Gegen ein Uhr kamen wir schließlich in unserem Hotel an. Da heute endlich die ersehnten Off-Days waren ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Ich teilte mir ein Zimmer mit Shirin und sie tat es mir gleich. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag dort, redeten und erholten uns von den vergangenen Tagen.Gegen Abend machten wir uns dann auf den Weg in die Lobby, wo wir auf den Rest der Gang trafen. Sie hatten vor ein wenig die Gegend zu erkunden und wir schlossen uns ihnen an. Suchend sah ich mich nach den Aps um, aber sie waren wohl wieder dabei zu drehen. Die Enttäuschung wär mir wohl anzusehen, den Shirin hackte sich bei mir unter und lächelte mich an.
"Genieß den Abend und denk nicht zu viel nach", sagte sie und ich erwiderte ihr Lächeln. Sie hatte wie immer recht.
Und so machten wir uns auf den Weg, Dresden unsicher zu machen.
Da wir noch nichts gegessen hatten war unserer erstes Ziel ein kleines Local, was Sascha und Paola bereits am Mittag auskundschaftet hatten und uns nur empfehlen konnten.
Es wurde ein wirklich schöner Abend.
Nach dem Essen zogen wir weiter durch die Straßen, alle leicht angetrunken, was uns nicht selten ein paar wüste Beschimpfungen der Anwohner einbrachte. Doch das ignorierten wir.
Ich lief etwas hinter der Gruppe und hing meinen Gedanken nach. Es war angenehm mal etwas für sich zu sein, da man bei so einer Tour immer Leute um sich hatte. Nun, da ich etwas abseits lief hatte ich das Gefühl endlich mal wieder richtig durchatmen zu können. Ich sah hoch in den Nachthimmel und eine kühle Briese wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Ich breitete meine Arme aus und für diesen einen Moment war mein Kopf vollkommen leer. Kein Gefühlschaos, keine Gedanken, keine Probleme. Das einzige was ich wirklich war nahm war der Wind in meinem Gesicht und das Lachen meiner Freunde vor mir. Ich ließ meine Arme sinken und öffnete meine Augen wieder. Doch dieser Zen-mäßige Zustand, indem ich mich befand, hielt an.
Die Straßenlaternen um uns herum tauchten alles in ein orangenes Licht und ich sah, dass sich ein paar Leute unserer Gruppe anschlossen.
Einer von ihnen ließ sich etwas zurückfallen und ich musste Lächeln.
"Wieso läuft du denn hier so alleine durch die Gegend. Du könntest überfallen werden." Er sah mich ernst an und ich musst lachen.
"Glaub mir, ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen."
"Ein Beschützer ist aber niemals verkehrt." Er lächelte ebenfalls und legte einen Arm um mich.
"Wenn du darauf bestehst." Ich sah hoch in sein Gesicht und lehnte mich an ihn.
Schweigend liefen wir weiter. Die Stimmung vor uns hatte sich durch das Eintreffen der Affen, wenn es den möglich war, noch mehr gesteigert. Es wurde gegrölt und André hatte Luna auf seine Schultern genommen, weshalb diese nun mit viel Geschrei versuchte nicht herunterzufallen.
"Ihr seit schon verrückt." Stellte ich klar.
"Sagte die neunzehnjährige mit den blauen Haaren", ich knuffte Jan in die Seite und er lachte.
Wir liefen noch eine Weile weiter, bis er plötzlich stehen blieb. Ich sah in fragend an.
"Ich hab was für dich." Er kramte in seinen Taschen herum und zog schließlich ein schwarzes Bändchen heraus. Er nahm mein Handgelenk und legte es mir an. Ich betrachtete es. Es sah aus wie ein ganz gewöhnliches Festival-Bändchen.
"Damit du die tolle Zeit hier nicht vergisst." War darauf in hellgrau gestickt.
"Ich weiß, du magst keinen Schmuck, aber ich hab da so nen Laden heut Mittag gefunden und musste an dich denken."
"Das ist wunderschön", flüsterte ich und betrachtete weiter das Bändchen. Etwas am Rande schimmerte leicht und ich sah genauer hin. Dort war etwas in schwarz hineingestickt worden und als ich es las stockte mein Herz.
"Du bist mir unglaublich wichtig und ich möchte, dass du das weißt."
Sein Blick war auf seine Schuhe gerichtet.
"Damit du dich an die Zeit mit mir erinnerst."
Mein Hals war wie zugeschnürt und ich musste schlucken. Noch einmal sah ich zwischen dem kleinen schwarzen Herz auf dem Band und ihm hin und her.
"Du musst nichts sagen." Er sah mich an und in seinen Augen lag so viel Zuneigung. Sie sprühten gerade zu. Niemand hatte mich bisher so angesehen. Mein Herz raste und ich konnte nicht klar denken.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen packte ich sein Tshirt und küsste ihn. Ich hatte mir in letzter Zeit oft vorgestellt wie es wäre ihn zu küssen. Natürlich nur rein hypothetisch und nur um diesen Gedanken ganz schnell wieder in den hinteren Teil meines Kopfes zu verdrängen.
Aber all das verglichen mit der Realität war nichts dagegen. Seine Lippen waren warm und weich und nachdem er die erste Schrecksekunde überwunden hatte, erwiderte er den Kuss. Er schien erleichtert zu sein und zog mich näher an sich. Ich seufzte, als die Schmetterlinge in meinem Bauch ausrasteten und das Kribbeln sich in meinen ganzen Körper ausbreitete.
Doch viel zu schnell war es auch schon wieder vorbei.
"Das war definitiv mehr, als ich mir von diesem Abend erwartet hatte", seine Stimme war rau und er räusperte sich. Verlegen strich er sich durch die Haare und ich musste lachen.
"Das hat auf jeden Fall noch Wiederholungsbedarf." Sagte ich grinsend.
"Wirklich?" Ich nickte und zog ihn erneut zu mir runter. Unsere Lippen trafen erneut aufeinander, aber dieses Mal viel sanfter.
"Ich bin gerade sehr glücklich", flüsterte ich und ich spürte, dass er lächelte.
"Nicht nur du, Melina", seine Augen strahlten und er nahm meine Hände.
"Lass uns ins Hotel gehen. Ich hab ein Zimmer für mich."
"Haben wir etwa unanständige Gedanken?" Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah in spöttisch an.
"Eigentlich hätte ich vorgeschlagen 'orange is the new black' zu schauen, aber wenn du was anderes machen willst ..." Er ließ seine Hände zu meiner Hüfte gleiten, aber ich hielt sie grinsend fest.
"Nein, nein. Ich glaub, so weit sind wir in unserer Beziehung noch nicht."
"Beziehung. Das hört sich so nach Verantwortung an." Ich boxte ihn.
"Jetzt mach ja nicht die Stimmung kaputt." Ich nahm seine Hand und er folgte mir.
"Das würde ich doch niemals wagen."
Und so liefen wir Händchen haltend durch die Straßen zurück zum Hotel.
Shirins Sicht
"Hey, sagt mal. Habt ihr Melina gesehen?" Ich sah mich suchend nach meiner besten Freundin um. Sie hatte sich vorhin etwas zurückfallen lassen um für sich zu sein und ich konnte sie nur zu gut verstehen. Aber als ich mich jetzt wieder nach ihr umsah war sie nicht mehr da.
"Keine Ahnung. Aber ich hab sie vorhin mit Jan gesehen." Paola grinste mich an, "Arm in Arm versteht sich. Sah richtig süß aus."
"Und da sagst du mir nicht Bescheid?" Beschwerte ich mich lachend. Sie zuckte nur die Schultern.
"Jan war vorhin richtig nervös und hat voll Druck gemacht, dass wir die Lets Draw Folge fertig bekommen." Fügte André hinzu, der unsere Unterhaltung offenbar mitbekommen hatte.
"Wenn sich da mal nichts anbahnt. Du weißt doch bestimmt was, oder Shirin?" Hackte Luna nach, die immer noch auf Andrés Schultern saß.
"Mir hat sie nix erzählt. Sie behauptet immer noch, sie wären nur Freunde", schwindelte ich. Sie hatte mir nach unserem Gespräch heut morgen nichts mehr zu dem Thema Jan gesagt. Vielleicht würde sich das ja schon morgen früh ändern.
"Neues Youtube-Pärchen, da bin ich mir sicher. Komm, darauf stoßen wir an", rief Sascha neben Paola und hielt seine Sektflasche hoch. Wir stimmten ein und ließen unsere imaginären Gläser klingen.
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Mein Kuscheltier
عاطفيةNur eine kleine Idee, wie Jan's Geburtstag auf der Gang Tour nicht ganz so chaotisch verlaufen wäre :) #jalina