Chapter 18

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Laut schreiend sass ich senkrecht im Bett. Tränen liefen mir pausenlos über die Wange. Schluchzer erschütterten meinen Körper. Meine Atmung klang abgehackt und unregelmäßig, mein Herz schlug doppelt so schnell wie üblich. Es hatte sich so echt angefühlt. Haydens Tod, die Schmerzen, Abraxas...

''Victoria?'', erklang Haydens müde, aber dennoch besorgte Stimme, ''was ist los? Was hast du geträumt? Oder war es eine Vision?''

''Ich weiß es nicht, Hayden. ICH WEIß ES EINFACH NICHT'', kreischte ich, ''ich will nicht, dass es Wirklichkeit wird. Ich... Hayden...''

Laute Schluchzer erfüllten den dunklen Raum. Warme Arme umschlossen meinen kühlen, zierlichen Körper. Haydens Arme. Ich fühlt mich geborgen, erwünscht und einfach getröstet.

''Vici, hör mir zu. Es war NUR ein Traum, okay? Du hast schlecht geträumt, das war alles. Was auch immer du geträumt hast, wird ein Traum bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt sollten wir schlafen, bald müssen wir wieder aufstehen. Ich bleibe heute Nacht bei dir.''

Ich nickte leicht. Zu mehr war ich im Moment nicht fähig. Diese grausamen Bilder blitzten immer und immer wieder vor meinem inneren Auge auf, was mich jedes Mal zusammen zucken ließ. 

''Danke, Hayden'', war das letzte, was ich mit gebrochener Stimme gesagt hatte, bevor unsere gleichmäßige Atmung das einzige Geräusch in dem dunklen Raum war.

*

Am nächsten Morgen erschrak ich prompt, als ich in den Spiegel geschaut hatte. Tiefe Augenringe hatten sich unter meinen geröteten Augen abgesetzt. Meine Haut war bleich, bleicher als sonst. Fast so bleich wie die weiß geflieste Wand neben mir. Meine sonst so weichen Lippen  waren spröde. Meine Haare hingen kraftlos hinab. Also fasste ich sie zu einem hohen Zopf zusammen. Die Augenringe deckte ich mit Concealer ab. Schnell tuschte ich noch meine Wimpern und trug Lippenpflege auf meinen trockenen Lippen auf. Den Labello packte ich noch in in meine Tasche.

''Geht es dir besser?'', erklang plötzlich Haydens Stimme hinter mir.

Ich stieß einen kurzen Schrei aus, da ich sie nicht bemerkt hatte. Sofort tauchte das Bild von Haydens Leiche vor meinem inneren Auge auf. Meine Finger verkrampften sich um das Waschbecken, sodass meine Knöchel weiß hervor traten. Tief durchatmend verdrängte ich dieses grausame Bild. 

''Klar'', meinte ich nicht wirklich überzeugend.

Zweifelnd schaute mich Hayden an, nickte aber dann.

''Gut, können wir los?'', fragte sie mich dann leicht lächelnd.

''Ja'', meinte ich ihr Lächeln erwidernd, wobei es wahrscheinlich eher wie eine Grimasse aussah.

Was solls.

*

''Du siehst echt scheiße aus, Victoria!'', rief mir Shawn zu.

''Danke, gleichfalls, du Hackfresse'', schrie ich ihm zu, während ich ihm meinen schönsten Finger zeigte.

Hayden kicherte. Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, wobei ich hoffte, dass es so danach aussah, dann wendete ich mich wieder ab. Ich kaute auf meiner Unterlippe, während ich die verschiedenen Schüler betrachtete. Laut kichernd stand eine Gruppe von Mädchen neben dem Eingang, welche die verschiedensten Jungs verträumt anstarrten und sich ihre langen Haare um den Finger wickelten, wobei sie hofften, dass es verführerisch aussahen würde. Aber ich kann euch sagen, es sah einfach behindert aus. Ich verkniff mir ein Lächeln und beobachtete drei Jungs. Ein Junge, ich schätzte ihn auf etwa 15, stand verängstigt gegen einen Baum gelehnt da und kniff die Augen zusammen, als ein großgewachsener Junge zum Schlag ausholte. Der andere stand belustigt daneben. Doch soweit kam es gar nicht. Binnen einer Sekunde stand ich vor dem Jungen und packte die auf jetzt mich zurasende Faust. Ich drückte fest zu.

Exception - Suche nach der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt