Kapitel 20

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Eine Woche später

Ich starrte auf die Tasten vor mir und begann erneut die Melodie zu spielen. Es beruhigte mich. Man versank förmlich in seiner eigenen Welt, zumindest für einen Augenblick.
"Okay, dass können wir so nehmen", ich blickte auf und ließ den letzten Akkord ausklingen, bevor ich meine Hände endgültig von dem Keyboard nahm.
"Gut. Dann würde ich sagen, machen wir mit dem Refrain weiter, oder?" Cengiz sah erst Mike, unseren Produzenten, und dann mich fragend an. Ich nickte nur und auch Mike stimmte zu.
Mein Blick fiel auf die Uhr. Wir hatten bereits kurz nach drei und ich seufzte auf.
Eigentlich müsste ich jetzt auf dem Weg zum Berliner Hauptbahnhof sein, um dort eine ganz bestimmte Person abzuholen, und doch saß ich jetzt hier.
"Gut, dann steigen wir da ein. Bereit?"
"Ja" und erneut begann das gleichmäßige Ticken des Metronoms auf meinen Kopfhörern. Die Aufnahme lenkte mich ab und darüber war ich mehr als froh.
Das ich hier nicht wegkam war irgendwie abzusehen gewesen. Da ich der Einzige von uns Apes war, der ein Instrument spielte, war ich auch für die Melodien verantwortlich.

André hatte sich bereiterklärt Melina abzuholen, damit wir heute so gut wie fertig werden würden.
Doch je länger ich arbeitete, desto aufgeregter wurde ich. 
Ich hatte mir Andres Ratschlag wirklich zu Herzen genommen und es hat funktioniert. Mein Schlafrythmus hatte sich wieder einigermaßen eingependelt und ich war nicht ständig deprimiert. Ich telefonierte oft mit ihr und allein der Gedanke, sie heute wieder zu sehen ließ mich grinsen.

...

Eine weitere Stunde verging, ehe ich mich erschöpft auf das alte Ledersofa fallen ließ. Seit nun fast sechs Stunden waren wir hier und jetzt, da ich ein wenig Leerlauf hatte, traf mich die Müdigkeit vollkommen unerwartet.
Mike und Cengiz redeten gerade über irgendwas. Ich versuchte wirklich zuzuhören, aber ich schaffte es einfach nicht.
Es kam mir so vor, als würden meine Augenlider nun eine Tonne wiegen und schließlich hatte ich keine Lust mehr dagegen anzukämpfen. Wieso auch, wenn Schlaf doch so verlockend war.
Ich ließ meinen Kopf nach hinten gegen die Lehne fallen. Es war nicht besonders bequem, aber es schien sowieso eine Art Talent von mir zu sein, dass ich, wenn ich wirklich wollte, überall schlafen konnte. Auch hier sitzend in unserem Aufnahmestudio

...

"Wie lange schläft er wohl schon?"
"Keine Ahnung. Hab nicht so drauf geachtet. Aber er hat es sich verdient."
"Stimmt schon. Doch das er dadurch ihre Ankunft verpasst hat, wird ihn noch eine ganze Zeit langen wurmen."
"Er hat noch lang genug was von ihr."
"Hey, zufälligerweise bin ich im selben Raum und kann euch nur zu gut hören."
Schritte waren zu hören, die sich nun entfernten, zusammen mit dem Gekicher meiner Freunde. Es war ruhig, und genau deswegen hatten ich keine Lust meine Augen zu öffnen. Dafür war der Moment einfach zu schön.
Die Stille, das Gefühl, völlig entspannt zu sein. Das leise Rascheln von Stoff und die Wärme, die an meiner rechten Schulter zu lehnen schien und sich langsam in meinem gesamten Körper ausbreitete.
Ich wusste nicht wirklich, was um mich herum geschah. Zwar hätte ich es mir denken können, aber auch dafür war ich zu faul. Tatsache war, das ich mich seit langer Zeit wieder vollkommen wohl fühlte.
Ein sanfter Luftzug streifte meine Wange, dann ein leichter Druck auf meine Lippen. Ein Lächeln konnte ich nicht unterdrücken. So warm und weich.
Ein leises Kichern ließ mich dann aber doch aufhorchen, bevor sich erneut ihr Mund auf meinen legte.
"Wusste ich's doch, dass du nicht schläfst", flüsterte sie und schon war mein Bedürfnis, mich schlafen zu stellen, verschwunden.
"Wie lange bist du schon hier?"  Langsam öffnete ich meine Augen und als ich endlich wieder in dieses Blau sehen konnte, lief mir ein Schauer über den Rücken. War sie schon immer so schön gewesen, oder bildete ich mir das nur ein?
"Ich hab dich vermisst", sagte sie und nun war ich derjenige, der sie küsste. Ich versuchte so viel Gefühl wie möglich in diesen Kuss mit einfließen zu lassen. Ein leises seufzen entwich ihr, was mich lächeln ließ.
"Und ich dich erst", flüsterte ich und sie lachte leise. Meine Stirn lehnte an ihre und ich schloss meine Augen. Mehr brauchte ich nicht. Sie in meinen Armen, ihr Geruch, ihr Atem, der meinen Hals steifte. Die Leere wurde ausgefüllt und mehr war für mich nicht nötig um glücklich zu sein.

Meinungen wie immer ab in die Kommens und danke, für die 7.000 Views ☺️❤️
Werd versuchen diese Woche den ersten Teil meiner Kellina Ff/Oneshot zu veröffentlichen. Seid also gespannt ☺️

Wünsch euch wie immer eine wundervolle Woche ❤️

Can you feel my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt