Du störst

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,,Teddy. Komm schon red mit mir", flehte er. Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf und sah sich wieder ihre Zeitschrift an. Kim Kardashian isst ihre Plazenta in Tablettenform. Teddy ließ die Luft entweichen, die sie angehalten hatte. Sie hasste Kim Kardashian. Was war nur los mir dieser Frau? ,,Theodora." Ruckartig drehte sie sich um. ,,Was? Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?", fragte sie gefährlich leise und stand auf. ,,Kannst du mich und mein Leben nicht einfach in Ruhe lassen? Ich habe dich jetzt mehr als sechs Jahre nicht gesehen. Also was willst du?", stellte sie wieder eine Frage und ließ den jungen Mann vor sich gar nicht zu Wort kommen. ,,Dein Verlobter hat mich rein gelassen. Können wir jetzt vernünftig miteinander reden? Gut... Also... Daemon schickt mich. Ich soll dir das hier geben", antwortete Jonas und drückte Teddy einen Strauß Jazz-Rosen. Ihre Lieblingsfarbe von diesen Blumen. Sie sah Jonas erschüttert an. ,,Du kommst also nur vorbei, weil unser alter Nichtsnutz von Freund dich schickt, wie einen Diener?", fragte sie sauer und nahm ihm die Blumen aus der Hand. Sie lief zum Fenster, öffnete es, rief Vorsicht da unten und warf den Blumenstrauß hinaus. ,,Hey", rief Jonas aufgebracht und sah seine Freundin an, die er das letzte Mal in der 4. Klasse gesehen hatte. ,,Was hey? Sag ihm er, wenn er schon Blumen kauft, dass er sie auch persönlich vorbei bringen kann", sagte Teddy, legte ihre Hand auf Jonas Rücken und schob ihn aus der Tür raus. Als sie diese dann wieder schloss, lehnte sich dagegen und rutschte auf den Boden.

Kalt. Ja, es war einfach nur kalt. Die Fenster waren beschlagen, da es drinnen wärmer war als draußen. Die Dächer der Häuser waren voller Schnee und die Scheiben der Autos waren, ebenso wie die Straßen, eingefroren. Aus den Schornsteinen aller Häuser drang Rauch und der Geruch von Sandelholz, Tannen und Zimt wehte durch die Straßen. Leise Musik drang von den Weihnachtsmärkten in den Ort und Kinder tanzten dazu oder spielten im Schnee verstecken. In einem dicken Wollpullover saß eine dunkelhaarige junge Frau auf der Fensterbank und starrte nach draußen. ,,Teddy. Bist du da?", rief jemand fragend. ,,Ja, ich bin hier im Wohnzimmer", antwortete sie und zeichnete ihr Spiegelbild mit dem Finger nach. ,,Hey Liebling. Ich geh duschen und danach schlafen", meinte René und küsste seine Verlobte kurz. ,,Okay. Ich mach mir eine Wärmflasche und lege mich dann schon hin", murmelte Teddy an seinen Lippen und erhob sich. Sie sah René kurz hinterher und stellte dann den Wasserkocher an. Kurz bevor das Wasser kochte, goss sie es in die Wärmflasche und ging ins Schlafzimmer. Dort stieg sie ins Bett, legte sich die den Heizkörper auf den Bauch und deckte sich zu. Gähnend schloss sie die Augen und schlief fast augenblicklich ein.

Um 2 Uhr nachts schlug sie die Augen auf. René atmete gleichmäßig und man hörte, wie der Schnee gegen die Fensterscheiben flog. Leise stand sie auf und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Sie zog sich ihren Wintermantel an, schlüpfte in ihre Winterstiefel und verließ mit dem Schlüssel in der Hand die Wohnung. Draußen flogen ihr sofort die Schneeflocken ins Gesicht und sie streckte glücklich ihre Hände und ihre Zunge heraus. Sanft landeten die Schneeflocken dort und schmolzen. Teddy lief ein wenig durch die Straßen und freute sich über den erhofften Schnee. Bald war Weihnachten und sie würde wie jedes Jahr das Buch Hase und Holunderbär aus dem Regal kramen und lesen. Langsam ließ sie sich auf den Gehweg sinken und sog zitternd die Luft ein. Sie vermisste die Zeit von damals. ,,Ted?" Sie bildete sich schon seine Stimme ein. Als sie auf ihre Finger sah, waren die Kuppen schon blau und sie schob die Hände in die Taschen. ,,Teddy." Die Dunkelhaarige fasste sich an die Stirn und flüsterte:,, Lass mich in Ruhe. Bitte. Du störst." Theodora wippte nach vorne und wieder nach hinten. ,,Man Teddy! Du frierst dich noch zu Tode", ertönte wieder seine Stimme und endlich sah sie auf. Blaue Augen starrten sie an und Daemon kam schnellen Schrittes auf sie zu gelaufen. Er packte sie am Arm, zog sie hoch und umarmte sie fest. ,,Was machst du denn hier draußen?", fragte er leise. ,,Wir sind früher immer an diesem Tag raus gegangen. Und immer um diese Zeit. Ich habe es bis jetzt jedes Jahr gemacht", antwortete sie Zähne klappernd. Er nickte und lächelte. ,,Deswegen bin ich auch hier", meinte er. ,,Gut...ich dachte schon, du würdest mich stalken", lachte sie zitternd. ,,Komm. Wir fahren zu mir ins Hotel und trinken einen heißen Hibiskustee", sagte Daemon und zog Teddy mit zu seinem Auto.

Als sie am nächsten morgen aufwachte, roch es nach Croissants und Chai Latte. Sie leckte sich über die Lippen und stand auf. Gähnend streckte sie sich und schrie dann kurz auf. Wo war sie? Ach ja.....sie war ja mit zu Daemon gegangen. Aber was hatte sie hier an? Er hatte sie doch nicht etwa angefasst? ,,Du bist wach", flüsterte er. ,,Nep, das sieht nur so aus", grinste sie und drehte sich zu ihm um. Er stand da. In einer zerschlissenen Jeans und ohne Oberteil. ,,Was ist das hier?", fragte Teddy ihn ernst und hob das Stück Stoff an, welches sie trug. ,,Maris hat dich umgezogen. Deine Sachen waren durch den Schnee und die Kälte ganz nass und klamm", erklärte er und reichte ihr sie Hand. ,,Es gibt Essen. Komm", meinte er und zog sie mit sich. Als Teddy's Magen drei Mal laut knurrte, lachten die Beiden auf und setzten sich an den Tisch. Während des Essens unterhielten sie sich über ihre Kindheit. Über Hase und Holunderbär, über Weihnachten und über Liebe. Aber selbst bei diesem Thema kamen sie nicht auf René's und Teddy's Verlobung zu sprechen und sie schienen, als hätten sie sich nie getrennt. Als wären sie immer zusammen geblieben. Und das nicht nur im Herzen.

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