Chapter 13

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Als ich die Augen aufschlug, empfing mich Dunkelheit. Ich gähnte und schaute mich um. Die Vorhänge waren ganz zugezogen, sodass kein einziger Lichtstrahl den Weg in mein Zimmer fand.

Moment mal, mein Zimmer?!

Tatsächlich. 

Ich bin wieder zu Hause, aber wie bin ich hier her gekommen?

Verwirrt kniff ich die Augen zusammen. Dann öffnete ich sie wieder. Und immer noch war ich in meinem Bett, das in meinem Zimmer stand! 

''Hayden!'', schrie ich nach ihr.

Ein paar Sekunden verstrichen bis eine muntere Hayden die Tür öffnete, die Vorhänge zurückzog und es sich neben mir bequem machte. Helligkeit vertrieb die Dunkelheit, die bis eben noch geherrscht hatte. Geblendet schloss ich die Augen.

''Ja?''

Ein fragender Ausdruck glitt über ihr Gesicht. Ihre Stirn war gerunzelt, ihre schwarzen Haare waren zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt worden. Man sah ihr die Erschöpfung definitiv an.

''Was mache ich hier? Was machen wir hier?''

''Ahh, also das ist so'', sie stoppte und erzählte weiter, ''Aiden hat Joe gesucht und gefunden. Dann hat er ihm das Geständnis abgenommen und ihn schließlich der Polizei ausgehändigt. Na ja, der Fall ist erledigt und wir sind frei, endlich. Ach und Joe ist jetzt in einem Hochsicherheitsgefängnis. Irgendwo im nirgendwo.''

''Ja, aber ich kann mich nicht erinnern hier her gekommen zu sein?''

Haydens Augen glänzten. Ein kleines, liebevolles Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie spielte mit einer Haarsträhne in den Händen.

''Ja?'', fragte ich, als nach ein paar Minuten immer noch nichts kam.

Sie schien in Gedanken zu sein.

''Oh, tut mir leid! Ich war in Gedanken. Wie war die Frage noch einmal?''

Sie kratzte sich verlegen den Nacken.

''Schon okay, aber wie bin ich hier her gekommen?''

''Aiden hat dich getragen'', grinste sie.

''Was?''

Ich öffnete geschockt den Mund. Zu mehr war ich nicht fähig. Wenn ich daran dachte, dass Aiden mich getragen hatte, mich berührt hatte, mich sogar im Schlaf beobachtet hatte, schoss mir die Röte ins Gesicht. Beschämt versteckte ich mich hinter meiner Decke. Ich weiß nicht wieso, doch schlafen war für mich etwas intimes. Man war absolut wehrlos, wusste nicht was man tat. Im Schlaf konnte man sich nicht hinter einer Maske verstecken, stattdessen zeigte man sein wahres Gesicht, seine wahren Gefühle, seine geheimsten Geheimnisse. Alle unterdrückten Gefühle gelangten an die Oberfläche. Es war, als würde man ein offenes Buch lesen. Genauso fühlte ich mich gerade. Ich fühlte mich wie ein offenes Buch. 

Wer weiß, was ich alles gemurmelt habe, oder sogar noch getan habe! Oh Gott! Ich will gar nicht daran denken.

''Victoria?'', Haydens belustigte Stimme holte mich wieder in die Gegenwart, ''keine Sorge. Du hast nicht gesprochen.''

Es war, als würde sie meine Gedanken lesen können. Doch das war unmöglich, Hayden hatte keine Gabe. Es war einfach so, dass sie mich am besten kannte, besser als Natalia, besser als jeder andere. Sie war meine zweite Hälfte, ohne sie gäbe es kein mich. So komisch es sich anhörte, aber es war wahr. Sie war alles für mich, wenn ich sie jemals verlieren würde, würde ich auch mich verlieren. Sie war immer für mich da, sie war meine Stütze. Dieses zierliche Wesen mit den rehbraunen Augen, die einem immer das Gefühl gaben, geliebt zu werden, diese schwarzen Haare, welche ihr Gesicht wie schwarze Seide umgaben und es immer so liebevoll erscheinen ließen. Ohne sie wäre ich schon längst in ein tiefes Loch gefallen und niemand könnte mich retten. Niemand. Ich wäre verloren, verloren in der Dunkelheit, in der bodenlose Schwärze, in der einem alles egal war. Nichts würde mehr wichtig erscheinen, man hätte keine Gefühle, kein Gewissen. Nichts. Alles was zurück bleiben würde, wäre undurchdringbare Leere.

Exception - Suche nach der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt