Kapitel 10

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Seufzend setze ich mich auf mein Sofa und fahre mir mit meiner Hand über mein Gesicht. Das ist ganz schön viel auf einmal. Ich weiß nicht wie es ihr geht aber bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Bei ihr vermutlich nicht. Ich stehe auf und schnappe mir mein Handy. Ich brauche jemanden zum Reden. "Marco? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist so früh! Ist etwas passiert?" meldet sich meine Schwester. "Kann man so sagen." seufze ich. "Marco? Was ist los?" Sie klingt nun hellwach. "Eben hat es an meiner Tür geklingelt und dieser Flavio stand vor der Tür. Und jetzt liegt Elizabeth oben in meiner Wanne." Ich habe Yvonne natürlich von Elizabeth erzählt. "Das ist ein Scherz! Wieso denn das?" "Ihr Mann hat sie übel zugerichtet. Ihre gesamte linke Gesichtshälfte ist tiefblau. Ich bin mir sicher, dass da etwas gebrochen ist. Und auf ihrem... Po... hat sie blutige Striemen. Er muss sie mit irgendwas geschlafen haben. Ich weiß nur nicht womit. Aber es sieht einfach nur übel aus." "Oh Gott. Die Arme muss komplett durch den Wind sein. Geh zu ihr und versuch irgendwie mit ihr zu reden, sie zu beruhigen, für sie da zu sein, okay?" "Okay." hauche ich etwas erschöpft. "Okay. Ich sehe morgen mal vorbei, ja?" "Danke, Yvi. Du bist die Beste." "Ich weiß, Brüderchen. Aber ich würde dann jetzt erst einmal weiter schlafen, wenn du nichts dagegen hast?" "Natürlich nicht. Schlaf gut." "Mach ich. Und du rede mit der Frau, die dein Herz schneller schlagen lässt." Ich lächle. "Mach ich. Bis später." "Bis später." Sie legt auf und ich lege mein Handy weg. Langsam gehe ich nach oben, durch mein Schlafzimmer und zur Tür, die zu meinem Badezimmer führt, das nur von meinem Schlafzimmer erreichbar ist. Ich klopfe und warte einen Augenblick. Als keine Antwort kommt öffne ich vorsichtig die Tür und spähe hinein. Elizabeth steht in der Wanne, hat mir den Rücken zugedreht und sieht auf das Wasser hinab. Die Arme hat sie um ihren nackten Oberkörper geschlungen. "Oh, tut mir leid, ich wollte nicht einfach so-" "Schon gut." unterbricht sie mich, doch dann zuckt sie zusammen. "Tut mir leid, ich darf dich nicht unterbrechen. Das gehört sich nicht." Ich schüttle den Kopf und seufze. "Was tust du da?" Ich versuche nicht auf ihren Hintern zu starren, dessen Schönheit von mindestens 20 blutigen Striemen zerstört wird. Ich schlucke schwer und gehe näher zu ihr. "Ich habe Angst vor dem Schmerz, der mich erwartet, wenn ich mich ins Wasser setze." "Oh. Ich verstehe. Ähm..." Ich überlege angestrengt. "Ich könnte das Wasser raus lassen und neues rein machen. Also nur lauwarm und ohne Schaum. Dann brennt es vielleicht nicht so." Sie sieht mich über ihre Schulter hinweg an. "Würde das denn okay sein?" "Aber natürlich, Elizabeth. Nimm meine Hand, dann kannst du erst einmal kurz raus, damit ich neues Wasser einlassen kann." Sie sieht mich unsicher an, doch dann legt sie ihre Hand in meine und ich helfe ihr aus der Wanne ohne dabei ihren nackten Körper anzusehen. Das gehört sich einfach nicht. "Hier, nimm das Handtuch, damit du nicht frierst." "Danke." sagt sie leise und hält den Blick gesenkt. "Ich lasse das Wasser aus der Wanne und dann wieder neues hinein. Als es dann eine gute Temperatur hat sehe ich zu Elizabeth. "Soll ich dir helfen?" Sie nickt, lässt das Handtuch fällen und ich halte ihr meine Hand hin, während ich in ihre Augen sehe. Ihre wunderschöne Augen. Sie ergreift meine Hand zögerlich und steigt dann in die Wanne. "Gib mir die andere Hand auch. Und dann setzt du dich ganz langsam und vorsichtig hin, okay?" Sie nickt und gibt mir auch noch ihre andere Hand. Dann setzt sie sich langsam. Als sie mit dem Wasser in Berührung kommt, kneift sie die Augen zusammen und drückt meine Hand ganz fest. "Ganz vorsichtig. Und wenn es nicht geht, dann steh wieder auf." Sie atmet schwer und hält immer mal wieder die Luft an, dazu beißt sie ganz doll die Zähne zusammen. Ein paar Tränen laufen ihr über die Wangen und dann sitzt sie ganz im Wasser. "Okay, und jetzt lehn dich hier hinten an und heb dann den Po etwas an, damit du den Boden der Wanne nicht so berührst." Sie nickt und setzt meine Worte in die Tat um. "Geht es?" "Ja, aber es tut sehr weh." "Ich habe eine gute Salbe, die du nach dem Baden drauf machen kannst. Ich lege sie dir hin." Sie nickt. "Kannst du das machen?" "Was?" "Meine Haut eincremen?" Ich sehe sie mit großen Augen an. Ich kann doch nicht... Oh Gott. "Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn ich das mache." Sie nickt wieder. "Kann ich schon verstehen. Ist okay." Ich lege den Kopf schief. Denkt sie jetzt, dass ich sie hässlich oder verabscheuend finde? Das ist definitiv nicht der Fall. "Ich meine, dass ich das für keine gute Idee halte, weil du ja verheiratet bist und wir kennen uns ja kaum und so. Da kann ich ja nicht einfach deinen..." Ich schlucke schwer. "... Po eincremen." "Okay." murmelt sie leise. "Hast du Hunger oder Durst?" Sie sieht mich mit großen Augen an und nickt heftig. "Beides?" Wieder nickt sie. "Okay, ich gehe dann mal nach unten und mache dir etwas zu Essen, ja? Komm einfach nach unten, wenn du fertig bist mit Baden oder ruf, wenn etwas ist. Ich lasse die Türen angelehnt, damit ich dich in dem Fall hören kann, ja?" "Ja." antwortet sie mir. Ich stehe auf und gehe dann nach unten in die Küche, wo ich ihr einfach zwei Brötchen aufbacke und einen Tee für sie mache. Nach einer ganzen Weile kommt sie dann in ihrer Decke gehüllt runter. "Ich habe dir Brötchen gemacht. Was soll ich dir drauf machen?" "Ähm... Hast du Nutella?" fragt sie verlegen. "Klar." lächle ich und mache es ihr auf das eine Brötchen, welches ich ihr dann gebe. "Mmh." seufzt sie zufrieden und schließt genüsslich die Augen. "Magst du Nutella so gerne?" lache ich. "Ja, aber ich habe es immer nicht gegessen, weil ich keinen Gramm fett zu viel haben wollte. Wegen Gideon. Und außerdem habe ich seit zwei Tagen nichts gegessen und getrunken." Ich sehe sie entsetzt an. "Wieso denn das?" "Gideon hat mich in seinem BDSM-Zimmer eingesperrt, nachdem er meinen Hintern mit dem Rohrstock bearbeitet hat." sagt sie leise. "Mein Gott. Das ist schrecklich!" Sie sieht mich traurig an. "Ich vermisse ihn." "Wie bitte?" Sie zuckt mit den Schultern. "Ich liebe und vermisse ihn. Ich verzeihe ihm die Tat." "Wieso hat er es überhaupt gemacht?" Sie kaut langsamer und sieht mich an. Vermutlich überlegt sie gerade, ob sie es mir sagen soll. "Ich habe ihn angelogen und ihm verschwiegen, dass ich schwanger bin." Nein! Oh mein Gott. Schwanger? Von dem? "Ich sollte zu ihm zurück gehen." sagt sie leise. "Nein, das solltest du nicht, Elizabeth. Er wird dir wieder weh tun." "Meine Liebe ist stärker." sagt sie leise und streichelt kurz ihren Bauch. "Okay, du bist einfach durch den Wind. Du kannst jetzt in meinem Bett schlafen und morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus, okay?" "Okay." sagt sie leise. "Dann komm, ich bringe dich noch hoch ins Bett." "Danke, Marco, für alles. Vielleicht hast du ja recht." "Womit?" "Darf ich eine Weile hier bleiben?" "Aber natürlich." lächle ich. "Danke." antwortet sie leise und folgt mir dann nach oben in mein Schlafzimmer.

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