Kapitel 18

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Irgendwann tritt Katniss wieder in die Höhle. Sie legt mir einen Lappen auf die Stirn. Ein kurzer Moment kühlt dieser auch. „Willst du was", fragte sie und kramte in ihrem Beutel. Sie sieht mich besorgt an. Ich möchte nicht, dass sie mich so besorgt ansieht. „Erzähl mir eine Geschichte", sage ich dann zu ihr. „Eine Geschichte? Was für eine Geschichte?", fragt sie dann. „Irgendwas aufheiterndes, eine Geschichte von schönen Tagen, an die du dich erinnern kannst.", erkläre ich ihr. Sie schnaubt vor sich hin. So schwer wird es doch nicht sein, ein Erlebnis zu finden aus glücklichen Tagen. Ich meine bei uns gibt es sehr viel Leid. Wir sind das ärmste Distrikt, aber selbst ich habe auch glückliche Tage erlebt. Katniss denkt sehr lange nach. „Habe ich dir schon einmal erzählt wie ich zur Ziege für Prim gekommen bin?", fragt sie mich dann. Ich verneine und sie beginnt zu erzählen: „Ich wollte für Prim ein Kleid für die Einschulung kaufen. Aber wir hatten ja nicht so viel Geld. Also habe ich heimlich das Zimmer meiner Mutter durchsucht und eine Silbermedaille gefunden. Ich nahm sie an mich und ging mit Gale auf den Markt, damit ich sie tauschen konnte. Auf dem Markt war ich dann gerade an einem Stand und schaute mir verschiedene Stoffe an, als ein alter Mann mit seinen Ziegen vorbeilief. Ich beobachtete ihn und stellte fest, dass er in einem Wagen eine verwundete Ziege fuhr. Ich sagte darauf hin, dass ich für Prim eine Ziege kaufen möchte, und zwar genau diese, welche im Wagen saß oder lag. Gale meinte wir sollten sie aber vorher genauer anschauen. Gesagt getan. Gale und ich gingen also auf den Mann zu und schaute uns die Ziege genauer an. Der Mann fuhr uns an. Wir sollten die Ziege in Ruhe lassen. Wir belehrten ihn, dass wir sie uns nur anschauen möchten. Daraufhin erläuterte er, dass er die Ziege zum Metzger bringen möchte, dass die Ziege sehr wenig Milch gab und dann die Leute auch noch weniger bezahlen wollten, da die Milch aufgrund der schweren Verletzung schlechter sei. Meine Mutter kann ja ziemlich alles und jeden heilen. Ich wollte die Ziege unbedingt. Er meinte aber, dass nix zu machen sei. Als dann tatsächlich die Metzgerin, Rooba heißt sie, vorbeikam, hielt der Mann die Metzgerin an und fragte sie, was er für die Ziege bekäme, da ich sie kaufen wolle. Die Metzgerin schaute sich die Ziege schließlich an und meinte, dass sie die Ziege nicht kaufen wolle, da das Fleisch aufgrund der Verletzung unverkäuflich ist. Der Mann war schließlich verärgert und verkaufte nach hartem verhandeln die Ziege. Ich freute mich sehr, da ich wusste, dass meine Mutter alles versuchen wird, diese Ziege zu retten. Wenn die sie überlebt, haben wir genug Milch für uns, wir könnten sogar Käse machen. Wenn nicht, war das Tauschgeschäft umsonst. Ich kaufte noch ein rosa Band, welches ich der Ziege um den Hals band und brachte sie schließlich nach Hause. Meine Mutter begann gleich mit der Arbeit und verrührte eine Paste aus mehreren Kräutern Prim half ihr dabei. Sie mixten auch ein Gebräu welche die Ziege trinken musste. Sie redeten richtig auf sie ein, als würde die Ziege sie verstehen können." Ich lächelte. Ihre Schwester und Mutter pflegten also die Ziege, welche wenig Überlebenschance hatte, sowie sie sich gerade um mich kümmert. „So wie du mich gerade pflegst", sage ich zu ihr. „Oh Nein Peeta.", erwiderte sie dann. „Die beiden können Wundern bewirken. Die Ziege durfte nicht sterben, selbst wenn sie wollte, sie wissen, dass zu verhindern, dass kann ich nicht", ergänzte sie weiter. „Keine bange, ich will nicht sterben", sage ich sehr schnell. „Erzähle mir die Geschichte weiter", bitte ich sie nun. „Das war es auch schon", sagte sie dann. „Hatte die Ziege noch das Band an, als ihr sie geheilt hatten?", frage ich. „Warum willst du das wissen? Ich weiß es nicht mehr, aber ich glaube schon", sagt Katniss dann. „Weil ich es mir gerne vorstellen möchte. Ich verstehe, warum dich dieser Tag so glücklich gemacht hat.", antworte ich ihr dann. „Naja, ich wusste, dass die Ziege eine reine Goldgrube werden würde", versuchte sie mir dann zu verklickern. „Ja, genau das habe ich gemeint. Nicht etwa die große Freude, die du deiner Schwester gemacht hast, die du so sehr liebst, sodass du dich für sie Freiwillig bei der Ernte meldest", sage ich dann leicht sarkastisch zu ihr. Warum lügt sie mich an. Klar die Ziege sichert ihr Überleben, aber sie wusste, dass Prim sich über jedes Tier freute, was sie retten konnte. Prim hat so ein gutes Herz und kann niemand sterben sehen. Sie leidet bestimmt mehr bei meinem Anblick als meine Eltern. „Die Ziege hat sich bezahlt gemacht!", sagte sie daraufhin energisch. Sie will nicht über ihre Schwester bzw. über das Verhältnis zu ihrer Schwester reden. „Na, die konnte ja gar nicht anders, nachdem du ihr das Leben gerettet hast.", versuche ich sie nun zu besänftigen. „Ich beabsichtige übrigens dasselbe zu tun", erläutere ich weiter. „Wirklich? Was hast du mich denn gekostet?", fragte sie belustigt „Eine Menge Ärger. Aber keine Sorge, du bekommst es noch zurück", antworte ich ihr amüsiert. „Du redest dummes Zeug", sag sie zu mir und fühlt meine Stirn. „Deine Fieber ist wieder gestiegen", stellte sie dann fest. „Es fühlt sich aber kühler an", erwidere ich dann. Als wir so da saßen ertönen plötzlich die Fanfaren. Katniss hüpft sofort nach draußen. Es ertönt die Stimme von Claudius Templesmith: „Liebe Tributinnen und Tributen. Morgen erwartet euch ein Festmahl am Füllhorn. Seit gespannt. Dies wird kein gewöhnliches Fest sein, denn jeder hier braucht etwas ganz bestimmtes. Morgen früh bei Sonnenaufgang werden am Füllhorn Rucksäcke liegen, die mit den Nummern eures Distriktes versehen sind. Überlegt euch also genau, ob ihr dieses Angebot ablehnen wollt, für einige für euch wird es die letzte Chance sein". Ich weiß genau, dass Katniss dahingehen möchte, aber ich will das nicht. In mir steigt Panik auf. Ich strecke mich nach vorne und lege die Hand auf ihre Schulter: „Nein, du wirst nicht dein Leben für mich aufs Spiel setzen." „Wer sagt, dass ich da hin gehe?", erwidert sie. Ich schaue sie skeptisch an. „Ach, dann gehst du nicht hin?", fragte ich sie zweifelnd. „Natürlich gehe ich nicht hin. Wofür hältst du mich eigentlich? Glaubst du wirklich ich renne geradewegs in eine Massenkeilerei mit Cato, Clove und Tresh?!", meint sie dann. Ja, das glaube ich. Ich glaube ihr nicht, dass hier bei mir bleibt. „Sollen sie es untereinander auskämpfen. Wir warten ab bis morgen Abend. Wir werden dann sehen, welche Fotos am Himmel erscheinen werden und überlegen dann, was wir tun", versucht sie mich beruhigen. Aber ich ihr an, dass sie mich anlügt. „Du lügst schlecht Katniss. Es ist mir schleierhaft, wie du solange überleben konntest", teilte ich ihr das offensichtlich mit. Ich äffte ihre letzten Worte nach: „Ich wusste, dass die Ziege eine kleine Goldgrube werden würde. Natürlich gehe ich da nicht hin". „Lass ja die Finger vom Glücksspiel, falls du je in Versuchung gerätst. Du würdest dein letztes Hemd verlieren.", ich schüttelte bei den Worten den Kopf. Wie konnte sie nur glauben, dass ich nicht merke, wenn sie lügt. Ich kenn sie gut genug. Sie weiß gar nicht wie genau ich sie kenne. Nur weil ich für sie unsichtbar war, war sie das nicht für mich. Sie wurde wütend. „Na, gut ich werde dahin gehen und du kannst mich nicht aufhalten", gibt sie nun endlich zu. „Ich werde die Folgen, zumindest einen Teil der Strecke", sage ich dann zu ihr. „Du kommst keine hundert Meter weit", entgegnet sie mir dann. „Dann krieche ich halt.", entgegne ich ihr. „Wenn du gehst gehe ich auch.", sage ich weiter. „Du wirst mir keine Hilfe sein.", versucht sie mich abzubringen. „Aber wenn du in Gefahr bist, dann werde ich deinen Namen schreien, dann finden sie mich und bringen mich um. Dann sterbe ich auf jeden Fall und du hast je nachdem doch eine Chance zu gewinnen.", sage ich weiter. Ich will definitiv nicht, dass sie allein geht. Wenn sie stirbt will ich auch sterben und das nicht qualvoll, und wenn ich sie durch ein Ablenkungsmanöver retten kann, umso besser. „Was soll ich sonst tun? Hier sitzen und beim Sterben zusehen?", fragte sie. Sie will nicht, dass ich mitgehen. „Ich werde nicht sterben! Du versprichst nicht zu gehen, und ich verspreche nicht zu sterben." Sage ich das wirklich? Ich meine ich weiß selbst, dass ich das nicht bestimmen kann und ich weiß, dass sie gehen wird. Sie stimmte mir zwar zu, damit die Diskussion beendet ist, aber innerlich weiß ich, dass sie sich einen Plan überlegen wird. „Du wirst aber alles tun was ich dir sage. Genug trinken, Suppe essen, auch wenn sie dir nicht schmeckt und mich pünktlich wecken", sagte sie sauer zu mir. „Abgemacht.", stimme ich ihr zu. „Ist sie denn schon fertig?", frage ich sie weiter. „Warte hier.", wies sie mich an und verschwand nach draußen. Sie kam mit einer Schüssel wieder rein. Die Suppe roch gar nicht mal schlecht. Artig löffelte ich die Schüssel leer und bekräftige immer wieder, dass die Suppe sogar schmecken würden. Ich beobachte sie. Sie ist in Gedanken versunken und überlegt wie sie mich überlisten kann. Sie hegt einen Plan aus, mich unbemerkt verlassen zu können. Nachdem ich leer gegessen hatte, gab sie mir noch eine weitere Tablette gegen die Fieber. Aber keine Ahnung wie lange diese noch reichen werden. Danach geht Katniss zum Bach, um die Sachen zu waschen. Als sie zurückkam strahlte sie. „Ich habe dir was leckeres mitgebracht", sagte sie dann und streckte eine Schüssel entgegen. In ihr waren Früchte zerstampft. „Ein Stück weiter habe ich am Bach Beeren gefunden", antwortet sie auf mein verwundertet Blick. Weil ich versprochen alles zu essen, was sie mir geben wird nahm ich artig einen Löffel. Die Masse schmeckte sehr süß. Ungewöhnlich süß. „Die sind aber süß", sagte ich verwundert. „Ja, das sind Zuckerbeeren. Meine Mutter macht daraus immer Marmelade. Hast du die noch nie gegessen?", fragte sich mich, während ich einen weiteren Löffel nahm. Ich schüttele den Kopf, so süße Beeren kenn ich nicht. Wo sollen die wachsen. „Nein.", sage ich dann. „Aber der Geschmack kommt mir irgendwie bekannt vor.", erläutere ich weiter und überlegte an was mich das erinnert. Was um alles in der Welt schmeckt so extrem süß? „Die bekommt man auf dem Markt ganz selten. Die Beeren wachsen wild weißt du.", versuchte sie dann zu erklären. Aber das können doch keine Beeren sein. Katniss schiebt mir einen weiteren Löffel in den Mund. „Sie schmecken so süß, wie Sirup", bei diesen Worten kam es mir wie ein Schlag. Sirup. Sie hat Schlafsirup bekommen. Ich versuche den Brei wieder auszuwürgen, aber zu spät. Ich merke wie ich schwächer werde und die Müdigkeit zuschlägt. Sie hat mir Schlafsirup untergeschoben, damit sie zu diesem Fest gehen kann und das Leben für mich riskiert und ich kann es nicht mehr verhindern. Ich fühle mich verraten und zeige es auch deutlich mit einem Blick bevor ich letztendlich das Bewusstsein verliere.

Peeta and the Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt