28 | Stein um Stein

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»Der zweite Tag in der Arena neigt sich dem Ende – und somit darf ich Sie, werte Zuschauer, zu unserer ersten Arenanacht Talkrunde begrüßen! Während die Tribute langsam in den Schlaf driften, werden wir die Geschehnisse der ersten Tage für Sie rekapitulieren. Und natürlich sind auch in diesem Jahr wieder wunderbare Gäste mit dabei: Hier sind Seeder Howell aus Distrikt Elf und Johanna Mason aus Sieben für Sie!

Also, zunächst einmal ... mein herzliches Beileid, liebe Seeder, für den Verlust deiner beiden Tribute. Es betrübt mich, zwei so talentierte junge Menschen so früh gehen zu sehen.

Danke, Caesar. Aber dein Beileid sollte nicht uns Mentoren gelten, sondern den Familien, die ihre Kinder verloren haben. Wir haben nur unser Bestes getan, sie auf das Überleben vorzubereiten. Aber manchen Mächten ist man alleine nicht gewachsen, fürchte ich.

Haha, oh natürlich, meine Liebe, denen gilt unser aller Beileid selbstverständlich ebenso. Nicht wahr? Da können Sie ruhig mal applaudieren, meine Damen und Herren, lassen Sie alle in Distrikt Elf unser Mitgefühl wissen!

Und Macht ist definitiv das richtige Stichwort, Seeder – bei einem Namen wie Victoria Mason hätten wir alle wohl mit einer Überraschung rechnen müssen, oder was meinen Sie, wertes Publikum? Wir waren ein wenig naiv, dass wir bei so einer ausgezeichneten Mentorin – und Cousine! – wirklich an sechs Punkte im Training geglaubt haben, nicht?

Tja, Caesar, wessen Schuld ist das wohl, wenn die beschissene Strategie gleich zweimal aufgeht? Ich bin es nicht, die Vic unterschätzt hat, so viel ist sicher. Vielleicht hättest du mal andere Fragen im Interview stellen müssen? Oder noch viel einfacher – nicht von vornherein auf Distrikte wie unseren herabgesehen! Warum hat Vic denn nur sechs Punkte bekommen und so eine hohle Nuss wie die aus Vier gleich acht? Weil sie hübscher ist? Können tut die nix Besonderes! Das ist einfach nur Bevorzugung!

Oho – so kennen wir unsere Johanna, was? Immer gleich den Finger in die Wunde legen!

Ist ja auch nichts leichter als das, mit Wunden kenne ich mich schließlich aus.

Nun, ähm – Seeder! Was sind denn deine Gedanken zu dem neuen Bündnis in der Arena?

Ja ja, würg mich nur ab! Warum schleift ihr mich überhaupt ins Studio, wenn ich nix sagen darf? Leckt mich!«

 Ja ja, würg mich nur ab! Warum schleift ihr mich überhaupt ins Studio, wenn ich nix sagen darf? Leckt mich!«

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Gen Abend schlage ich wieder ein Lager auf, dieses Mal in einer Senke zwischen zwei Felsen. Die Verkündung der Gefallenen bekomme ich gerade so mit, doch mein Körper verlangt seinen Tribut für den anstrengenden Tag. Jeder Knochen tut weh, meine Kehle schreit wieder nach Wasser – von dem ich ihr nur wenig gönne – und die Müdigkeit ist trotz aller Erlebnisse lähmend. Ich finde nicht einmal die Kraft, einen der Kräcker vom Füllhorn zu essen.
Als die Hymne ertönt, liege ich mit dem Rücken auf dem Steinboden, der mir inzwischen so bequem vorkommt wie das Bett daheim, und habe die Hand mit der Kette fest gegen meine Brust gedrückt. Ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken.

Meeresflüstern | Annie Cresta ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt