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Ich merkte sofort, dass etwas anders war, als ich den Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür aufstieß. Ich wusste allerdings nicht was. Das ist bestimmt nur Einbildung. Ich bin jetzt allein zuhause. Gut, das war ich die letzte Woche auch schon, aber da hatte ich noch Schule und etwas zu tun. Es ist einfach anders komplett allein zu sein. Das geht bestimmt gleich wieder weg.

Das Gefühl blieb allerdings. Ich beschloss an den Stand zu gehen, obwohl bestimmt schon die ersten Touristen da waren. Aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur Raus um auf andere Gedanken zu kommen. Ich lief die Treppe hoch. Das mulmige Gefühl wurde stärker je näher ich meinen Zimmer kam. Meine Zimmertür stand leicht offen. Hatte ich sie nicht heute früh zu gemacht?

Ich öffnete sie vorsichtig und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. In der Mitte meines Zimmers saß jemand. Die Person hatte den Kopf gesenkt und ihr Schwarzen Haare verdeckte ihr Gesicht. Ihre zum Schneidersitz gekreuzten Beine wirklich undgesund blass und schmal. Ich erkannte sie ohne ihr Gesicht sehen zu müssen.

Das kann nicht Wahr sein! Woher weiß sie wo ich wohne? Wie hat sie mich gefunden?

Ich räusperte mich und sie schrak hoch, als aus einer Trance erwacht. Sie schaute mich an und ihre Augen bestätigten meine Vermutung. Dasselbe Lila, dasselbe Funkeln.

Sie saß einfach nur da und starrte mich an. Ich wusste nicht wie ich mich Verhalten sollte. Sollte ich die Polizei anrufen? Immerhin war sie in mein Haus eingebrochen. Sollte ich versuchen die zu überwältigen? Sie könnte ja eine Psychopatin sein, die versuchen könnte mich umzubringen. Mal abgesehen davon, dass sie keine Chance haben würde, da ich ungefähr 1,85 groß war und mehrmals in der Woche trainierte und sie vollkommen wehrlos wirkte mit ihren riesigen Augen und ihrer zierlichen Gestalt, konnte es doch möglich sein.

Mein Körper entschied sich letztendlich dafür im Türrahmen stehen zu bleiben und ihren Blick ungeniert zu erwidern.

Eine gefühlte Ewigkeit verstrich, bis ich ein Wort hervorbringen konnte.

"Wer bist du?"

Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Dann schüttelte sie den Kopf.

"Was?", erwiderte ich verwirrt. Wieder schüttelte sie den Kopf. Mir kam ein Gedanke.

"Verstehst du mich?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte. Ich über legte. Warum sprach sie nicht?

Mir fiel ein wie sie versucht hat zu schreien, als ich sie fand und wie kein Ton aus ihrem Mund kam.

"Bist du stumm?" Sie legte den Kopf leicht schräg und schaute mich an. Entweder konnte oder wollte sie nicht reden.

"Eigentlich sollte ich die Polizei rufen. Immerhin bist du in mein Haus eingebrochen. Und vielleicht vermisst dich ja jemand. Du bist ja auf sehr skurrile Art an Strand aufgetaucht", stellte ich fest. Sie sprang auf und schüttelte vehement den Kopf. In ihren Augen lag eine Bitte. Ein stilles flehen nicht die Polizei zu rufen.

Ich nickte. Ich wusste nicht warum, aber ich vertraute ihr. Und sie hier vor mir zu sehen nahm mir das mulmige Gefühl, welches ich in letzter Zeit mit mir herum trug. Wir schwiegen eine Weile. Ich, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte und sie... keine Ahnung warum sie schwieg.

"Du hast doch bestimmt Hunger, oder?"

Ich musterte sie. Sie wirkte ungesund schmal und ihre Kleider, ihr Gesicht und ihre Hände und nackten Füße waren mit getrocknetem Schlick verkrustet.

"Und möchtest du duschen oder dich waschen?"

Sie nickte eifrig. Ich musste Lächeln.

"Warte kurz hier!" Ich lief in das Zimmer meiner Schwester. Ein Paar Kleider hatte sie hier gelassen für die Semesterferien, wenn sie uns besuchte. Ich zog das erst Beste aus dem Schrank und brachte es den Mädchen in meinem Zimmer. Sie schaute die Kleider verwirrt an.

"Die sind von meiner Schwester. Keine Sorge. Die braucht sie zurzeit nicht."

Sie nahm sie entgegen und ich zeigte ihr das Bad.

Als die die Treppe herunter kam hatte ich etwas zu essen zubereitet. Spaghetti mit Tomatensoße. Das ging schnell und mag eigentlich jeder. Und nein. Ich habe nicht eine fertige Instand-Tüte genommen. Ich konnte kochen. Ich habe meinem Vater früher oft geholfen. Er kochte leidenschaftlich gern und hatte diese Eigenschaft an mich weitergegeben.

Ihr Augen weiteren sich als die das Essen sah. Ich stellte ihr einen Teller und etwas zu trinken hin und sie begann begierig zu essen. Ich setzte mich ihr gegenüber an den Tisch und musterte sie. Sie sah besser aus. Die sauberen Kleider meiner Schwester standen ihr gut und die schien sich wohler zu fühlen.

Am Abend saß ich vor dem Fernseher. Ich kann mich nicht mehr an den Film erinnern den ich abgesehen habe. Ich glaube es war Tribute von Panem oder ein Teil von Mission Impossible. Ich konnte mich nicht auf den Film konzentrieren, meine Gedanken waren bei dem was heute passiert war. Nach dem Essen zeigte ich ihr das Zimmer meiner Schwester. Ich fragte sie ob sie irgendwo hin kann, irgendwo wo sie übernachten kann. Als die kopfschüttelnd verneinte bot ich ihr an hier zu bleiben und ließ sie in Lillis Zimmer. Sie verließ es den ganzen Tag nicht, also verbrachte ich meine Zeit mit einer meiner großen Leidenschaften. Ich spielte etliche Video- und Computerspiele.

Gegen Abend schaltete ich dann irgendein Programm im Fernseher ein und ließ mich von den Sendungen berieseln. Das Geplapper der Stimmen und die gefälschten Lacher der Sitcoms beruhigten mich irgendwie und ich konnte gut nachdenken.

Warum ist sie hier? Warum spricht sie nicht? Hätte ich die Polizei rufen sollen? Oder die rausschmeißen sollen?

Fragen über Fragen. Und auf keine hatte ich eine Antwort. Die einzige Person die sie mir beantworten könnte war oben in Lillis Zimmer und sprach kein Wort.

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So meine Sternchen!
Kapitel 6 ist da :)
Ihr glaubt gar nicht wie reif ich wieder für Ferien bin! Aber Feiern sind das auch nicht mehr. Immer lernenlernenlernen!
Es ist zum Glück bald vorbei :)

Aber Schluss damit. Ich vermute ihr habt euch das Auftauchen von ihr etwas spektakulärer vorgestellt und ich weiß dass Maels Reaktion sehr utopisch ist. Aber das hat alles einen tieferen Sinn.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch trotzdem!
Wie immer freue ich mich natürlich auch über Likes und Kommentare :))

Ganz viele liebe Grüße

Eure Ellie

Die Kinder des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt