Follow you - Bring me the horizonIrgendwas fühlte sich falsch an. Ein seltsames Unwohlsein hatte mich gepackt und aus dem Schlaf gerissen. Ich wollte zurück in die Wärme meiner Decke abtauchen, doch es ging nicht. Irgendetwas fehlte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich eine Frage an die Oberfläche meines Verstandes bahnte. Wie war ich überhaupt eingeschlafen?
Wiederwillig öffnete ich meine Augen und sah mich um.
Das schwache Licht der Stadt sickerte durch meinen Vorhang, weshalb es nicht vollkommen schwarz um mich herum war. Eigentlich eine Sache, auf die ich in den letzten Wochen immer geachtet hatte. Fenster komplett abdunkeln, sodass ich in der Lage war mein Umfeld auszublenden. Aber was war jetzt anders?
Ich konnte die Umrisse des Zimmers erkennen. Schrank, Schreibtisch, Bett. Mein Blick blieb an der Tür hängen. Ich konnte Stimmen vernehmen und ab und zu huschte ein Schatten draußen vorbei. Vermutlich die Katzen.
Erschöpft seufzte ich auf und ließ mich zur Seite fallen. Das Lacken war kalt, da ich auf der anderen Seite der Matratze geschlafen hatte.
Ein beinah süßlicher Duft stieg mir in die Nase. Nichts besonderes. Eine Mischung aus Deo, Shampoo mit einer Note Apfel und etwas, was ich nicht wirklich zuordnen konnte. Mein Kopf war wie benebelt und schien wie in Zeitlupe zu arbeiten. Meine Dosis an Energy Drinks hatte bestimmt schon vor Stunden aufgehört zu wirken und die Müdigkeit überrollte mich wie ein Laster.Und doch kämpfte etwas gegen die Leere und den Nebel in mir an. Eine Information die, wie ich glaubte, bestimmt ziemlich wichtig war. Von höchster Priorität, und wenn ich es nicht besser wüsste, musste ich dringend herausfinden, was das war. Doch das Einzige, was mein Gehirn offenbar produzieren konnte war diese widerlich wabernde Masse, gegen die ich machtlos war.
Erneut atmete ich tief ein und ließ mich in diesen Duft fallen.
Geborgenheit, Zuflucht, Vertrauen.
Es tat so gut und die Leere schien sich mit jedem Atemzug etwas zu schließen.
Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Ja genau, ein Lächeln. Eine Regung von der ich glaubte, ich hätte sie verlernt.Die Erkenntnis durchzuckte mich wie ein Blitz, durchfuhr meinen Körper und der Nebel verschwand. Mein Herz verspürte wohl das plötzlich Verlangen aus meiner Brust springen zu wollen und ich keuchte auf.
Ich saß kerzengrade im Bett und alles, was passiert war, spielte sich nun erneut vor meinem inneren Auge ab. Meine Gedanken überschlugen sich.
Sie war hier!
Obwohl, ganz stimmte das nicht. Sonst könnte ich sie jetzt in meinen Armen halten, durch ihr Haar streichen, ihre Haut unter meinen Fingern spüren. Also, wo war sie?!Draußen war es still geworden. Die Unterhaltung hatte geendet und angestrengt lauschte ich in die Stille hinein. Dann vernahm ich das leise Tapsen zweier Füße, das Licht im Flur wurde gelöscht und meine Tür öffnete sich.
Ich konnte sie nicht sehen, aber Ihre Präsens machte mich bald wahnsinnig. Sie war hier! Nach all den Wochen. Endlich.Sie schien mich nicht bemerkt zu haben und bahnte sich nun ihren Weg durch den Wust in meinem Zimmer. Ohne lange darüber nachzudenken, und bevor sie sich noch irgendwas brach, beugte ich mich zu meinem Nachtisch und knipste eine Lampe an.
Das Rascheln verstummte und ich drehte mich zu ihr um."Du bist wach", stellte sie fest und sah mich leicht überrumpelt an.
"Sieht ganz so aus."
Ich erwiderte ihren Blick. Sie schien zu zögern, warum auch immer. Sie war wie versteinert, und diese Starre löste sich erst, als ich auf die leere Seite der Matratze rechts von mir klopfte.
Sie fuhr sich durch die Haare und ging meiner Einladung nach.Unauffällig musterte ich sie um mir auch wirklich sicher zu sein, dass das hier kein Traum war. Sie war tatsächlich hier. Und auch wenn ich in diesem Moment alles durch eine rosarote Brille sah, entging es mir trotzdem nicht, wie fertig sie aussah.
Ihre Haare waren wild, ihre Gesicht viel zu blass und ihre Augen rot. Sie hatte geweint.
Im Schneidersitz ließ sie sich neben mir nieder und lehnte sich an das dunkle Kopfende des Bettes. Ich ließ sie nicht aus den Augen und erneut wurde mir klar, dass es nur einen Grund für ihren Zustand gab."Bitte sag mir, dass du nicht wegen mir geweint hast", murmelte ich. Ein leises Lachen entfuhr ihr.
"So langsam scheint dein Ego zurückzukommen", scherzte sie und auch mir huschte ein kleines Lächeln übers Gesicht.
"Dann ist das also ein ja?" Fragte ich nach. Sie antwortete nicht, sondern wandte sich mir zu.
"Ich wünschte ich könnte es verneinen."
Ich hatte es bereits gewusst, tief im Innern, doch als sie es aussprach traf es mich trotzdem. Es tat weh und ich hätte mich am liebsten geschlagen. Ich tat ihr weh! Immer und immer wieder!
"Scheiße", murmelte ich. Ich wollte so viel Distanz zwischen uns bringen wie irgend möglich und war dabei aufzustehen, doch sie griff nach meinem Handgelenk.
"Es wird's nicht besser machen, wenn du jetzt wieder vor deinen Problemen wegläufst."
Ihre Augen durchbohrten mich. Sie hatte recht. Natürlich hatte sie recht. Aber ich konnte damit einfach nicht umgehen.
Ich blieb wo ich war und hockte mich ihr Gegenüber auf die Matratze."Ich hab mit Regina geredet." Das würden die Stimmen vorhin in der Wohnung erklären. Wieder durchzuckte es mich, aber nicht, weil sie meine Hände in ihre nahm, sondern weil dieser Satz 'ich hab mit Regina geredet' ungefähr dieselbe Bedeutung hatte wie 'wir müssen reden'.
"Dir ist also klar geworden, dass das mit uns keinen Sinn macht"
Sie widersprach nicht und diese Still machte mich fertig. Es war Antwort genug.
Da sie nicht daran dachte, mich loszulassen, wandte ich meinen Blick von ihr ab. Ihre blauen Augen taten nur noch mehr weh.
Verdammt! Es fühlte sich einfach so an, als würde sie eine jahrelange Beziehung beenden, und dabei waren wir nicht mal zusammen.
Etwas strich sanft über meine Wang und nur diese Berührung reichte aus, um meinen Kopf leer zu fegen."Sieh mich an".
Ich tat was sie sagte. Mein Wille hatte sich verabschiedet. Was war nur los mit mir?
Wieder traf blau auf blau, doch dieses Mal sah ich nicht weg. Ich versank darin wie schon so oft. Es war ein warmer Blick und es ließ mich die Situation vergessen, in der wir uns befanden. Mein Fokus lag einzig und allein auf ihr.
Wir hatten uns angenähert und es viel mir erst auf, als unsere Nasen sich beinah berühren. Erneut hämmerte mein Herz und ich konnte ihren Atem bereits auf meinen Lippen spüren. Doch ich war wie versteinert, konnte nicht begreifen, was hier gerade geschah.
Und dann passierte es. Sie legte ihren Mund sanft auf meinen und mir blieb die Luft weg. Meine Gedanken begannen erneut zu rotieren, und ein Schauer lief mir über den Rücken.Das war nicht echt. Das könnte einfach nicht echt sein. Ich träumte, dem war ich mir sicher. Und doch ließ ich mich darauf ein.
Ihre Hände lagen an meinen Wangen, ihr Duft umhüllte mich.
Ein leises Seufzen entwich mir und ich konnte spüren, dass sie lächelte.
Es war kein besonders langer Kuss und als sie sich von mir löste legte ich meine Stirn an ihre.
Es war still, nur unser unregelmäßiger Atem war zu hören.
Eine ganze Weile saßen wir uns einfach so gegenüber und sagte nichts. Und je länger das Schweigen anhielt umso mehr wurde mir klar, dass das hier doch kein Traum war. Wir waren hier, in meinem Zimmer, beide psychisch ziemlich angeschlagen und doch hatte Melina mich geküsst. Oder vielleicht genau deswegen? Aber warum?
"Wieso hast du das getan?" Sprach ich schließlich meine Gedanken aus. Ich löste mich etwas von ihr um sie ansehen zu können und die erwiderte meinen Blick. Noch immer umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen, doch sie wirkte nachdenklich. War das hier etwa nur aus der Laune raus entstanden? Bedeutete es ihr überhaupt irgendwas?
"Ich denke", sie hielt kurz inne und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Ich ließ sie nicht aus den Augen und um ehrlich zu sein, ich hatte Angst vor ihrer Antwort.
"Es tut uns gut. Es hilft uns. Wir können nicht ohne einander und es wäre falsch es immer wieder zu leugnen."
Mein Puls setzte aus. Hatte sie das wirklich gesagt?
"Du meinst, du ..." Sie wusste bereits, was ich sagen wollte und nickte nur.
"Ich werde an deiner Seite bleiben. Es ist diese Nähe, die uns beiden fehlt. Ich fühl mich immer so wohl bei dir und irgenwie ... normal. Hier kann ich ich selbst sein."
Meine Kehle war wie ausgetrocknet und ich musste schlucken.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen zog ich sie in meine Arme und ließ mich zurück in die Matratze sinken. Sie lag nun halb auf mir und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge.
Ich fuhr durch ihr Haar und drückte sie, wenn das irgendwie noch möglich war, noch näher an mich.Nie wieder würde ich sie loslassen. Nie wieder.
Meinung, Ideen, Feedbeck, wie immer in die Kommens :)
Wünsch euch noch nen traumhaften Tag/Abend ❤️❤️❤️
DU LIEST GERADE
Can you feel my heart
RomanceInspiriert von: Can you feel my heart - Bring me the horizon Ich will eigentlich gar nicht zu viel verraten. Es geht um Jan und Melina und um ein Problem, dass sie versuchen wollen gemeinsam zu lösen. Wünsch euch viel Spaß beim Lesen :)