23.Kapitel

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Stille. Es herrschte Stille. Sie war nicht angenehm und wärmend, sie war eisig und kalt. Sie umhüllte mich, ich bekam Gänsehaut.

Wieso sagte er nichts? Mag er mich? Mag er mich nicht? Hab ich ihn zum nachdenken gebracht? Hab ich ihn verschreckt? Hab ich es vermasselt?

Ich senkte meinen Kopf, ich wollte ihn nicht sehen, wenn er nichts von mir wissen wollte. Auf einmal erschienen mir meine Hände sehr interessant. Ich hatte sie auf meinen Beinen verschränkt und knetete sie.

Wie konnte man mit sowas schreiben oder gar etwas anfassen? Es waren nur fünf längliche Fleischstücke.
Warum dachte ich darüber nach? Es geht jetzt um Patrick und mich, nicht um Hände. Auch wenn ich gerne wissen würde, wie das funktionierte.
Ob Patrick auch über sowas nachdachte. Da war er schon wieder.
Wieso sagte er nichts?

Mit jeder Sekunde wurde ich nervöser und angespannter, es zeriss mich innerlich.

Wieso sagte er nichts?

War das alles doch nur eine Lüge? Oder muss er nur nachdenken?

Wieso sagte er nichts?

Mein immer noch gesenkter Kopf begann zu schmerzen. Ich durfte nicht so viel nachdenken, es machte mich krank.
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Aber darauf bedacht, keinen Laut von mir zu geben.

Wieso sagte er nichts?

Mir fiel wieder das Lied Amnesia ein. Es begleitete mich schon seit einem Jahr. Ich dachte an die eine Textstelle, die ich mir so sehr wünschte.

I wish that I could wake up with amnesia
And forget about the stupid little things
Like the way it felt to fall asleep next to you
And the memories that never can escape

Wollte ich es? Wollte ich wirklich alles vergessen, wenn er mir nicht antwortete? Vielleicht fühlte er doch was für mich und musste nur überlegen.

Dann sollte er aber mal was sagen!

Langsam kamen mir die Tränen. Ich durfte sie nicht laufen lassen, sie würden es noch schlimmer machen. Ich hielt sie zurück, doch das Gefühl blieb dennoch.

Ich spürte Wärme. Was war das?
Ich öffnete meine Augen, die ich unterbewusst geschlossen hatte. Ich sah eine Hand. Es war seine Hand. Er hatte seinen Zeigefinger an mein Kinn gelegt und drückte meinen Kopf nach oben. Er zwang mich ihn anzusehen.

Mein Augen trafen seine. Mein grünblau sein braun. Meine Kühle seine Wärme.
Ich verlor mich sofort in ihnen. Wie schaffte er es immer wieder mich in eine Welt zu entführen, die nicht existierte. Sofort waren meine Gedanken weg. Mein einziger Gedanke war an ihn gerichtet. Ich konnte nur Glück spüren. Die Wärme die mich einnahm und beschützte.

"Ja, ich will.", hörte ich ihn sagen. Verstanden tat ich nichts. Ich brauchte lange bis ich diese Worte erfassen und verarbeiten konnte.
Alle Gedanken waren verschwunden, alle waren sie wertlos. Es zählte jetzt nur dieser eine Satz.
Er wollte mich, wollte mit mir seine Zeit verbringen, wollte mit mir zusammen sein.
Mit jeder Sekunde wurde ich glücklicher.

Dass das überhaupt funktionierte, wunderte mich.

Okay, meine nervige innere Stimme war auch wieder da. Es war wirklich echt. Die Freude die ich spürte.

Langsam begriff ich was genau er gesagt hat. Daraufhin musste ich leise lachen und er stimmte mit ein.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, auch nicht, als er mein Gesicht in seine Hände nahm und mich küsste.

Seine unglaublichen Küsse. Ich wurde immer wieder auf's Neue entführt, nur mit dem Unterschied, dass ich es wollte. Von mir aus, könnte ich das jede freie Sekunde machen.

In jeder einzelnen Sekunde in der ich seine Lippen fühlen , war für mich das pure Glück.
Er war das pure Glück.

Unsere Lippen bewegten sich im Einklang. Sie passten perfekt zu einander. Keiner von uns wurde fordender, es würde nur den Moment zerstören.

Wie immer schmeckte er nach Patrick und heute noch nach Minze. Er hatte wohl grade Kaugummi gekaut.

Warum denkst du darüber nach, dass er vielleicht Kaugummi gekaut hat?

Ach, nicht mal du kannst mir diesen Moment kaputt machen.
Wieder fiel mir das Lied ein, doch jetzt könnte mir nichts schlimmeres passieren. Ich will mich an jede Sekunde erinnern. Ihn immer bei mir halten.

Meine Hände sind mittlerweile in seine Haare gewandert. Sogar seine Haare waren unglaublich. So weich und flauschig. Darin konnten meine Hände sich gut festkrallen. Ich wollte ihn nicht loslassen.

Noch, ja wie lange saßen wir da? Fünf Minuten? Zehn? Zwanzig? Eine Stunde? Oder doch nur eine Minute? Ich hatte mein Zeitgefühl vollständig verloren, für mich zählte nur dieser Augenblick. Für mich zählte nur er.

Langsam lösten wir uns voneinander. Ich blickte in seine wunderschönen braunen Augen. Sie zogen mich sofort in eine andere Dimension und ich wollte sie nicht verlassen.

Wir beide atmeteten schwer. Schon jetzt vermisste ich seine Lippen auf meinen. Doch, jetzt konnte ich es immer tun, wann ich wollte.

Konnte ich es immer tun wann ich wollte?

Jetzt musste ich fragen. Die Frage vor der ich schon immer Angst hatte.

"Sind wir jetzt zusammen?", ich hatte es geschafft. Ich hatte sie gestellt. Auf die Antwort hatte ich nun keinen Einfluss mehr.

"Wenn du das so willst.", sagte er und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

"Ja ich will.", jetzt brachte ich ihn zum lachen und ich stimmte mit ein.

Wenn ich könnte, würde ich diesen Moment niemals verstreichen lassen, doch das Schicksal hasste mich.

Schon wieder wurden wir von Basti gestört, der ins Zimmer gestürmt kam.

"Tut mir Leid, dass ich euch unterbrechen muss, aber der Ofen brennt.", und schon verließ er wieder das Zimmer. Wir schauten uns mit aufgerissen Augen an und rannten hinterher.

Ach, das Leben liebte mich.
Naja, in einer Hinsicht stimmte das sogar.

Ich hab dich lieb, Kleine. Rewi/Paluten FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt