Mitfahren konnten wir in dem Krankenwagen nicht, als rief Shirin ein Taxi für uns beide und eine halbe Stunde später saßen wir in der Notaufnahme. Man hatte bereits angefangen ihn zu behandeln, also hieß es für uns warten.
Ich hatte André angerufen, gleich nachdem wir hier angekommen waren. Er meinte, sie würden versuchen so schnell wie möglich zu uns zu kommen. Ihr Projekt war fürs erste auf Eis gelegt, bis es Jan wieder besser ging.
Noch immer hallte das Lied in meinem Kopf nach. Es war einfach nicht weg zu kriegen und das machte mich fertig. Es erinnerte mich immer und immer wieder an Jans leeren Blick und die ungeheurer Zerstörungswut, die einfach nicht seine Art war.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und riss mich so aus meinen Gedanken.
"Er ist in ein Zimmer im ersten Stock verlegt worden." sagte Shirin. Ich nickte, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstanden hatte. Dann erhoben wir uns und machten uns auf den Weg.
Shirin meinte, sie würde draußen warten und so war ich mit ihm alleine.
Er lag in einem der typischen Krankenhausbetten und als ich das Zimmer betraten lächelte er. Erleichterung machte sich in mir breit. Es schien bergauf zu gehen.
"Hey", begrüßte ich ihn und setzte mich an den Rand seines Bettes.
"Hey", seine Stimme war rau und heißer, doch er versuchte stark zu sein. Ich konnte spüren, wie unangenehm die ganze Situation war, also versuchte ich es ihm so angenehm wie möglich zu machen.
Ich nahm seine Hand in meine und betrachtete sie.
Das Glas, was in seiner Hand gepatzt war, hatte Wunden hinterlassen. Tiefe Schnitte zogen sich durch seine Handfläche und es waren mehrere Stiche notwendig gewesen, um sie halbwegs wieder zusammen zu flicken.
Doch ich war mir sicher, dass es wieder verheilen würde. Es würde nur eine Narbe zurückbleiben, dann wäre er so gut wie neu. Von außen zumindest. Denn was mir viel mehr Sorgen bereitete waren immer noch die dunklen Schatten unter seinen fast schwarz wirkenden Augen. Etwas war in ihm zerbrochen wie Glas und ich hatte meine Zweifel, ob das jemals wieder heilen konnte.
Ich hatte nicht bemerkt, dass ich weinte, erst als Jans Daumen sanft über meine Wange strich blickte ich auf.
"Tut mir leid", flüsterte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen.
"Muss es nicht. Ich bin hier derjenige, der sich entschuldigen sollte."
"Naja. Eine Erklärung würde schon reichen."
Er wich meinem Blick aus und schaute zu Boden. Da er nichts sagen wollte und ich in dem Moment auch nicht wusste, was ich sagen sollte, schwiegen wir.
"Ich hab André Bescheid gesagt", unterbrach ich schließlich irgendwann die Stille, "sie wollen so schnell es geht her fahren." Er nickte nur und starrte wieder an die Wand. Wie konnte ich ihn nur aus diesem Zustand rausholen?
"Jan? Sie mich an!" Er tat was ich verlangte und wieder bohrten sich diese kalten Augen in meine.
"Bitte sag mir, was mit dir los ist. Es macht mich fertig, dich so zu sehn."
Und erneut blieb er stumm.
"Verdammt Jan. Wie soll ich dir denn helfen, wenn du nicht mit mir redest." Meine Stimme war immer lauter geworden.
"Ich brauch keine Hilfe", flüsterte er.
"Und wie du die brauchst. Verdammt, du bist depressiv!" Erschrocken über meine eigenen Worte hielt ich mir die Hand vor den Mund. So hatte ich das nun wirklich nicht sagen wollen. Und wer war ich bitte schön, dass ich solche Behauptungen aufstellte.
"Du weißt nicht das geringste." Seine Augen waren nun nicht mehr leer, sondern voll von Wut.
"Ich brauch deine Hilfe nicht. Ich brauch von niemandem Hilfe. Schon morgen bin ich ihr raus. Du wirst sehen, mir geht es bestens."
Ich zuckte bei jedem seiner Worte zusammen. Es tat weh ihn so sprechen zu hören und die Tatsache, dass es ihm egal war, wie sehr ich mich um ihn sorgte machte es nur schlimmer.
"Nein", flüsterte ich nur und schüttelte den Kopf. Meine Stimme brach und ich stand auf.
"Ich werd dich nicht so einfach aufgeben, dass kannst du vergessen." Und mit einem letzten Blick auf Jan verließ ich das Zimmer.
Feedback immer gern gesehen :)
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Can you feel my heart
RomanceInspiriert von: Can you feel my heart - Bring me the horizon Ich will eigentlich gar nicht zu viel verraten. Es geht um Jan und Melina und um ein Problem, dass sie versuchen wollen gemeinsam zu lösen. Wünsch euch viel Spaß beim Lesen :)