Mädchen oder Junge?

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Jetzt saß ich hier und wusste nicht, was ich denken sollte. Er hatte mich doch nicht allen ernstes sitzen lassen, nur um mit Ulrike zu sprechen?
Wieso war es ihm so wichtig, das mit ihr zu klären? Soll sie doch denken was sie will, schließlich geht es sie nichts an, es ist ja unser Leben und nicht ihres.
Ich zog mich also wieder an und machte mich langsam fertig fürs Bett.
Lange wartete ich noch um Schlafanzug am Küchentisch auf Michi, während ich für Klausuren lernte, aber als er um kurz vor 12 immernoch nicht wieder da war, legte ich mich ins Bett.
Am nächsten morgen hatte ich um 10 Uhr einen Vorsorge Termin bei meiner Ärztin wegen dem Baby, also stand ich relativ früh auf um noch ein bisschen in der Wohnung aufzuräumen, da dass mal wieder bitter nötig war.
Michi war schon weg als ich aufwachte, oder immer noch, das konnte ich nicht genau sagen.
Nach dem ich die Wohnung geputzt hatte machte ich mich auf den Weg zur Ärztin, war ein relativ kurzer Fußweg von ca 10 Minuten.
Ich ging gerade aus dem Hof raus als mir Smudo entgegen kam.
"Tina!", rief er.
"Hey Smudo, was ist los?"
"Ich wollte Michi abholen, wir wollen doch gleich los zu einem Fotoshooting, hab ihm gestern gesagt, dass ich ihn heute mitnehme. Ist er oben?"
"Ne, der ist glaube heute früh schon weg, hab ihn gestern nur kurz gesehen, dann wollte er zu Uli. Hast du diesen Artikel in der Zeitung schon gesehen?", fragte ich ihn besorgt.
"Ja das habe ich, schöne Scheiße.
Aber gut so ist das, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Den Paparazzos entgeht nichts. Aber wieso wollte er zu Uli?", er schaute mich fragend an.
"Ja keine Ahnung, mit ihr reden deswegen, schätze ich. Er war gestern Abend sehr komisch. Ist einfach abgehauen. Kannst du dir das erklären?"
"Mh, ich weiß es nicht. Naja dann wird er vielleicht schon im Studio sein.
Soll ich dich irgendwo hinfahren?"
"Ja, bin spät dran, kannst du mich vielleicht zu Frau Dr. Braun fahren?"
"Ja klar, spring rein!"
Er hielt mir die Tür von seinem Mercedes auf und ich stieg ein.
Mich wunderte, dass er genau wusste, wo sich die Praxis befand, aber wir waren in kürzester Zeit da.
"Vielen Dank, Smudo. Hoffentlich hat Michi euren Termin nicht vergessen, so durch den Wind wie der momentan ist", sagte ich als ich gerade die Autotür öffnete.
"Ach das denke ich nicht, der hat sein Leben doch von morgens bis abends durchstrukturiert, mach dir keine Sorgen wegen ihm, er hat manche so Phasen. Ich kenne ihn schon lang genug. Vertrau mir!", er zwinkert mir zu und ich lächelte.
Dann verabschiedete ich mich von ihm und stieg aus seinem Wagen aus.
Vielleicht hätte Smudo recht und es war wirklich nur eine seiner "Phasen", und das würde sich wieder legen.
Ich marschierte die Treppen der Praxis hoch um mich im Wartezimmer zu platzieren.
Nach nur ein paar Minuten wurde ich aufgerufen und in einen der Behandlungsräume gewiesen.
Sofort kam Dr. Braun herein.
"Hallo Frau Heger! Na wie geht es Ihnen denn? Irgendwelche Beschwerden?", lächelte sie mich freundlich an und reichte mir ihre Hand.
"Hallo Frau Dr. Nein keinerlei Beschwerden, alles wunderbar."
"Ok sehr schön, dann ziehen Sie bitte mal Ihr Oberteil aus und legen sich auf die Liege, dann machen wir einen Ultraschall, dann wissen Sie, ob Sie eine kleine Prinzessin oder einen Prinzen bekommen."
Leicht nervös zog ich mein Shirt aus und legte mich auf die blaue Kunststoffliege.
Das kalte Gel lies mich zusammen zucken, dann folgte der Ultraschallapperat und verteilte das Gel auf meinem Bauch.
Auf einem kleinen Bildschirm könnte man die ungefähren Umrisse erkennen, aber so genau sah ich als Leihe natürlich nichts.
Frau Braun wischte ein wenig auf meinem Bauch herum und begutachtete den Bildschirm.
"Ah was seh ich denn da! Ein Mädchen!  Glückwunsch, Frau Heger!"
Ich lächelte.
Dann erklärte sie mir noch, woran man das erkennen konnte, und wo man das Herz und den Kopf sieht. Viel erkannte ich zwar nicht, aber es war einfach unbeschreiblich so ein kleines Wesen, was sich in einem befindet, auf diesem Bildschirm zu sehen.
Nach der Untersuchung erhielt ich noch diversen Papierkram zum ausfüllen und ankreuzen, wichtiges Zeugs eben. Und natürlich ein ausgedrucktes Ultraschallbild, was ich unbedingt Michi zeigen wollte.
Dann machte ich mich wieder auf den Heimweg, in der Hoffnung Ihn dort anzutreffen.
Ich stiefelte die Treppen hoch bis zu seiner Wohnung, die sich im obersten Stock befand, schloss die Tür auf und horchte.
"Michi?", fragte ich ihn den Raum, ohne eine Antwort zu bekommen.
Enttäuscht legte ich meine Tasche und Jacke ab und beschloss Ihn mal anzurufen.
Zweimal, dreimal, viermal. Jedes Mal ging nur die Mailbox dran.
Ich versuchte es bei Smudo.
"Hey Tina, alles klar?"
"Nein Smudo, garnichts ist klar! Ist Michi bei euch?"
"Ne, hab ihn vorhin kurz erreicht und er meinte, er müsse noch was besorgen, sodass er nicht kommen kann. Keine Ahnung, was sein Problem ist."
"Ich erreiche ihn nicht und mache mir echt riesen Sorgen, denkst du ihm ist was passiert?"
"Nein, so wie er sich vorhin angehört hat, geht's ihm gut, aber ich weiß nicht wo er sich rumtreibt. Probiers doch mal bei Ulrike, wenn er zu ihr wollte, vielleicht weiß sie wo er hin ist."
Ich atmete leicht genervt aus.
"Ja ok ich probiers mal, danke Smudo!"
"Immer wieder gern!"
Also nahm ich das Festnetztelefon und wählte ihre Nummer. Doch auch hier ging niemand dran, also legte ich wieder auf.
Verdammt! Das konnte doch nicht wahr sein, wo blieb er denn? Sein Verhalten machte mir ein wenig Angst, denn so verschlossen und so geheimnisvoll kannte ich ihn bis jetzt nicht.
Ich wollte mir gerade ein Glas Wasser einschütten, da klopfte es an der Tür.
Kurz stockte ich, dann ging ich hin und öffnete sie.

Plötzlich LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt