Kapitel 17 / Melina's Sicht

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Zwei Wochen später

Die letzten Besorgungen für Berlin standen an. Die Jungs würden vier Wochen in der Hauptstadt bleiben und ich hatte mir fest vorgenommen, sie in der zweiten zu besuchen. Früher ging leider nicht, denn wie es nun mal so ist, war es so ziemlich bei jedem mir bekannten YouTuber momentan stressig. Unter anderem, weil die ersten Planungen für die GangTour 2.0 anstanden.

"Du bist so still", ich hatte meinen Blick auf die Einkaufstüten in meiner Hand gerichtet gehabt und sah nun auf. Jan stand vor mir und musterte mich. Ich zuckte nur die Schultern.

"Ach, keine Ahnung. Es ist einfach alles so chaotisch im Moment."

Da er fertig mit bezahlen war wandte ich mich von ihm ab und ging Richtung Ausgang.

Die Sonne schien und so langsam taute die Welt aus ihrer Winterstarre auf. Die ersten Vögel zwitscherten. Hier und da konnte ich schon etwas Grünes erkennen und auch mehr Menschen waren wieder auf den Straßen Kölns unterwegs.

"Sei nicht so trübsinnig. Wir haben schließlich noch ein paar Tage, bis wir fahren." Er lief wieder neben mir und ich nahm seine Hand.

"Ja, ich weiß. Ich hab trotzdem keine Lust" schmollend schob ich meine Unterlippe vor, was ihn zum Lächeln brachte.

"Komm schon. Normalerweise bist du es doch, die mich aufheitern muss"

"Dann ist es ja wohl mein Recht, jetzt von dir getröstet zu werden."

"Gut" ich sah ihn von der Seite an, aber er schwieg, noch immer ein Lächeln auf den Lippen.
Wir sagten nichts, bis sein Griff etwas fester wurde und er seine Schritte beschleunigte.

"Was ist denn jetzt los?" Fragte ich überrascht, aber er antwortete nicht. Also musste ich wohl oder übel mit ihm Schritt halten. Nicht besonders leicht, wenn man noch eine volle Einkaufstüte mitschleppen muss.

Gerade wollte ich erneut nachhaken, als er stehen blieb und ich erkannte, wohin er mich geführt hatte. Wir befanden uns am Ufer des Rheins und vor uns erstreckte sich der "Steinstrand", den die Jungs gerne aufsuchten. Es war für sie mit der Zeit zu einem Ort geworden, wo man wirklich entspannend konnte. André hatte mir mal erzählt, dass sie, als sie damals nach Köln gezogen waren hier eine riesige Party veranstaltet haben. Viele Leute hatten sie an dem Abend kennen gelernt, unter anderem die ziemlich verrückte Brünett Regina.

Ich hatte die Taschen vor mich gestellt und meine Hände auf das Eisengeländer vor mir gelegt. Tief atmete ich durch und spürte gleich darauf zwei Arme, die sich um meine Mitte legten. Meine Augen schlossen sich von ganz alleine und ich lehnte mich an seine Brust.

"Dir ist klar, dass du mich nicht mehr so leicht loswerden wirst, oder?" sanft küsste er meinen Hals und ich konnte als Antwort nur nicken.

"Wir werden die paar Wochen schon irgendwie rumkriegen. Und gleich danach beginnt schon die Tour. Da hocken wir eh alle wieder aufeinander." die Erinnerung an letztes Mal ließ mich auflachen und ich legte meine Hände auf seine.

"Erinnerst du dich an deine Geburtstagsparty?"

"Sicher. Und die vielen Nächte im Bus, die wir versucht haben zu schlafen."

"Ein paar Mal bin ich bei dir eingepennt."

"Oh ja. Das waren die schönsten Nächte."

Normalerweise hätte ich solche Unterhaltungen unter vollkommen kitschig eingestuft, doch hier mit Jan am Rhein schien es irgendwie zu passen. Das dumpfe Gefühl in meiner Brust verschwand allmählich und wurde nun von der Wärme, die seine Worte in mir auslösten, verdrängt. Ein leises Lachen ließ seinen Oberkörper erbeben und ich drehte mich leicht zu ihm um.

„An was denkst du?" fragte ich.

"Nichts besonderes. Nur, dass mir damals noch nicht aufgefallen ist, dass du im Schlaf sabberst"

Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder?
Empört schlug ich im gegen die Brust.

"Na vielen Dank auch." Er lachte nur und aber ich versuchte ernst zu bleiben, was mir aber eher schlecht gelang.

"Du bist echt ein Idiot", ich konnte nur meinen Kopf schütteln.

"Ich weiß, aber das magst du an mir."

"Ach sei ruhig" ich hatte die Arme verschränkt und sah an ihm vorbei.

Zumindest solange, bis er seine Hände an meine Wangen legte und mich dazu brachte, ihm wieder in die Augen zu schauen. Diese blauen Augen, die noch vor wenigen Wochen voller Wut und Trauer gewesen waren. Aber davon war nun nichts mehr zu sehen. Stattdessen strahlten sie so viel Zuneigung und Wärme aus, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich.
Sanft legte er seinen Mund auf meinen und nach kurzem zögen erwiderte ich den Kuss.

"Geht's dir jetzt besser?" er lächelte und dieses Lächeln war der Grund, wieso es mir tatsächlich besser ging. Aber ich wollte es ihm auch nicht zu leicht machen.

"Wenn ich noch einen bekommen, dann vielleicht", grinste ich. Er tat mir den Gefallen und das Kribbeln zog sich von seinen Berührungen durch meinen ganzen Körper.

Ja, wir würden die nächsten Wochen überstehen, aber ich werde ihn wohl mehr vermissen, als ich mir jetzt eingestehen wollte. Ich war von ihm abhängig. Aber auf eine gute Art. Er hielt mich aufrecht und ich versuchte das Selbe bei ihm. Es funktionierte, was dazu führte, dass ich seit langem wieder wirklich glücklich sein konnte. Und das war die Sache, die mir am wichtigsten erschien.


Ich dachte mir, ich lass auch mal wieder was von mir hören. Ist zwar nur ein kleines Kapitel geworden aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.

Wünsch euch ein schönes Wochenende ☺️❤️

Can you feel my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt