Kapitel 11

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Am nächsten Morgen stand ich früh auf. Ich muss Haymitch erwischen, bevor Katniss zu uns stößt. Ich kann es nicht vor ihr sagen. Ich werde ihr erst gar nicht in die Augen schauen können. Den Verrat in ihren Augen sehen. Bestimmt fühlt sie sich verraten, obwohl ich ihr doch nur damit helfen und mich gleichzeitig schützen werde. Meine Taktik ist klar, ich werde ihr in der Arena solange wie möglich aus dem Weg gehen müssen. Ich werde kämpfen, alleine gegenüber meiner Familie. Meinen Brüdern werde ich beweisen, dass ich auch ein Kämpfer sein kann. Aber ich will auf keinen von Katniss getötet werden oder sie selbst umbringen. Eher bringe ich mich selbst um. Ich atmete tief durch und begab mich in den Speisesaal. Haymitch war tatsächlich hier. Ich setzte mich ihm gegenüber und nahm einen letzten tiefen Atemzug. „Ich möchte nicht mehr mit ihr gecoacht werden", sagte ich schließlich. Haymitch schaute mich verwundert an „Ok, das überrascht mich etwas. Das bringt ja unser ganzes Konzept durcheinander, aber wie du willst.", antwortete er kühl. „Ich weiß, dass ich nicht überleben werde, aber Katniss hat eine Chance und ich möchte ihr helfen. Ich werde nie eine Gefahr für sie sein und ich werde sie in ein gutes Licht stellen. Es muss keiner mitbekommen, dass wir nicht mehr zusammen gecoacht werden. Heute ist nur die Vorbereitung für das morgige Interview und am nächstem Tag gehen wir ja in die Arena.", sagte ich ergänzend zu ihm. Ich dachte er muss es wissen. „Nun, ich verstehe zwar nicht wirklich warum du plötzlich alleine unterrichtet werden möchtest, aber nun ist es so. Ich werde mir eine Taktik für dich überlegen und auch wie du Katniss helfen kannst. Ich rede nochmal mit Cinna und Portia wie auch mit Effie. Nach dem Frühstück werde ich mit dir das Interview durchgehen.", erläuterte Haymitch. Ich nickte und nahm mir ein Teller mit Frühstück und einen Saft und setzte mich zu ihm an den Tisch um schnell zu Essen, ich möchte Katniss heute Morgen nicht begegnen. Das verkrafte ich einfach nicht. Ich stand gerade auf um mir eine zweite Portion zu holen als Effie gut gelaunt zu uns stößt. Haymitch stand ebenfalls auf und erzählte Effie von meiner Bitte. „Bist du dir sicher?", flüsterte Effie mit anschließen zu. „Ja das bin ich", sagte ich leise zu ihr. „Ich werde nachher noch genauer fragen warum, aber wir müssen uns eine neue Taktik überlegen, sie werden keine Freunde mehr spielen können.", raunte Haymitch leise zu Effie. „Das glaube ich schon, das muss ja keiner mitbekommen von den anderen. Ich kann ja versuchen mit ihr nochmal zu reden, sie kommt mit mir besser klar.", entgegnete Effie ihm. Ich hörte aber nicht mehr genau hin. Haymitch wird mir ja die neue Taktik früh genug erläutern. Denn als ich mich gerade umdrehte sah ich, dass auch Katniss mittlerweile hier war. Ich wich ihr mit den Augen gekonnt aus und setzte mich an den Tisch. Auch Haymitch und Effie redeten nichts. Katniss schien es aufzufallen und versuchte ein Gespräch zu starten: "Wir haben ja morgen Abend das Interview, du kannst ruhig schon anfangen ich kann während dem Essen gut zu hören." Haymitch atmete kaum hörbar ein und entgegnete: „Nun, unsere Pläne haben sich leider etwas geändert. Peeta hat den Wunsch geäußert von nun an alleine unterrichtet zu werden."  Katniss ließ ihre Gabel fallen und schaute uns ziemlich geschockt an. Ich wich ihrem Blick sofort aus. Sie fühlt sich verraten das spüre ich. Auch so ohne ihr in die Augen zu schauen. „Ok und wie verlaufen wir jetzt?", fragte sie kühl und doch auch erleichtert, was mich irgendwie verwunderte. „Ihr werdet aufgeteilt. Du wirst zuerst 4 Stunden von Effie, bezüglich über Verhalten, der perfekten Haltung und Persönlichkeit trainiert. Danach gibt es Mittag. Anschließend wirst du vier Stunden von mir unterrichtet. Wir werden dann den Inhalt und deine Wortwahl besprechen. Peeta du bis dann dementsprechend zuerst bei mir. Danach bei Effie." Ich nickte und aß fertig. Auch Katniss beeilte sich. „Wir treffen uns im Fernsehzimmer, da wo wir die Trainingsbewertung angeschaut haben.", meinte Haymitch. Ich ging in mein Zimmer und machte mich nochmals etwas frisch und putzte mir die Zähne. Danach ging ich wie befohlen in das Fernsehzimmer. Haymitch wartete schon in einem Sessel und bat mich ihm gegenüber zu sitzen. „So wir besprechen hier den Inhalt deines Interviews. Aber zuerst möchte ich wissen, warum du dich plötzlich umentschieden hast. Ich merke doch, dass dich etwas belastet.", fing er an. „Ich kann das nicht mehr, weil ich mit dem Gedanken nicht klarkomme, dass Katniss mich in der Arena töten wird.", erzählte ich ihm schließlich. „Aber das wusstet du doch von Anfang an, warum hast du dennoch zu gesagt?", hakte er nach. „Nun ich habe gehofft, dass ich mich mit Katniss gut stellen kann, dass sie mir vertrauen wird, dass sie weiß, dass ich sie nicht töten werde, egal was kommt. Ich hätte gemeinsam mit ihr gekämpft, doch ich merke, dass sie das nicht möchte. Es fällt ihr auch sehr schwer den anderen eine Freundschaft mit mir vorzuspielen. Sie wird nicht in der Arena mit mir kämpfen wollen, das weiß ich und ich glaube auch zu wissen, dass sie mich töten wird, wenn es darauf ankommt und das kann ich nicht. Ich habe das Gefühl ist nicht vertrauen zu können und mich nicht so verhalten kann, wie ich möchte oder sollte. Sie soll gewinnen, aber ohne mich töten zu müssen", antwortete ich ihm. „Du magst sie.", entgegnete er. Ich schaute verlegen zu Boden „Ja...", seufzte ich. „Du glaubst nicht gewinnen zu können und möchtest, dass sie gewinnt und daher möchtest du ihr helfen und du glaubst, dass du es alleine ohne ihr Wissen kannst", ergänzte Haymitch. „Ja.", antwortete ich ihm kurz angebunden. Ich wollte eigentlich nicht mit ihm so genau darüber reden „Nun gut, ich möchte aber auf keinen Fall, dass du dich aufgibst. Du hast gesagt, dass du durchaus kämpfen möchtest und das verlange ich auch von dir. Ich will, dass du die Fragen ehrlich beantwortest. Du kannst witzig sein, ich weiß, dass du hier im Kapitol auch als Frauenschwarm geltest. Das liegt nicht nur an deinem Aussehen, sondern auch an deinem Lächeln. Du strahlst Sympathie aus und ich weiß, dass du auch sympathisch bist. Du darfst dich deshalb auf keinen Fall verstellen. OK?", er sah mich streng an. Ich nickte nur. „Ich werde Portia und ihrem Team sagen, dass sie dich richtig in Szene mit deinem Aussehen setzten müssen, damit du richtig attraktiv für die Zuschauer wirkst. Vielleicht haben wir auch Glück und der Moderator befragt dich zu deinem Beziehungsstatus und macht Anmerkungen zu deinem Aussehen. Dann kannst du ganz verlegen und ehrlich antworten. Wenn sie dich frage, wen du am meisten liebst, oder wer dir am meisten bedeutet, wirst du ihnen das sagen, was du mir erzählt hast.", erklärte mir Haymitch. „Ich soll also ganz Panem sagen, dass ich Katniss liebe und Angst habe, von ihr in der Arena getötet zu werden?", fragte ich ihn. „Naja, dass du Angst hast von ihr getötet zu werden lieber nicht. Du willst ihr ja helfen nicht wahr?", sagte er scherzhaft. „Du erzählst dem Publikum von deiner unerwiderten Liebe, wie genau du das machst ist mir egal, ich vertraue auf dein Feingefühl. Dein Image wird der sympathische lustige Bäckerssohn sein, der versucht zu gewinnen. Wenn du dann wirklich bezüglich Frauen angesprochen wirst, hast du noch das Image des hübschen Jungen der seine Flamme in der Arena endgültig verlieren wird. Das kommt beim Publikum an und das bist auch du. Auf dich kann man sich verlassen, mit dir kann man reden. Ein Teamplayer. Das mag man hier durchaus. Katniss wirst du nur in der Arena helfen können, wenn sie in Gefahr ist. Bei den Interviews kannst du ihr weniger helfen. Du kannst von ihr schwärmen, falls du dazu befragt wirst, aber das war es dann auch.", erklärte mir Haymitch, „Egal wie sehr du sie liebst, zusammen kommt ihr nicht raus. Und Katniss gewinnt noch lange nicht die Spiele, weil du für sie gestorben bist. Haben wir uns da verstanden?" Ich nickte nur. Er hat ja auch Recht. Ich weiß zwar, dass ich nicht gewinnen werde, aber ich sollte trotzdem kämpfen, ich kann Katniss hier weniger helfen. Aber in der Arena kann ich es. Dazu muss ich jedoch am Leben bleiben. Ich darf aber auch nicht vergessen, dass auch ich ein Recht zu leben habe und so lange ich sie nicht töten muss, kann ich auch um den Sieg und um mein Leben kämpfen. Zusammen kommen wir hier auf keinen Fall lebend aus der Arena. Wir probten schließlich das spontane Antworten und danach gab es Mittag. Ich aß in meinem Zimmer einen kleinen Snack. Irgendwie hatte ich keinen Hunger. Ich hatte tatsächlich Angst vor dem Interview. Noch mehr als vor der Arena. Effie kam später zu mir in das Zimmer. „So Peeta, ich werde mit dir Körperhaltung üben. Das Laufen in hohen Schuhen bleibt mir bei dir ja zum Glück erspart ", sagte sie mit einem strengen Ton. Nach stundenlangem aufrecht Sitzen, das perfekte Lächeln, die perfekte Gestik und Mimik üben wurde ich entlassen. Abendessen. Ich aß im Speisesaal, da ich das Bedürfnis hatte mein Zimmer verlassen zu müssen. Nachdem ich einen kräftigen Eintopf mit Reis und Gemüse mit Dessert gegessen hatte, begab ich mich auf das Dach in den Garten um ein bisschen zu spazieren und nachzudenken. Morgen bin ich der letzte Tag hier in Sicherheit. Morgen ist das Interview. Irgendwie hoffte ich, dass mich der Moderator nicht auf Katniss oder meinem Beziehungsstatus anspricht. Andererseits Katniss sollte wissen, dass ich sie liebte. Ob sie mir dann glaubt oder nicht. Ich werde eh sterben, also habe ich nichts zu verlieren.

Peeta and the Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt