Kapitel 17

3.3K 190 17
                                    

24.08.2015

Ich sehe mich im Spiegel an und drehe mich hin und her. "Da sieht man noch nichts, Elizabeth." sagt Gideon. Ich zucke vor Schreck zusammen und ziehe mein Top wieder runter. "Hast du mich erschreckt." "Tut mir leid." sagt er und verschwindet ins Bad. Ich seufze und gehe runter in die Küche. "Frühstück, Mrs Collins?" fragt Anne lächelnd. "Ja, bitte. Ich würde gerne ein paar Pfannenkuchen essen." "Kommt sofort." lächelt sie und beginnt den Teig anzurühren. Ich verlasse die Küche und gehe ins Wohnzimmer, wo ich mich ans Klavier setze und zu spielen beginne. Ich kann drei Instrumente spielen. Klavier, Gitarre und Geige. Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich Klavier und Geige spielen kann. Gitarre wollte ich von mir aus können und somit habe ich das noch dazu gelernt. Nach 10 Minuten höre auch wieder auf zu spielen und seufze. Was tue ich hier nur? Das Leben einer Vorzeigefrau war nie das, was ich mir wünschte oder ersehnte. Ich stehe auf und gehe zurück in die Küche, wo ich bereits einen Pfannenkuchen auf dem Teller liegen habe. Ich setze mich und mache mir etwas Apfelmuß drauf, ehe ich ihn einrollen und dann esse. Gideon setzt sich zu mir und sieht mich an. "Mr Collins? Für Sie auch Pfannenkuchen?" "Nein." murrt er und Anne zieht sich zurück. "Was ist los mit dir?" frage ich ihn vorsichtig. Seit ein paar Tagen ist er bereits so launisch. "Nichts. Iss und dann lass uns gehen." Ich nicke und esse schnell auf. "So willst du gehen?" "Nein, ich wollte mir erst nach dem Essen mein Kleid anziehen. Ich habe bereits alles bereitgelegt." "Na schön. Beeil dich." Ich nicke und laufe schnell hoch ins Schfazimmer, wo ich mir eines der neuen Kleider anziehe, die ich mir letztens nach meinem Besuch im Krankenhaus gekauft habe. Ich frage mich, ob Flavio Kontakt zu Marcos Schwester aufgenommen hat. Ich sollte ihn bei der nächsten Gelegenheit fragen. Allerdings nur, wenn Gideon nicht dabei ist.

Am Abend, nachdem wir den ganzen Tag auf einer dieser öden Geschäftsveranstaltungen waren, bin ich alleine Zuhause und langweile mich. Gideon ist vor einer Stunde nach New York geflogen. Er wird wohl zwei Nächte dort sein und dann wieder zurück kommen. Er hat mir erzählt, weshalb er dort hin muss, aber ich bin eine schlechte Ehefrau und habe nicht zugehört. Bei so etwas schalte ich einfach auf stumm. Er hat Carlo, Jason und Mike, drei der Sicherheitsleite, mitgenommen. Flavio, Rico und David sind hier bei mir und passen auf mich auf. So ein Schwachsinn. Aber so bin ich wenigstens nicht allein. "Mrs Collins? Ein Herr Reus steht unten am Empfang und möchte Sie besuchen." sagt Rico plötzlich. "Tatsächlich? Dann holen Sie ihn bitte hoch." lächle ich. Rico nickt und geht zum Aufzug, um Marco zu holen. Was macht er hier? Was mag er wohl wollen? Nach ein paar Minuten gehen die Türen vom Aufzug auf und Marco tritt gemeinsam mit Rico aus dem Aufzug. "Wow. Das ist mal 'ne Hütte." murmelt er ehrfürchtig. "Tja, ich hasse dieses Penthouse." kichere ich. Er grinst mich an und umarmt mich zur Begrüßung. "Wie geht es dir? Du hast dich gar nicht mehr gemeldet." "Mir geht es gut." lächle ich. Er runzelt leicht die Stirn, nickt dann aber. "Flavio hat mir geschrieben." "Was?" frage ich verwirrt. "Ja, er schrieb, dass dein Mann nicht zuhause sei und du dich langweilst. Dann hat er mir die Adresse geschickt und schon bin ich hier." grinst er und breitet präsentierend die Arme aus. "Okay, und was nun? Ich meine, du dürftest eigentlich gar nicht hier sein." Marco presst die Lippen aufeinander. "Was?" frage ich unsicher. "Alleine dieser Satz. 'Du dürftest eigentlich gar nicht hier sein.' Was sonst? Verprügelt er dich wieder? Das ist richtiger Scheiß, Lizzy." "Wenn du hergekommen bist, um mit mir zu meckern, dann kannst du gleich wieder gehen. Gideon hat mir geschworen nie wieder die Hand gegen mich zu erheben und hat mir versichert, dass er unser Baby und mich liebt. Ich bin mit ihm verheiratet, ich liebe ihn und ich bin schwanger von ihm! Da kann ich nicht einfach von ihm weg! Du stellst dir das so einfach vor, aber das ist es nicht! Was soll das denn bringen? Ich bin von Gideon abhängig. Nicht, was das Geld betrifft, sondern allgemein. Sein Geld brauche ich nicht. Ich bin selber Multimillionärin. Aber da gibt es noch so etwas wie Gefühle, die mich an ihn binden. Und ein Baby, das seinen Daddy braucht." Marco schüttelt den Kopf. "Du bist blind, Lizzy. Du liebst ihn doch überhaupt nicht." "Woher willst du das denn wissen? Du kennst mich doch überhaupt nicht! Du kannst nicht über mich oder über meine Gefühle urteilen. Das kann nur ich! Und ich sage, dass ich ihn liebe!" "Das denkst du nur. Das ist aber überhaupt nicht so. Du redest dir bloß ein, dass du diesen Mann liebst. Er liebt dich garantiert nicht. Sonst würde er dich nicht schlagen." Verärgert presse ich die Lippen aufeinander. "Ich sagte es bereits und ich sage es noch einmal. Du kennst mich überhaupt nicht." "Hör doch damit auf! Du belügst dich selbst!" Ich zucke zusammen und weiche einen Schritt zurück. Marco sieht mich erschrocken an und mustert mich fragend. "Was ist?" "Du machst mir Angst, wenn du so mit mir redest." sage ich leise und senke den Blick. "Oh nein, Lizzy, das war nicht meine Absicht. Es tut mir leid, ja? Ich wollte dich nicht anscheien. Es tut mir nur im Herzen weh zu sehen, dass du einfach so bei diesem Mann bleibst. Und vor allem, dass du dein Kind dieser Gefahr aussetzt. Stell dir vor das Kind nervt ihn und er schlägt es daraur. Siehst du dann auch einfach weg?" Ich schüttle den Kopf. "Hey, sieh mich an." Ich hebe sofort den Blick und sehe ihm in die Augen. "Nicht weinen." sagt er leise und wischt mir mit dem Daumen die Träne weg, die mir über die Wange läuft. "Wieso sagst du, dass ich meinen Mann nicht liebe? Wieso sagst du solche Sachen zu mir? Wieso interessiert dich mein Wohlergehen überhaupt?" Marco kommt mir zwei schnellen Schritten auf mich zu und drückt mich gegen die nächstgelegene Wand. Seine Hände umfassen zärtlich mein Gesicht. "Weil ich dich liebe, Elizabeth." haucht er und legt seine Lippen plötzlich auf meine.

Hol mich hier rausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt