"So redest du nicht mit mir!", schrie sie mich an. "Ich rede mit dir, wie ich will.", gab ich frustriert zurück und stieß mir die Nase an der Wohnungstür.
"Ich glaube ich sollte lieber gehen." "Du bleibst hier!", blaffte meine Mutter wütend. "Lass ihn in Ruhe!", fauchte ich zornig und fuhr dann an Taddl gewandt fort: "Ich ruf dich später an." Er berührte kurz meinen Arm und verzog sich dann nach oben in seine eigene Wohnung. Ich stapfte ebenfalls wütend in den Flur, zog mich aus und ging auf direktem Wege in die Küche, ohne mich irgendwo zu stoßen.
"Jetzt hör mir mal zu", begann ich mit fester Stimme zu sprechen, als die Schritte meiner Mutter näher kamen, "du hast absolut nicht das Recht irgendeinen meiner Freunde so anzugehen, geschweige denn über mich zu bestimmen." "Ich bin deine Mutter." "Das Argument zählt nicht." Wütend stieß ich mich von der Anrichte ab und folgte der Wand ins Wohnzimmer. "Natürlich!" "Ich bin 18 und damit bist du nicht mehr für mich verantwortlich!" Sie folgte mir, allerdings weiter im Raum. "Ich bin kein kleines Kind mehr!", setzte ich noch hinzu. "Du bist blind!" "Das ist doch kein Argument. So geht diskutieren nicht.", behauptete ich frustriert und fuhr mir durch die Haare, "Du musst Dinge sagen, die meine Behauptungen außer Kraft setzen. Mein Handicap zählt da definitiv nicht dazu." Ich hörte, wie sie tief Luft holte. "Ich will mich nicht mit dir streiten, Clari, aber du siehst diesen Menschen von vorhin nicht mit den Augen, sondern nur mit deinen Gefühlen. Egal, was er dir erzählt hat, es ist garantiert alles gelogen." Ich erstarrte, würde ihr in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gehen, hatte aber leider keinerlei Vorstellung, wo genau sie sich befand. "Das hast du nicht gesagt." "Natürlich. Ich sehe doch, was das für einer ist. Mit seinen ganzen Tattoos und den grünen Haaren (Ja, der gute Thaddeus hat hier noch seine grünen Haare)!" Jetzt fuhr ich erbost herum, es tat doch gar nichts zur Sache, wie er aussah. "Darum geht es doch überhaupt nicht!", blaffte ich und trat drei Schritte in den Raum hinein. "Worum dann?" "Er ist nett! Und er hat mir geholfen!" "Na und? Vielleicht will er dich ja ausrauben.", schnaubte sie sarkastisch. Ich lachte finster auf. "Natürlich. Ganz klar, Mama! Du bist absolut paranoid. Lass dich mal einliefern. Dann geht es allen besser." Das saß. Sie schwieg minutenlang, sodass ich beinahe bereits Hoffnungen hegte, dass sie einen Herzinfarkt erlitten hatte, doch leider begann sie in genau diesem Moment wieder zu sprechen. "Warum streiten wir uns eigentlich so oft, seit du ausgezogen bist?" "Weil du wie ein Klammeraffe bist und einfach nicht loslassen willst. Mich nervt das gewaltig."
Ich hörte ihre Schritte, die genau auf mich zu kamen. Sie nahm mich in den Arm und während ich mich versteifte, schien sie es zu genießen. Nach kurzer Zeit drückte ich sie weg.
"Wollen wir los?", fragte ich ausweichend, um sie endlich von mir weg zu bekommen. "Natürlich, Süße!", rief sie begeistert und klatschte vor Freude in die Hände, "Willst du dich noch umziehen?" "Nein, wenn Taddl mich so mit zum Essen genommen hat, dann wird das für unser Familientreffen auf jeden Fall ausreichend sein." Sie grunzt missmutig und wollte meine Hand nehmen, um mich in den Flur zu geleiten. Barsch zog ich diese zurück und fauchte: "Ich weiß wo es lang geht." Daraufhin schwieg sie.Die Autofahrt über redeten wir nicht viel. Ich starrte ins Leere, wo sonst hin, trug dabei eine Sonnenbrille, um zu verbergen, dass ich nirgendwohin sah. Meine Mutter schien sich auf die Straße zu konzentrieren, jedenfalls vernahm ich ab und zu eine leise gemurmelte Beleidigung, die sich wahrscheinlich gegen unaufmerksame Autofahrer richteten. Seufzend dachte ich an Taddl, da ich ihn nicht mehr anrufen konnte, wusste er jetzt natürlich gar nicht, was los war. "Kann ich mal dein Handy?", fragte ich kurzerhand meine Mutter und spürte, wie sie mir gleich darauf das klobige Ding in meine Hand schob. Glücklicherweise besaß sie noch kein Smartphone, denn so konnte ich die Nummer selbst eintippen. "Hallo?", meldete sich eine fremde Männerstimme. "Hallo, ist Taddl da?", fragte ich höflich und wartete, während von der anderen Seite der Leitung Schritte und unverständliche Stimmen zu hören waren. "Clarisse?", hörte ich dann endlich Taddls tiefe Stimme und schloss kurz die Augen. "Ja, ich bin es.", antwortete ich fröhlich und lehnte mich im Sitz zurück. "Bist du noch Zuhause?" "Nein, wir sind vor, keine Ahnung wann, losgefahren.", antwortete ich. "Wann kommst du wieder?" "Morgen Nachmittag, denke ich." "Du bist so kurz angebunden. Ist irgendwas?", wollte er unsicher wissen, dachte warscheinlich wieder, dass es an ihm lag. "Nein, nein. Meine Mutter sitzt nur neben mir und hält das Lenkrad fest umklammert, seit sie erfahren hat, dass du am Telefon bist." "Woher...?", fragte Taddl, doch unterbrach meine eben genannte Mutter unser Telefonat. "Hör auf. Das geht ins Geld." "Ihr habt es doch", gab ich zurück und wandte mich wieder meinem eigentlichen Gesprächspartner zu. "Woher ich das weiß?" "Ja, ich mein, weil...", er verstummte, woraufhin ich kichern musste. "Ich sehe nichts. Stimmt. Aber ich spüre, wie sie sich plötzlich versteift hat. Wenn man jahrelang mit einem Menschen zusammen lebt, kann man das recht gut.", erklärte ich ihm, wobei ich die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen liegen hatte und verabschiedete mich dann mit der Bitte, er solle vielleicht, insofern er Zeit hat, mal bei meiner Wohnung klingeln und mit meinem Hund eine Runde laufen. Miriam würde das niemals machen, sie hasste meine Hündin.

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Blind ● Taddl (Reupload)
Fiksi PenggemarClarisse hat ein großes Handicap, sie ist blind. Im Alter von 3 Jahren erlitt sie beim Spielen einen Unfall mit Chemikalien, die ihr das Augenlicht für immer nahmen. Sie hasst es, wie eine 'Behinderte' behandelt zu werden und versucht deshalb sich s...