Ich seufzte und lehnte mich auf dem Untersuchungsstuhl zurück.
"Deine Augen sehen sehr gesund aus, Clarisse.", erklärte der Arzt, woraufhin ich ein ungläubiges Schnauben ausstieß. "Gesund. Natürlich, ohne Augenlicht.", gab ich sarkastisch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war allein hier, da Miriam irgendwie schon wieder unterwegs war, meine Mutter gar nicht erst auf den Gedanken kommen sollte hierher zu gehen und meine anderen Freunde alle nichts wirklich mit diesem Problem in meinem Leben zu tun hatten. "Natürlich musst du das immer den Umständen entsprechend betrachten.", fügte er hinzu, während ich mir ein trostloses Lachen kaum zu verkneifen wusste. "Na dann. Auf Wiedersehen.", verabschiedete ich mich höflich und verließ die Praxis mithilfe meines Hilfsstocks sogar ohne irgendwo dagegen zu laufen.Draußen vor der Tür schlug mir ein eisiger Wind entgegen. Es war nunmal Winter, aber das dieser selbst in einer Stadt von so einer Eiseskälte begleitet wurde, war mir wie jedes Jahr nicht klar gewesen. Ich begann sofort schrecklich zu zittern und war heilfroh vor der Haustür angekommen zu sein, ohne irgendwo auszurutschen.
Letzte Woche waren Miriam und ich einkaufen gewesen, wir hatten ihr Auto genommen, da wir die gesamten Tüten nicht tragen wollten und ich hatte es tatsächlich geschafft auf den 500 Metern zwischen Auto und Supermarkt zweimal auszurutschen und hinzufallen. Danach hatte ich feierlich geschworen, nie wieder zu versuchen im Winter mit Normalsehenden Schritt halten zu wollen.
Jetzt, in diesem Moment vor meiner Haustür, fummelte ich den Schlüssel aus der Jackentasche, wobei meine Finger allerdings so klamm waren, dass ich ihn kaum zu fassen bekam. Als ich ihn endlich herausziehen wollte, fiel dieses elende Ding mir aus der Hand und in den Schnee zu meinen Füßen. Ich bückte mich und wollte gerade beginnen, den Boden abzutasten, als mich eine liebliche, nette, weibliche Stimme von hinten ansprach. "Warte! Ich helfe dir!"
Kurze Zeit später stand ich im Hausflur und lächelte, während ich meinen Schlüssel von dem netten Mädchen zurück bekam. "Wer bist du?", fragte ich die altbekannte Frage und grinste innerlich, wie ein Honigkuchenpferd. "Annika.", antwortete sie kurz und ich konnte mir vorstellen, dass sie dabei etwas unsicher in der Gegend herumsah. "Schön dich kennenzulernen, ich bin Clarisse. Wohnst du hier?"
"Nein, aber mein Freund."ENDE
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Blind ● Taddl (Reupload)
FanfictionClarisse hat ein großes Handicap, sie ist blind. Im Alter von 3 Jahren erlitt sie beim Spielen einen Unfall mit Chemikalien, die ihr das Augenlicht für immer nahmen. Sie hasst es, wie eine 'Behinderte' behandelt zu werden und versucht deshalb sich s...