Kapitel 1

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Jeden Tag sehe ich dieses Bild vor mir, wie sie kauernd vor unserem Haus saß. Es war im Herbst und Kalt. Es regnete wie aus kübeln. Ich backte Brote für unsere Bäckerei. Ich helfe dort jeden Tag nach der Schule und am Wochenende aus. Ich stand gerade am Ofen als meine Mutter wie von einer Tarantel gestochen nach draußen rannte und rief: „Verschwinde von unserem Grundstück! Und Finger weg von unserer Mülltonne. Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man an den Mülltonnen von anderen Leuten nicht zu suchen hat. Geh zurück in den Saum! Wir haben selbst hier alle kaum etwas zu Essen. Ich schaute aus dem Fenster und sah sie. Sie war ausgehungert und trotzdem wunderschön. Ich wollte ihr helfen. Deshalb ließ ich ein paar Brote im Ofen anbrennen. Meine Mutter war stinksauer. Sie gab mir eine heftige Backpfeife und befahl mir die Brote an die Schweine zu verfüttern. Als ich vor der Tür trat, saß sie immer noch zusammen gekauert im Gebüsch und beobachtete uns. Ich hatte starkes Mitleid mit ihr und warf ihr daraufhin ein Brot zu. Die anderen gab ich den Schweinen. Sie beobachtete mich noch eine Weile, bis nach einem kurzen Zögern das Brot zu sich nahm. Als ich wieder rein ging, stauchte mich meine Mutter abermals zusammen. Meine zwei älteren Brüder lachten mich aus und meinten ich sei ein Träumer und eigentlich für nichts zu gebrauchen. Das Verhältnis zwischen mir und meinen Brüdern war nie richtig eng. Ich war der jüngste von uns drei und wurde von ihnen ständig unterdrückt. Nur beim Ringen konnte ich mich beweisen. Meine Mutter ist sehr streng und temperamentvoll. Sie nörgelte eigentlich immer an irgendetwas herum. Und mein Vater, der hielt sich weitgehend aus den Sachen heraus. Er ist wie ich ein ruhiger Mensch und hilfsbereit. Auch wenn es bei uns in der Familie oft nicht rund läuft, liebe ich sie trotzdem. Schließlich können wir auch zusammen halten. Zwar nur an wenigen Tagen im Jahr, aber wir können es. Ein besonderer Tag des Jahres ist heute. Der Tag der Ernte.



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