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Ich wartete am Haupteingang der Schule. Sis und ich hatte donnerstags normalerweise zur gleichen Zeit aus und wir fuhren dann immer zusammen zu ihr oder zu mir nach Hause und verbrachten den Tag miteinander. Das war auch der Grund warum wir freitags häufig unvorbereitet und ohne Hausaufgabe in die Schule kamen. Erst die Schule, dann das Vergnügen. Das war unser Ziel für jedes Treffen. (Naja. Eigentlich eher ihr Ziel aus meins.) Doch wir wurden aus irgendwelchen Gründen immer abgelenkt und waren dann den Rest des Tages... nun ja...anderweitig beschäftigt.

Der Donnerstag war unser Tag und da meine letzte Stunde ausgefalle ist, wartete ich nun auf sie.

Als der Gong das Ende der letzten Stunde ankündigte, platze ein Schwall von Schülern aus der Tür und strömte in das Licht der warmen Mittagssonne. In ihren Gesichtern spiegelte sich Erleichterung und Freude über den endenden Vormittag, da die vorherrschenden Temperaturen ein wirkliches Hindernis beim Lernen darstellten. Man hörte einige Klagen über die viele Hausaufgaben und hier und da auch die Vorfreude auf den Nachmittag mal Strand oder im Freibad.

Ich suchte mit Blicken die Menge ab und als meine Augen ihr Ziel erfassten musste ich Lächeln. Sie hatte sich die blonden Haare zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden, aus dem sich einige Strähnen gelöst hatten und die sie achtlos beiseitegeschoben hatte. Die trug ein weißes T-Shirt und helle Shorts. Die Kombination hätte die meisten Menschen mit ihrer hellen Haut blass wirken lassen würde. Doch sie ließen ihre Kleider förmlich leuchten. Jedes Mal, wenn ich sie sah, musste Ich erneut feststellen, wie schön sie war. Sie war nicht so 0815 schön, wie es die ganzen Modells und Möchtegern-Schönheiten waren. Sie besaß eine Art von innerem Strahlen, welches durch ihre Ausstrahlung noch verstärkt wurde. Ich prägte mir jedes Detail ihrer Erscheinung ein. Ich habe sie in den letzten Tagen nur selten zu Gesicht bekommen und da wir beide nicht so gerne mit dem Handy kommunizierte, hatte ich seit fast eine Woche kaum Kontakt zu ihr gehabt und das war definitiv zu viel.

Ich weiß, ich weiß. Ich muss klingen wir ein liebeskranker Vollidiot, der maximal auf seine Freundin fixiert ist und kein eigenes Leben mehr hat, aber so ist das wirklich nicht. Es ist nur... wisst ihr wie das ist wenn ihr eine Person anschaut und ihr wisst, ihr wollt den Rest eures Lebens mit ihr verbringen? So ist das bei mir wenn ich Sis sehe. Und wieder weiß ich, dass ich mit 18 Jahren eigentlich zu Jung bin um mir da so sicher zu sein. Aber glaubt mir. Ich war vor Sis schon mal mit einem Mädchen zusammen gewesen und ich hatte auch ähnliche Gefühle für dieses Mädchen, wie ich sie am Anfang für Sis hatte. Doch bei Sis war das alles irgendwie... intensiver...

Ich sollte aufhören so viele Liebesfilme mit ihr zu schauen. Die färben irgendwie ab...

Sie schien mich nicht zu bemerken. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, stellte sich etwas abseits am den Straßenrand und schaute auf die Uhr. Und der Annahme die würde auf mich warte lief ich auf die zu, doch dann fuhr ein Auto vor und die machte dich daran ihr Tasche in den Kofferraum zu packen.

Was war hier los?

Ich erkannte das Auto. Es gehörte ihrer besten Freundin Anne. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass sie mich nicht leiden konnte. Warum wusste ich nicht, aber vom ersten Tag an, als ich mich mit Sis traf, musste Ich ihrerseits immer giftige Bemerkungen einstecken. Dabei habe ich ihr meines Wissens nach nie einen Grund dafür gegeben.

Ich erreichte das Auto gerade als sie einsteigen wollte. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, als sie mich bemerkte und schaute mich an. Ihr Blick war unergründliche. Sie wirkte müde.

"Was machst du hier?", fragte die statt einer Begrüßung, "Du hattest doch schon früher aus."

"Ja. Ich hab gewartet. Heute ist Donnerstag." Ich bemerkte ihren missbilligenden Blick. "Was ist los?"

Sie drehte sich zu Anne ins Auto und wechselte kurz ein paar Worte mit ihr. Dann schlug die die Autotür zu nahm ihr Tasche aus dem Kofferraum.

"Wir müssen reden", sagte sie im Vorbeigehen mit eisiger Stimme.

Das hieß nichts Gutes. Wie war nicht oft so. Das letzte Mal habe ich sie so erlebt, als ihr Vater sie und ihre Mutter für irgendwo ein junges Ding verlassen hat. Sie war ihm über mehrere Monate hinweg genau mit dieser eisigen Stimme gegenüber getreten.

Was habe ich getan?

Wir standen in der Einfahrt zu ihrem Hai und schwiegen uns an. Sie hatte sie ganze Fahrt kein Wort gesagt. Anfang versuchte ich mit ihr zu reden, doch da sie mir höchstens ein "Mhm" als Artwort gab, hab ich es auf und konzertierte mich auf die Straße. Ich fuhr zu ihr nach Hause da sie mir nicht sagte wo sie hin will und ich bezweifelte, dass sie bei der frostigen Stimmung zwischen uns mit zu mir nach Hause wollte. Und so warteten wir nun in der Auffahrt darauf, dass der andere etwas sagte.

Ich fasste mir ein Herz und wollte gerade etwas sagen, doch sie kam mir zuvor.

"Wann hattest du vor mir von deiner neuen Bekanntschaft zu erzählen?", fragte sie unvermittelt.



Die Kinder des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt