Ich hab eine ziemliche Affinität zu Videos, egal, ob ich sie selbst schneide, oder mich von ihnen inspirieren lasse. Und genau so ein Video, bzw der Song in diesem Video war der Auslöser für mich, überhaupt diese Geschichte zu schreiben. Es spiegelt ziemlich genau die Emotionen wieder, die für das nächste Kapitel wichtig sind. Also ich verneige mich erfurchtsvoll vor diesen Cutterinnen (Pteryx und by pingvi) und hoffe, dass ihr versteht, was ich damit meine, wenn ihr es euch selbst anschaut.
Jetzt aber schluss mit dem Gesülze und viel Spaß mit dem neuen Teil :)
Mein Blick galt meinem PC. Ich verschob Spuren, fügte dort einen neue Melodie hinzu und schnitt das ganze passend zusammen.
Dann sah ich hinüber auf den Block der neben mir lag und ging den Text durch.
Ich erhob mich, lief auf und ab und versuchte ihn und die Melodie in Einklang zu bringen.
Meine Hände zitterte und meine Augen brannten. Aber es war mir egal. Ich hatte endlich einen Weg gefunden aus meiner kleinen Welt auszubrechen und meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Ich startete das Playback. Die Musik umhüllte mich. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich begann im Takt mit zu wippen.
Mein Gehirn schaltete sich aus uns ich war eins mit den Klängen um mich herum.
Meine Hand schloss sich um das kühle Mikrofon.
Alle die Einsamkeit, die Wut und die Verzweiflung wurden frei und ich schrie meinen Frust von der Seele.
Can you hear the Silence
Can you see the dark
Can you fix the brocken
Can you feel, can you feel my heart
Melina's Sicht
Die Musik setzte ein, als wir ungefähr auf der Hälfte des Treppenaufstiegs waren.
Automatisch wurde ich schneller. Etwas löste es in mir aus. Keine Ahnung was, aber es hatte etwas beinah unheimliches an sich.
Die letzten Stufen rannte ich nach oben und blieb schließlich leicht außer Atem vor der Wohnungstür stehen. Der Bass ließ das Holz vibrieren und die Stimme, die ich nun hören konnte jagte mir einen Schauer über den Rücken. Sie klang so schmerzvoll und gleichzeitig so wütend.
Meine Faust hämmerte gegen die Tür und ich rief seinen Namen. Immer und immer wieder, bis meine Knöchel schmerzten.
"Das bringt doch nichts", Shirin, die mittlerweile neben mir stand packte mich und zog mich eine Stück von der Wohnung weg.
"Aber wir müssen da rein. Wer weiß, was er sich antut!" Meine Stimme überschlug sich fast. Ich konnte nicht klar denken. Erneut hörte ich ihn schreien und dieses Mal schien Shirin meine Angst zu verstehen.
Sie ließ mich los und begann in ihrer Tasche zu wühlen. Mein Herz hämmerte. Das Splittern von Glas ließ mich zusammenzucken und die Panik stieg in mir auf.
"Ich muss da rein!" Ich war wild entschlossen die Tür einzutreten, als Shirin mir einen Schlüssel hinhielt.
Ich fragte erst gar nicht, woher sie ihn hatte. Ich riss ihn ihr aus der Hand und sperrte mit zitternden Fingern die Tür auf.
Die Wohnung war ein einziges Chaos. Überall lagen Bierflaschen, Klamotten und Müll herum. Die Musik ließ die Fensterscheiben erklirren. All das ignorierte ich so gut es ging und lief weiter durch die Küche bis ins Wohnzimmer.
Etwas flog durch die Luft und zerschellte neben mir an der Wand. Erschrocken sah ich in die Richtung aus der das Geschoss gekommen war und erstarrte. Mein Körper fühlte sich vollkommen taub an. Meine Beine drohte nachzugeben und ich hielt mich an dem erstbesten Gegenstand fest, den ich zu fassen bekam.
Dort war Jan. Er lief auf und ab, hatte seine Hände um ein Mikrofon geklammert und sang mit einer so rauchigen und kratzigen Stimme, die nicht zu ihm passte. Er schrie mehr, als das er sang und die Art wie er es tat trieben mir Tränen in die Augen. Es lag so viel Wut und Traurigkeit darin.
Sein Blick war leer und ausdruckslos, nur mit seinem Gesang schien er ausdrücken zu können, was er wirklich fühlte.
Sein Zustand machte mir Angst. Er schien nicht mehr er selbst, nicht mehr der Mann zu sein, den ich kannte. Ich wollte ihm helfen, aber ich konnte mich nicht bewegen.
Can you hear the Silence
Can you see the dark
Can you fix the brocken
Can you feel, can you feel my heart
Jans Sicht
Ich war frei, konnte endlich wieder durchatmen. Alles, was sich über Wochen, Monate angestaut hatte brach aus mir heraus und es tat gut.
Es machte süchtig. Das Gefühl, alles raus lassen zu können. Mein Kopf drehte sich, ich lief auf und ab.
Bilder zogen vor meinem inneren Auge vorbei. Dinge, an die ich schon ewig nicht mehr gedacht hatte. Unser erster Auftritt mit ApeCrime, die Menge, die zu einem hoch sah und jubelte, der Urlaub auf Mallorca mit der Gang, das Gefühl geküsst, geliebt zu werden.
Ich war wie in Trance, nur die Musik erinnerte mich an die Wirklichkeit und wie diese in Wahrheit aussah. Der Schmerz, die Einsamkeit. Ich schrie erneut, wollte zurück in meine Traumwelt und in den Erinnerungen versinken. Niemals wieder aufwachen.
Erneut sah ich meine Freunde vor mir. Unser Umzug nach Köln, die neue Wohnung, unsere Reise nach Amerika.
Doch all das wurde endgültig zerstört. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Hand und ich sah Blut. Meine Knie fühlten sich an wie Butter und ich fiel. Fiel aus meinem Traum auf den harten Boden der Realität. Ich hatte keine Orientierung. Alles in mir war wie taub, nur der Schmerz sickerte zu mir durch.
War es jetzt vorbei? Für immer? Ich hoffte so sehr auf das Gegenteil, aber langsam taute ich auf.
Unsere Wohnung, Scherben überall auf dem Boden, meine brennenden Hände ... und ein Gesicht.
"Alles ist gut. Alles wird wieder gut", hörte ich eine Stimme. Das Lied war vorbei und somit auch mein Rausch. Die Energie, die mich bis vor ein paar Sekunden noch wie Elektrizität durchströmt hat, war aufgebraucht. Eine gähnende Leere machte sich in mir breit und die Müdigkeit überrollte mich. Wie lange hatte ich schon nicht mehr geschlafen? Einen Tag? Eine Woche? Keine Ahnung. Ich konnte nicht denken, nicht fühlen.
Das Einzige, wozu ich noch in der Lage war, war meine Augen offen zu halten, still da zu sitzen und die Wand anzustarren, während ich immer noch die beruhigenden Worte einer Person hörte. Eine junge Frau.
Sie zog mich in ihre Arme und so blieben wir ruhig sitzen. Ihr Geruch umhüllte mich. Ich kannte diesen Geruch. Er war mir sehr vertraut. Ich fühlte mich geborgen.
"Alles wird wieder gut", hörte ich Melina sagen, dann schaltete sich mein Kopf aus.
Eure Meinung?
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Can you feel my heart
Roman d'amourInspiriert von: Can you feel my heart - Bring me the horizon Ich will eigentlich gar nicht zu viel verraten. Es geht um Jan und Melina und um ein Problem, dass sie versuchen wollen gemeinsam zu lösen. Wünsch euch viel Spaß beim Lesen :)