Prolog

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"Möchten Sie, Gideon Collins, die hier anwesende Elizabeth Winston zu ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? So antworten Sie mit Ja, ich will." "Ja, ich will." antwortet Gideon und lächelt mich an. "Und Sie, Elisabeth Winston, möchten Sie den hier anwesenden Gideon Collins zu ihren rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? So antworten Sie mit Ja, ich will." Ich schlucke schwer. Eigentlich nicht. Zumindest nicht ganz freiwillig. Ich liebe ihn ja schon irgendwie aber ich bin ihm schon vor meiner Geburt versprochen worden! Ganz freiwillig ist das hier also wirklich nicht. Ich sehe zu Gideon hoch, der mich stirnrunzelnd ansieht. Ich kenne ihn erst seit einem halben Jahr. Und nun soll ich ihn heiraten. Er ist ein großes Tier in der Businesswelt. Er hat sämtliche Unternehmen und mehr Geld als Verstand. Ich hasse meine Eltern dafür, dass sie ausgerechnet ihn zu meinem Ehemann machen wollen. Er scheint irgendwie ganz nett zu sein aber ich habe ein komisches Gefühl im Magen. Keine Ahnung, was das ist. Alle starren mich an. Sie wollen eine Antwort von mir hören. Ich darf nicht verneinen, auch wenn ich gern verneinen möchte. Ich kenne ihn zu wenig, um ihn richtig lieben zu können. Ich schlucke noch einmal schwer. "Ja, ich will." antworte ich leise. Merken all diese Leute hier denn nicht, dass ich mit dieser Antwort nicht glücklich bin? Nein, das merken sie nicht. Der Grund ist, dass ich diese Leute alle gar nicht richtig kenne. Gideon und ich drehen einander zu und sehen uns an. Er verzieht den Mund zu einem Grinsen, was ich falsch erwidere. Mit all den Jahren habe ich gelernt zu lächeln, ohne es ernst zu meinen. Und dennoch hat sich die Übung gelohnt, denn niemand kann unterscheiden, welches Lächeln echt ist. Gideon steckt mir den Ring auf den Finger, der ungefähr so viel kostet wie ein Einfamilienhaus. Dann stecke ich Gideon seinen Ring auf den Finger und dann küsst er mich einfach. Noch nie haben wir uns geküsst. Ich bin noch nie geküsst worden. Mein Vater hat mir jeglichen Kontakt mit Jungs verboten. Ich war sogar auf einem Internat, auf das nur Mädchen gehen. Meine Freundinnen sind hochnäsige Zicken, die sich von ihren Eltern alles in den Arsch stecken lassen und lästern ohne Ende. Über den, der gerade nicht da ist, wird gelästert. Und wenn der jenige dann wieder da ist, dann ist das wieder die aller beste Freundin und Schwester. Ich hasse all diese Mädchen. Aber sie sind alle hier. Auf meiner Hochzeit. Es war immer ein Traum von mir zu heiraten, doch so habe ich mir das ganz bestimmt nicht vorgestellt. Gideon löst sich von mir und nimmt meine Hand. Dann gehen wir den langen Gang der Kapelle entlang bis nach draußen, wo wir von Fotografen belästigt werden. Sie alle wollen ein Foto von ihm und seiner Frau. Sie sind geil auf das Geld, das sie für die Fotos von uns bekommen werden. Wie ich all das hier doch hasse. Aber es wird jetzt schlimmer für mich werden. Immerhin bin ich die Frau des reichsten Mannes von Europa. Und das gefällt mir ganz und gar nicht.

Und das flaue Gefühl in meinem Magen bestätigt sich...

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