Exception - Suche nach der Wahrheit

Chapter 06

Nach der langweiligen Schicht im Café - wischen, Bestellungen aufnehmen, Bestellungen bringen, kassieren, wischen, Bestellungen aufnehmen... - ließ ich mich erleichtert auf mein Bett fallen.

''Puh...''

Müde rieb ich mir über die Augen und blickte kurz zu Hayden, welche nervös mit ihren Händen spielte.

''Was ist los, Hayden?''

Erschrocken blickte sie auf und öffnete zögernd den Mund.

''Vici'', unsicher ließ sie den Blick im Raum umher schweifen, um mir ja nicht in die Augen zu sehen, ''du weißt ja, Werwölfe brauchen ein Rudel. Wir sind keine Einzelgänger...''

''Weiter?'' 

Erwartungsvoll sah ich sie an.

''Aiden hat mir angeboten in sein Rudel aufgenommen zu werden und ich..''

Sie schluckte. Mit aufgerissenen Augen starrte ich sie an.

''Und ich habe natürlich angenommen.''

SIE HAT WAS?

Meine Nasenflügel blähten sich auf, mein Blick spießte sie förmlich auf. Adrenalin schoss durch meinen Körper, mein Herz schlug schnell gegen die Rippen. Meine Atmung beschleunigte sich.

'Beruhig dich. Atme tief ein und aus. Ein. Aus. Ein. Aus. Es gibt nichts, weswegen du dich aufregen musst. Sie braucht ein Rudel. Tief in dir hast du es ja geahnt, dass sie aufgenommen wird. Du würdest dasselbe tun, nicht wahr? Also sei eine gute Freundin und freu dich für sie.'

Ich seufzte. Meine innere Stimme hatte recht. Ja, ich hatte es geahnt.

Egal, auch wenn ich Aiden nicht mag, Hayden braucht ein Rudel und Aiden ist sicher ein guter Alpha.

Meine Atmung wurde langsamer, mein Herzschlag schlug gleichmäßig weiter, wie als wäre nie etwas geschehen. Das Adrenalin baute sich schnell wieder ab.

''Tut mir leid, ich habe kein Recht sauer auf dich zu sein. Es ist dein Leben, also auch deine Entscheidungen. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.''

Ich lächelte sie vorsichtig an. Hayden sprang fröhlich auf und umarmte mich stürmisch.

*

In dieser Nacht hatte ich mal wieder eine Vision.

''Abraxas!''

Ihre wütende Stimme hallte im großen Versammlungssaal, als sie die Tür aufriss und auf Abraxas zu rennen wollte. Sofort drehten sich alle Köpfe zu ihr um, manche flüsterten, manche starrten sie mit einem seltsamen Blick an. Zwei Vampire standen auf, packten sie und hielten sie davon ab, ihm an die Kehle zu springen. Wütend knurrte sie.

''Was möchtest du, Liebes? Kann das nicht bis nach der Versammlung warten?'', schmunzelte er.

''Du weißt ganz genau, um was es geht!''

Erkenntnis spiegelte sich in seinen Augen, als Abraxas zu lächeln anfing. Es war kein nettes Lachen, es war ein grausames.

''Ich werde es nicht zu lassen! Nein, darauf kannst du dich gefasst machen!'', kreischte sie, als die zwei Vampire sie hinauszerrten.

Dann fiel die Tür ins Schloss. Für einen Moment war es still, doch dann war es Josua Walker, der das Wort ergriff.

''Was bedeutet das, Abraxas? Von was redet meine Schwester da?''

''Ich weiß nicht, wovon sie spricht'', meinte er gleichgültig und zuckte mit den Schultern.

Doch seine Augen sagten etwas anderes. Machtsucht und eine tiefgreifende Boshaftigkeit lag in ihnen. Josua Walker machte sich Sorgen. Große Sorgen. In was war seine Schwester nur bloß rein geritten? Hatte es etwas mit ihr zu tun? Nachdenklich starrte er vor sich hin, doch ihm fiel einfach nicht ein, was es sein könnte. Seufzend pustete er sich eine blonde Locke aus der Stirn. Er beschloss, nachher zu seiner Schwester zu gehen und sie zur Rede zu stellen. Zufrieden mit seinem Plan, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Versammlung, die unter dem riesigen Wandteppich, auf dem das Zeichen der ZDI - ein Schädel in Feuer - hineingewebt war, sass.