Kapitel 7 / Melina's Sicht

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Als ich das nächste Mal aufwachte war ich vollkommen orientierungslos. Der Boden unter mir schien zu schwanken. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, doch das einzige, was ich sah, war schwarzer Stoff. Noch bevor ich hoch in das Gesicht meines Trägers sah wusste ich, dass es Jan war. Sein Geruch war mir mittlerweile sehr vertraut und auch die Art, wie er mich hielt.

"Morgen Schlafmütze", grinste er mich an und ich lächelte müde zurück.

"Wo bringst du mich denn hin?" Fragte ich und sah mich weiter um. Wir liefen gerade durch die Eingangshalle der Location. Er lehnte sich mit seinem Rücken gegen die Tür und sofort kuschelte ich mich etwas mehr an ihn, als mir die kühle Abendluft entgegenschlug. Seine Schritte beschleunigten sich etwas und ich hoffte inständig, dass uns keine Fans in der Dämmerung sehen konnten. Leider war es doch so und ich hörte aus der Ferne meinen Namen rufen.

"Na toll", brummte ich, "Die würden uns wahrscheinlich noch aus nem Kilometer Entfernung erkennen".

"Tja. Jeder hat halt seine eigenen Superkräfte."

Wir waren an den Bussen angekommen. Ich bestand darauf, selbst in mein Bett zu laufen, doch Jan ließ mich nicht runter. Erst als ich die weiche Matratze in meinem Rücken spürte, zog er seine Arme zurück. Nun verschränkte er diese vor mir und legte seine Kopf darauf um mich anzusehen.

"Wo sind eigentlich die anderen alle hin?" Wollte ich wissen, da ich auf unserem Weg hierher niemanden von der Gang gesehen hatte.

"Sind feiern gegangen."

"Und du nicht?"

"Irgendjemand musste ja auf dich aufpassen", er lächelte und eine angenehmen Wärme breitete sich in meinem Körper aus.

"Du bist echt süß", ich verwuschelte seine Haare und er lachte.

"Und weil ich so süß bin mach ich uns jetzt nen Tee. Bin gleich wieder da", und mit diesen Worten verschwand er aus meinem Sichtfeld und lief in den unteren Teil des Busses.

Ich zückte mein Handy und sah mich auf meinen Socialen Netzen um. Natürlich war mein viel zu dramatischer Abgang vorhin auf der Bühne nicht unbemerkt geblieben. Unendlich viele Nachrichten hatten sich angesammelt, in denen alle besorgt um mein Wohlergehen fragten. Also twitterte ich schnell, dass alles in Ordnung war und auch auf Snappchat postete ich etwas, damit sich keiner Sorgen machen musste.

Als ich ein neues Video startete hörte ich etwas neben mir rascheln und sah mich um. Jan hatte sich wieder neben mich gehockt.

"Schaut mal, wer heute so schön auf mich aufgepasst hat", sagte ich in die Kamera und drehte das Handy dann zu Jan.

"Mein Retter in höchster Not", lachte ich theatralisch.

"Für dich doch immer".

"Awww", ich grinste ihn an und er lächelte zurück. Ich beendete das Video und stellte es in meine Geschichte. Dann sah ich wieder hoch zu Jan.

"Wo ist denn der Tee?" Fragte ich.

"Hab ihn drüben in unsern Gaming-Room gestellt. Hier ist die Wahrscheinlichkeit viel zu hoch, dass wir ne Sauerei machen."

"Ach. Hör mir bloß auf mit Stochastik", ich setzte mich vorsichtig auf um nicht wieder dem Schwindel zu verfallen. Dann sah ich hoch zu Jan.

"Jetzt schau mich nicht so überrascht an. Ich hab Mathe zwar schon immer gehasst, aber dieses Wort hat sich irgendwie in meinen Kopf gebrannt."

"Ich bin nicht überrascht. Ich hätte nur nicht gedacht, dass solche Wunder tatsächlich noch miterleben darf. Melina wirft mit komischen Mathebegriffen um sich".

Mein KuscheltierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt