Kapitel 21

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In der Nacht war es sehr ruhig. Warum sollte es auch anders sein. Der Regen trommelte weiterhin auf die Erde. Aber ich hatte das Gefühl, er wird langsam schwächer. Ich beobachte wie jede Nacht Katniss beim Schlafen. Ewig werden wir nicht mehr in dieser Höhle bleiben können. Wir sind noch zu viert. Fuchsgesicht, Cato und wir zwei. Wir sind Distrikt 12 schon sehr nahe gekommen. Vielleicht noch drei oder vier Tage müssen wir hier verbringen, dann sind wir frei. Auch wenn meine Vorfreude steigt, ist mir auch mulmig zu Mute, denn das heißt auch, dass die Spielmacher uns irgendwann zusammentreiben müssen und wir Cato oder Fuchsgesicht, je nachdem sogar beiden direkt gegenüberstehen werden.

Nach ungefähr vier Stunden wecke ich Katniss vorsichtig auf und reiche ihr eine Hälfte des Brötchens mit frischem Ziegenkäse und Apfelschnitzchen. Ja, ich hatte Hunger und konnte nicht widerstehen. Auch Katniss scheint wieder Appetit zu haben und beißt genüsslich zu. „Mhm... Lecker!", seufzte sie vor sich hin. „In der Bäckerei verkaufen wir Apfelkuchen mit Ziegenkäse", erzählte ich ihr. „Ziemlich teuer schätze ich", antwortet sie darauf hin nüchtern. „Zu teuer für meine Familie, es sei denn er ist sehr alt. Wir essen fast nur altbackene Sachen.", erklärte ich ihr und legte mich hin zum Schlafen. Katniss musste wohl über meine Worte eine Weile nachdenken, aber sie sagte nichts mehr.

Nach ein paar Stunden werde ich von Katniss geweckt. Ich küsse sie lange. Ich habe beschlossen die Zeit hier noch so gut es geht zu Nutzen und so gut es geht zu genießen. Katniss reißt sich los und meint: „Wir verschwenden Jagdzeit". Jetzt realisierte ich erst, dass es tatsächlich aufgehört hat zu regnen. Das heißt, wir werden unsere Höhle heute das erste Mal seit Tagen beide gemeinsam verlassen. „Verschwenden würde ich das nicht nennen", antworte ich ihr verschmitzt. „Sollen wir mit leeren Magen jagen, damit wir mehr Ansporn haben?", frage ich sie noch. Ja, man merkt, dass ich überhaupt keine Ahnung vom Jagen habe, denn Katniss antwortet recht amüsiert: „Im Gegenteil. Wir werden uns den Bauch voll schlagen damit wir auch durchhalten. Gesagt, getan. Katniss greift zum inzwischen kalten Eintopf und teilt ihn komplett auf. Ich war etwas verwundert. „Wir holen es uns heute zurück.", sagte Katniss voller Vorfreude. Sie freut sich auf den heutigen Tag, ich hoffe nur, dass ich ihr nicht eine allzu große Last sein werde. Wir essen schnell auf. Wir kasperten noch etwas umher und machten uns über Effi lustig. Aber irgendwann hatte es Katniss dann doch eilig und wir packten zusammen und brachen auf. Katniss gibt mir ein Messer. Die Sonne war recht warm. Eigentlich ein schöner Tag, wenn da nicht das Unbehagen wäre. „Jetzt jagt uns Cato bestimmt schon. Cato ist nicht der Typ, der auf seine Opfer wartet.", sage ich zu Katniss. „Aber wenn er verletzt ist...", versucht Katniss mir zu entgegnen. „Das macht nichts.", unterbreche ich sie. „Falls er laufen kann, wird er kommen", erkläre ich ihr weiter. Ich kenne Cato. Schließlich habe ich anfangs hier in der Arena ein paar Tage mit ihm in der Gruppe verbracht. Katniss und ich laufe zum Bach und füllen unsere Wasserflaschen. „Wenn wir etwas zu Essen haben wollen, dann müssen wir am besten zurück zu meinem Jagdgebiet gehen.", meinte schließlich Katniss zu mir, während sie die Fallen kontrollierte. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt Fallen aufgestellt hat. „Wie du meinst.", sage ich. „Sag mir nur was ich tun soll", sage ich weiter. Sie weiß, dass ich überhaupt keine Ahnung habe. Für mich ist da alles fremd. Ich kenne den Wald nicht. Ich bin ein Bäcker und kein Jäger. „Halte einfach Ausschau und versuche so lange wie möglich nur auf den Steinen zu laufen, damit wir keine Spuren hinterlassen. Und sperr die Ohren für uns beide auf", weist mich Katniss schließlich an. Wir laufen schließlich weiter den Bach entlang immer weiter Richtung Wald. Irgendwann liefen wir über Tannennadeln, da keine Steine mehr auf dem Boden lagen. Irgendwann schaut mich Katniss recht genervt an. „Was ist?", frage ich. „Du muss dich leiser bewegen. Sonst verjagst du die ganzen Kaninchen im Umkreis von 15 Kilometern.", sagt sie dann. „Tatsächlich? Das wusste ich nicht", antworte ich ihr schließlich und gab mir beste Mühe so leise wir möglich zu laufen. Doch es scheint wohl doch noch zu laut sein, denn nach nur wenigen Metern dreht sich Katniss erneut um und weist mich an, die Stiefel und Socken auszuziehen. Ich zögere kurz und ziehe schließlich meine Schuhe aus. Katniss tut es mir gleich. Danach liefen wir weiter in den Wald hinein. Ich merke, dass Katniss genervt ist, weil ich ihr wohl immer noch zu laut bin. Sie hört man kaum gehen, und ich fühle mich hier wie ein Elefant im Porzellanladen. Wenn wir wirklich was zu essen haben wollen, wäre es am besten, wenn sie allein jagt. „Katniss, wir müssen uns trennen. Ich weiß, dass ich das ganze Wild vertreibe", sage ich schließlich. „Daran ist dein Bein schuld.", meint Katniss schließlich leicht mitfühlend. Vielleicht auch einfach nur, damit ich mich besser fühle. „Ich weiß.", sage ich schließlich. „Wieso gehst du nicht einfach allein los? Sag mir einfach, was essbar ist und ich sammle dann einfach. So machen wir uns beide nützlich.", schlage ich vor. „Und dann kommt Cato und tötet dich", entgegnet Katniss doch gereizt. Ich musste lachen. „Ach, mit dem werde ich schon fertig. Schließlich habe ich schon einmal gegen ihn gekämpft.", versuchte ich sie umzustimmen. Sie scheint immer noch nicht ganz glücklich zu sein, mich hier allein zu lassen. „Wie wäre es, wenn du auf einen Baum kletterst und Ausschau haltest, währenddessen ich jage.", schlägt sie schließlich vor. Sie lässt mich echt wie ein Schwächling aussehen. Ich war enttäuscht und auch genervt. „Wie wäre es, wenn du mir zeigst, welche Pflanzen essbar sind und du das Fleisch besorgst?", versuchte ich ihren Tonfall nachzuäffen. Katniss seufzt. Sie ist nicht glücklich mit dem Gedanken mich allein hier zurückzulassen, aber schließlich gibt sie nach und zeigt mir ein paar Wurzeln, die ich ausgraben kann. Danach pfiff sie zwei Tonfolgen vor, die ich nachmachen musste. „Pfeife einfach hin und wieder dieser Tonfolge, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist. Ich werde das gleiche machen.", sagt sie dann zu mir. Ich nicke, danach verschwindet Katniss im Wald. Ich buddelte ein paar Wurzel aus und legte sie auf die Plane, die wir in der Höhle als „Regenschutz" hatten. Ich pfeife immer wieder mal und hörte nach, ob Katniss zurückpfiff. Als ich dann so ziemlich alles Stellen umgegraben habe, die in einem näheren Umkreis sind, laufe ich wieder Richtung Bach, in der Hoffnung einen Strauch mit frischen Beeren zu finden. Tatsächlich, da ist ein Strauch mit Beeren. Sie hatten eine kräftige Farbe. Sie sahen so ähnlich aus wie Brombeeren, nur etwas kleiner. Aber schön saftig. Ich pflücke ein paar dieser Beeren und lege sie auf den Haufen. Die Versuchung eine zu probieren war sehr groß, aber ich empfinde es einer besseren Idee, diese zuerst Katniss zu zeigen, da ich diese Beeren nicht kenne und nicht weiß ob diese vielleicht giftig sind. Es vergehen einige Minuten und ich bin so mit dem Sammeln beschäftigt, dass ich das Pfeifen ganz vergesse. Irgendwann höre ich Katniss meine Stimme rufen. Ich rufe ihr nicht zurück. Ich laufe vorsichtig mit dem Beeren zurück, als plötzlich ein Pfeil knapp an mir vorbeifliegt. Ich erschrecke und weiche einen Schritt zurück, währenddessen ich die Beeren wegschmeiße. Ich sehe Katniss an, die schäumt vor Wut. „Was machst du da? Du solltest hierbleiben und nicht im Wald herumrennen", fährt sie mich schließlich an. Ich zeige auf die Beeren, welche ich auf die Plane gelegt habe. „Ich habe diese Beeren unten beim Bach gefunden.", erkläre ich ihr und laufe auf Sie zu. „Ich hab gepfiffen! Warum hast du nicht geantwortet?", schrie sie mich weiter an. Sie hatte keine Angst mehr gehört zu werden, denn sie einfach zu sauer. Ich lege die Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu beruhigen. „Ich habe es nicht gehört. Das Wasser am Bach ist laut.", sage ich zu ihr. Sie zitterte. „Ich hab gedacht Cato hat dich getötet.", sagt Katniss schließlich. „Nein, mir geht es gut", sage ich und versuchte sie in meine Arme zu nehmen, aber sie riss sich los. „Wenn zwei Leute ein Signal ausmachen, bleiben sie nah beieinander, damit man den anderen auch hört. Und wenn der andere dann nicht mehr antwortet, dann bedeutet das, dass derjenige in Gefahr ist, klar?", erläutert sie dann. „Klar!", antworte ich ihr und hebe die Beeren auf dem Boden auf, um sie ihr zu zeigen. „Gut, denn genau das ist mit Rue passiert und dann durfte ich ihr beim Sterben zusehen.", sie kämpfte mit den Tränen. Ich erinnerte mich an das Gespräch, als mir Katniss erzählte, wie Rue gestorben ist. Katniss geht Richtung unsere Vorräte. „Du hast genascht.", fuhr sie mich dann erneut an. Ich war verwundert. „Was nein!", entgegne ich ihr. „Ach, dann haben die Äpfel den Käse gegessen.", sagt sie dann. „Ich weiß nicht, wer oder was von dem Käse gegessen hat. Ich war es nicht. Ich war unten am Bach und habe diese Beeren gesammelt, willst du welche?", frage ich sie und reiche ihr eine Handvoll. Katniss betrachtet die Beeren vorsichtig. Sie zögerte sehr lange, als traue sie dem Schein nicht. Plötzlich knallt es. Wir erschrecken beide. Wir drehen uns um und indem Moment erscheint ganz in der Nähe ein Hovercraft und befördert Fuchsgesicht aus der Arena. Cato!!! Denke ich sofort und schnappe mir Katniss und ziehe Richtung Baum. Er ist in der Nähe, er darf uns nicht entdecken. „Rauf mit dir, er wird gleich hier sein, wir haben bessere Chancen, wenn wir von hier oben Kämpfen", sage ich zu ihr. Cato wird uns bestimmt beim Streiten gehört haben, er weiß, dass wir hier in der Nähe sind und wird schneller da sein, als wir gedacht haben. Doch Katniss bremst mich. „Nein Peeta, du hast sie auf dem Gewissen, nicht Cato.", sagt sie ganz ruhig zu mir. Ich bin verwirrt. „Ich habe sie doch seit Tagen nicht mehr gesehen. Wie sollte ich sie getötet haben?", frage ich deshalb. Katniss antwortet mir nicht und hält mir stattdessen eine Beere vor das Gesicht. Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, dass die Beere sie umgebracht hat. „Bevor ich euren Vorrat in die Luft jagte, stahl Fuchsgesicht einige Sachen. Sie hat immer nur so viel mitgenommen, wie sie gerade so zum Überleben brauchte. Es ist euch deshalb nie aufgefallen. Sie hat uns entdeckt. Sie hat den Käse, die Äpfel und die Beeren gesehen. Sie hat dann wohl etwas Käse mitgenommen und die Beeren. Sie wusste wie du nicht, dass diese giftig sind. Schließlich hast du sie ja für uns gesammelt.", klärte Katniss mich dann auf. „Mein Fehler, schätze ich, wenn ich nicht so laut wäre, wie du sagst, hätte sie uns nicht gefunden.", sage ich. „Sie ist sehr schlau, bzw. war es", sagt Katniss schließlich. Sie versuchte nett zu sein. „Du hast sie halt ausgetrickst.", sagt sie weiter. „Aber nicht mit Absicht!", entgegne ich ihr. „Wir hätten genauso tot sein können, wenn sie diese nicht zuvor gegessen hätte...", ich schaue sie während ich rede an und merkte, dass ich nicht mit meiner Vermutung falsch lag. „Du hast sie erkannt, nicht wahr", stelle ich schließlich fest. Katniss nickt und antwortet: „Bei uns heißen sie Nachtriegel." „Tut mir leid. Ich dachte es wären die gleichen Beeren, die du damals gesammelt hast", entschuldige ich mich schließlich. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Immerhin sind wir dadurch ein Schritt näher am Ziel, lebend hier rauszukommen", sagt Katniss schließlich zu mir. Ich wollte den Rest entsorgen, aber Katniss meinte, dass wir vielleicht Cato damit austricksen können. „Cato weiß jetzt bestimmt, wo wir sind. Schließlich hat er auch die Kanone gehört und vielleicht auch das Hovercraft gesehen. Er wird davon ausgehen, dass wir sie getötet haben und wird sich auf den Weg machen", sage ich zu Katniss. „Du hast Recht... komm wir machen gleich ein Feuer, damit wir das Fleisch und die Wurzeln gleich zubereiten können", sagt sie zu mir. Sie fängt an Äste und Gestrüpp zu sammeln. „Bist du bereit dich ihm zu stellen?", frage ich sie schließlich, denn das Feuer bzw. der Rauch wird uns erst recht verraten. „Ich bin bereit zu Essen, so lange wir noch die Gelegenheit haben. Wenn er wirklich weiß, wo wir sind, wird er so oder so kommen. Das werden wir nicht ändern können. Aber er wird auch wissen, dass wir Fuchsgesicht getötet haben. Er wird auch davon ausgehen, dass wir zu zweit unterwegs sind. Das setzt voraus, dass du wieder vollkommen hergestellt bist. Mit dem Feuer zeigen wir ihm, dass wir keine Angst haben. Wir laden ihn regelrecht ein. Würdest du dann an seiner Stelle kommen und dich zeigen?", erläutert Katniss auf meine Frage. „Eher nicht.", antworte ich ihr und mache mit ein paar gekonnten Griffen ein Feuer. Wir braten das Fleisch an. Die Wurzeln garen in Blättern eingewickelt in der Glut. Ich bewundere Katniss. Sie weiß sich mit einfachen Mitteln zu helfen. Man merkt eindeutig, dass sie regelmäßig jagt und im Wald in der Natur unterwegs ist. Nachdem alle Speisen gar sind, packen wir zusammen. Katniss drückt mir noch ein Hasenbein in die Hand und schlägt die Richtung tiefer in den Wald ein. Sie wird wohl in den Bäumen, wie zu Beginn der Spiele, nächtige wollen. „Ich kann nicht so gut klettern wie du", sage ich nicht so begeistert. „Aber auf dem offenen Gelände ist es viel zu gefährlich.", entgegnet mir Katniss. Sie hat ja Recht... Ich überlege kurz. „Können wir nicht zurück zur Höhle? Sie ist nahe am Wasser und leicht zu verteidigen.", schlage ich schließlich vor. Ich hatte nicht wirklich die Hoffnung, dass Katniss auf meinen Vorschlag eingeht. Doch zu meinem Erstaunen willigt sie schließlich ein und gibt mir sogar einen Kuss. „Das war aber leicht.", sage ich. Bevor wir unser Rastplatz verlassen, werfen wir noch etwas Holz auf die Glut, damit es noch länger raucht. Den Rückweg nehmen wir direkt durch den Bach. Wir schwiegen die ganze Zeit, und ich merke wie ich müde werde. An der Höhle angekommen füllen wir noch schnell unsere Wasserflaschen auf und kriechen dann zurück, zu unserem „alten Schlafplatz". In der Höhle angekommen kramt Katniss die Wurzeln und etwas Fleisch hervor, als Abendessen, doch ich war viel zu müde und nicke immer wieder ein. Katniss hatte erbarmen mit mir und erlaubte mir, mich schlafen zu legen. Ich breite den Schlafsack aus und schlafe sofort ein. 

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