteil aus. Bis zu dem Moment, als Kyle in den Gerichtssaal geführt wird. Zwischen zwei Polizisten wie ein Verbrecher. Er hebt kurz den Kopf und sieht mich direkt an. Ich zucke zurück. Kyle ist blass, die schwarzen Haare hängen ihm strähnig ins Gesicht. Seine blauen Augen sind stumpf und ohne den gewohnten Glanz, um die Augen hat er dunkle Augenringe. Die Polizisten sind mehr als Stütze da, als um ihn zu bewachen.
"Kyle Liam Sawyer?", fragt der Richter. Er nickt. Mama neben mir schluchzt auf.
"Setzen sie sich.", fordert ihn der Richter auf und deutet auf einen einsamen Stuhl an der Seite. Schulterzuckend nimmt Kyle platz. "Ich kann nicht glauben, dass Ky so etwas getan hat.", flüstert Phil Mama zu.
Ein Zeuge nach dem anderen wird vernommen. Ich halte mir die Ohren zu und durchbohre Kyle mit tödlichen Blicken. Entweder er bemerkt meine Blicke wirklich nicht oder er ignoriert sie.
"Angeklagter, geben sie zu, dass sie Marc Rider am Morgen des 13. Dezembers versucht haben mit einem Messer zu töten?", fragt der Richter. Bei Marc Rider ist es kein Verbrechen wenn man versucht ihn umzubringen.
Stumm nickt Kyle.
In diesem Moment kracht die Tür zum Gerichtssaal auf. Ich erhasche einen Blick auf braunes Haar.
Julian steht mitten im Gerichtssaal. "Ich bin hier um ebenfalls als Zeuge aufzutreten!", verkündet er.
"Dein Name?", fragt der kleine, dürre Anwalt, der neben dem Richter sitzt. "Julian Morgan. Ich war in derselben Gang wie Marc und Kyle.", antwortet Julian.
Mit grimmiger Miene steuert er auf Kyle zu und baut sich vor ihm auf:"Du blöder Idiot! Warum erzählst du denen nicht die ganze Geschichte? Du stures Arschloch!"
"Herr Morgan, bitte zügeln sie ihren Ton und machen Sie ihre Aussage.", weist ihn der Richter zurecht. Julian atmet tief durch und stellt sich in die Mitte.
"Marc hat ein halbes Jahr zuvor versucht Kyle umzubringen, aber seine Schwester ging dazwischen und bekam den Stich ab.", beginnt er und dreht sich zu mir um:"Avril, zeig die Narbe."
Ich schaue ihn verdutzt an, aber Mama knufft mich in die Seite, damit ich aufstehe. Ich hebe mein Tshirt ein Stück an, sodass man die leuchtend rote Narbe sehen kann. Der Richter nickt und ich setze mich schnell wieder bevor ich zuviel Aufmerksamkeit bekomme.
"Marc hat später Kyle abgepasst und hat ihn mehr oder weniger entführt. Über ein halbes Jahr lang haben er und seine Gang Kyle in einer Fabrikhalle gefangen gehalten und gefoltert. Ky, zieh dein Oberteil aus!", fährt Julian voller Elan fort. Kyle schüttelt den Kopf.
"Kyle, zieh dein verdammtes Oberteil aus!", schreit ihn Julian an. Widerwillig zieht Kyle das schwarze Tshirt aus. Alle im Gerichtssaal Anwesenden halten vor Schreck die Luft an, als Kyle aufsteht und seinen nackten Oberkörper im Saal präsentiert. Auf seinem Rücken sind unzählige Striemen und Schnitte. Und groß in der Mitte seines Rückens ist ein Zeichen eingebrannt. Mama japst auf.Papa ist ziemlich grün im Gesicht.
"Peitschenstriemen, Schnitte und das Gangzeichen.", erklärt Julian laut. Kyle beisst die Zähne zusammen und schaut mich an. Ich spüre einen Schmerz in meinem Herzen, ich will aufspringen zu Kyle laufen ihn umarmen und nie wieder loslassen.
Aber ich bleibe sitzen.
"Kyle wollte versuchen zu fliehen. Also ist er mit dem Messer auf Marc losgegangen. Sie haben ihn grausam gefoltert, er wollte nur abhauen.", beendet Julian seine Aussage und reicht Kyle wieder sein Tshirt. Nach einigen Diskussionen steht das Urteil fest. Shiro wird freigesprochen, während Marc und der Rest der Gang zu 15 Jahren Haft verurteilt werden.

Ein paar Tage später sitzen Mama, Papa, Julian und ich mit einem sehr erschöpften aber glücklichen Kyle im Wohnzimmer. "Eigentlich hättest du nach dieser Aktion in eine Besserungsanstalt gehört, aber Mama hat mich davon überzeugt, dass du schon genug gelitten hast.", lächelt Phil mild.
"Hey, danke, dass du mich da rausgeboxt hast.", wendet sich Kyle abrupt an Julian. "Wenn du kooperativer gewesen wärst, wäre es sogar noch einfacher gewesen. ", grinst dieser zurück. Ich bin neidisch auf diese Vertrautheit. Mit mir hat Kyle seit wir uns wiedergesehen haben noch kein Wort geredet.
"Ich war ziemlich kooperativ wenn man bedenkt, dass du mich dran gehindert hast, Marc komplett die Lebenslichter auszuknipsen.", lacht Kyle fröhlich. "Am besten wir reden nicht mehr über diesen Vorfall.", lenkt Phil ab. Dieser Vorschlag wird von allen akzeptiert.
"Avril, können wir später reden?", will Kyle plötzlich wissen.
Überrascht nicke ich. Übermütig grinst Ky mich an.
Seine blauen Augen funkeln glücklich.

Langsam geht meine Motivation zuende^^
Was haltet ihr von der Überschrift?  Ich bin total begeistert^^

Mr. Badboy || Abgeschlossen✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt