Ein kleines Fünkchen Hoffnung

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Hey <3 

Hier ist Türchen Nummer 13 :) 

Von der lieben Crispy_Candy :) 

Ich hoffe es gefällt euch und Viel Spaß :) 

GLG. Julia <3 

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- Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?-

(Psalmen,27,1)

Nichts zum ersten Mal, sah sie hinaus auf die glatten Straßen, auf denen das Eis glitzerte. Das Klirren der Kälte war ihren Ohren so vertraut, wie das Gefühl, dass ihre Beine jeden Moment unter ihr nachgeben könnten. Der kleine, zottelige Hund vor ihren Füßen schaute sie mit großen Augen an. „Du bist ein alter Schnorrer", lachte sie rau und nahm die Wurst aus ihrem Eintopf, um sie dem Hund vor die Pfoten zu werfen. Der einzige treue Begleiter, den sie dieses Jahr gehabt hatte. Es war erstaunlich, wie schnell die Menschen vergessen konnten, dass man selbst ja auch nur einer war. Eine Farbe von vielen, Mitten im Getümmel der großen, weiten Welt, ohne jegliche Hoffnung auf eine rosigere Zukunft. „Zufrieden?", fragte sie ihren Hund, doch dieser legte nur seinen Kopf auf die Pfoten. „Das werte ich mal als ein Ja", lächelte sie und platzierte das Restgeld auf den Tisch. Die Kälte machte die Menschen teilweise spendabel. Es hatte zumindest für einen Eintopf in einem Schnellrestaurant gereicht. Die einzige Mahlzeit, die sie sich heute genehmigt hatte. Das einzige, was noch in ihren Taschen klimperte, waren ein paar Pennys. Sie erhob sich von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, pfiff kurz, sodass Zottel ihr folgen würde und verließ mit einem: „Frohe Festtage", das Lokal und sie meinte ihre Worte aufrichtig. Nicht viele sahen es als nötig ihr zu antworten. Nur eine junge Kellnerin im Alter von vielleicht 16 Jahren, schien Gewissensbisse zu haben, weshalb sie: „Gleichfalls!", hinter ihr herrief. Nachdem sie wieder hinaus auf die Straßen getreten war, schlich sich sofort das eisige Gefühl in ihre Knochen und sie begann am ganzen Leib wieder zu zittern. „Wie ist es denn auch so verdammt kalt?!", fluchte sie und nahm Zottel auf den Arm. „Nicht, dass du mir noch erfrierst, mein Kleiner", flüsterte sie in das Fell des Hundes. Sie hatte ihn vor einer Bande gerettet, die keinen Wert auf Hunde zu legen schienen. Anstatt den kleinen Welpen wenigstens bei einem Tierheim abzugeben, hatten sie ihn foltern wollen. „Miese Schweine", dachte sie nur verächtlich, als sie daran zurückdachte. Zottel zitterte, weshalb sie ihn mit ihrem löchrigen Schal umwickelte und weiter durch die Straßen lief. Sie sah auf, als sie das gewohnte röchelnde Geräusch des alten Manfreds hörte, der leider Gottes, seine Erkältung nicht mehr loswurde. „Hallo Manfred", begrüßte sie ihn und der alte Mann sah zu ihr auf. Seine Schnapsnase war leuchtend blau. „Guten Tag, Kleine", lachte er rau und zog seine Mütze zurecht. „Ich hatte heute noch nichts Warmes im Bauch...", murmelte er, weshalb sie ihre letzten Pennys aus ihrem Wintermantel, den sie im Müll gefunden hatte, fischte und diesem übergab. „Du bist zu gütig...", murmelte er alte Mann, doch sie hielt ihn am Arm fest. „Versprich mir, dass du dir nichts zu Saufen davon kaufen wirst!", bat sie ihn eindringlich. „Ich...", setzte der kranke Mann an, doch sie insistierte: „Versprich es mir, Manfred! Du bist nur noch Haut und Knochen, alter Mann und krank noch dazu! Verdammt, hole dir was warmes zu Essen!" Schuldbewusst sah der Mann ihr in die Augen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ sie ihn schweigend und presste sich an das Fellbündel an ihrer Brust. Als sie die Gasse mit ihrem Pappkarton erreichte, wagte sie es kaum sich auf den eiskalten Boden zu setzen, bevor sie nicht ihre Decke ausgebreitet hatte, was sich als schwierig herausstellte, da sie kaum imstande war, ihre Finger richtig zu bewegen. Als sie sich endlich niederlassen konnte, sprang der kleine Hund auf ihren Schoß. Sie lächelte ihn an und kraulte dann sein Ohr. „Dass du überhaupt bei mir bleibst, ist echt ein Wunder", lachte sie bitter-süß und zog das Tier an sich. Zottel sträubte sich nicht. Sie presste ihre Nase auf den Kopf des Tieres und schloss für einen kurzen Moment die Augen, bis sie ein Schrei aus den Gedanken riss. „Jessy! Jessy! Jessy! Jessy!" Das war ihr Name und es konnte niemand anderes sein, als April. „JESSY!", rief sie erneut und erst jetzt bemerkte sie, dass sie wohl eingenickt sein musste. Als sie die Augen öffnete konnte sie verschwommen das Gesicht der bleichen April erkennen. Ihr silberner Nasenring beschlug durch Jessys Atem, so nah war April an ihr Gesicht gerückt. Die pinken Rasterlocken hatte April zu einem dicken Zopf zusammengebunden. „Was...", flüsterte Jessy, kniff müde die Augen zusammen und öffnete sie dann. „Komm mal raus aus deiner Luxus-Suite", neckte April sie, die mittlerweile schon einen Babybauch hatte. „Dein Humor lässt wie immer zu wünschen übrig", gähnte Jessy und erhob sich widerstrebend aus dem Karton, während Zottel sich auf der Decke zusammenrollte. „Die Tafel hat eine Spendenaktion für die Obdachlosen in diesem Viertel organisiert. Ein Wohltätigkeitsprogramm mit allem drum und dran!" Jessy zuckte mit den Schultern. „Du hasst Spendenaktionen", erinnerte sie die schwangere April. Diese verdrehte die Augen. „Darum geht es nicht, sondern um das kostenlose Essen!" Jessy lachte und entgegnete: „Klingt verlockend...Wann?" April legte den Kopf schief: „Jetzt!" Als die beiden jungen Frauen zusammen mit Zottel in dem großen Gebäude ankamen, war Jessy erleichtert, nicht mehr der Kälte ausgeliefert zu sein. Bänke waren aufgestellt und die große Lagerhalle geschmückt mit allerlei Girlanden und Kugeln. Sogar ein kleiner Weihnachtsbaum zierte bescheiden eine Ecke. Menschen tummelten sich vor einem regelrechten „Buffet". Es roch nach warmen Gulasch und würziger Erbsensuppe. Jessy lief das Wasser im Mund zusammen. „Richtig große Tiere sind heute hier, die das Projekt unterstützten wollen...Ich habe sogar gehört, dass gesungen wird", lachte sie, während sie Jessy die Jacke abnahm und zusammen mit ihrer an einen bereitstehenden Haken hang. „Hoffentlich nicht Earl mit seiner verstimmten Gitarre", gackerte Jessy und die gemeinsam holten sie sich etwas zu essen. Es dauerte nicht lange, bis die beiden jungen Frauen ihre Plastikteller geleert hatten. „Das war viel zu gut", schwärmte April und leckte den Rest der Soße vom Löffel. „Es ist noch genug für sie da, meine Damen", sprach ein älterer Herr in feinem Anzug hinter ihr und rückte seine Brille zurecht. „Sie und alle anderen sind auch noch herzlich eingeladen, die Gesänge noch mitzuerleben! Wir haben so einiges organisiert", erklärte der Mann so froh, als gäbe er gerade eine Konferenz zum Thema: „Verschönerung des Stadt-Parks." Danach verschwand er und setzte sich wieder zu den anderen feinen Damen und Herren. „Ich hole mir auf jeden Fall einen Nachschlag", verkündete April einfach prompt und war dann auch schon wieder verschwunden. Jessy schüttelte lachend den Kopf und sah dann auf die Bühne. Ein Mann stand dort und lächelte breit. „Meine sehr verehrten Damen und Herren. Im Namen unseres Stadtrates darf ich frohen Herzens verkünden, dass es uns tatsächlich gelungen ist unser Projekt „Ein kleines Fünkchen Hoffnung" ins Leben rufen zu können." Applaus ertönte von der vordersten Bank. „Zahlreiche Spendengelder konnten durch Sponsoren und Bürgern Englands gesammelt werden, um die Obdachlosen zu unterstützen. Da dieses Projekt uns allen sehr am Herzen liegt, möchten wir vor allem denjenigen danken, die durch ihr Engagement viel Geld für unsere Organisation gesammelt haben...Bitte begrüßen sie mit mir ganz herzlich One Direction!", lächelte der Mann breit und klatschte. 4 junge Männer betraten die Bühne. Zurecht gemacht und mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen betrachteten sie ihre heutigen Zuhörer. Einer der vier, der braune Augen hatte und dessen Mundwinkel sich zu einem freundlichen Grinsen verzerrten trat hervor und begrüßte alle Anwesenden mit den Worten: „Es ist für uns wirklich eine große Ehre, dass wir trotz unserer jetzigen Pause als Band noch einmal den Gelegenheit bekommen haben ein solches Projekt, wie dieses hier, zu unterstützen. Wir hoffen sehr, dass wir gerade in dieser Zeit ein wenig Wärme und Liebe mit ihnen teilen können, oder, wie Mister Klein schon formulierte ein kleines Fünkchen Hoffnung." Seine Stimme war warm und klang wie flüssiges Gold, sein Lächeln aufrichtig und voller Mitgefühl für das Schicksal der vielen Obdachlosen, die auf den Bänken saßen, aber genau das war es, was Jessy rasend machte. „Sie alle haben nicht einmal eine Ahnung, wie wir auf die Straße gekommen sind...Wie wir uns durchgekämpft haben", schnaubte sie verächtlich, doch April zuckte mit den Schultern: „Die haben schon viele Busse plakatiert und scheinen echt beliebt zu sein...Ich bin mir sicher, dass ein schönes Sümmchen dabei rumgekommen ist." Jessy sah April an, die weiter das Gulasch löffelte. „Du bist ganz schön abgeklärt", stellte Jessy fest. „Na und?", antwortete die pinkhaarige, „Du beschwerst dich, dass sie sich unsere dramatischen Geschichten nicht anhören." Jessy seufzte und lauschte mit halben Ohr dem Gesang, während sie Zottel dabei beobachtete, wie er seinen Schwanz jagte. „Sie wissen doch alle überhaupt nicht, was es eigentlich bedeutet...", murmelte sie vertieft in ihren Hund und bemerkte überhaupt nicht, wie jemand neben ihr Platz nahm. „Darf ich mich dazu setzen?", fragte eine ungewöhnlich hohe Stimme, die Jessy sofort aus ihren Gedanken riss. „W-Was?", fragte sie erschrocken und sah nach rechts. Dort saß einer der jungen Männer, die zuvor gesungen hatten, lächelte breit und umklammerte einen Plastikbecher. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgehört hatten zu singen. hm...Klar dürfen sie das" antwortete sie dann und machte ein wenig Platz auf der Bank. „Ich bin übrigens Louis", stellte er sich vor und Jessy lächelte: „Gut gesungen." Er erwiderte ihr Lächeln und bedankte sich bei ihr. „Niall! Setze dich doch zu uns!", rief er dann dem einzigen blonden zu, der neben April auf die Bank setzte. „Hey", begrüßte er die beiden jungen Frauen. „Hallo", erwiderte April und ergänzte: „Tut mir Leid, wenn ich streng rieche, aber ich hatte heute noch nicht die Gelegenheit mich zu waschen." Der Blonde sah sie leicht perplex an und sagte dann: „K-Kein Thema..." April hob ihre Augenbrauen und nippte dann an ihrem Wasser. „Ihr habt euch also dazu entschieden für uns Obdachlose zu singen?", fragte sie weiter und legte eine Hand auf ihren Bauch, worauf die beiden synchron nickten. „Und was genau hat euch dazu bewegt?", fragte nun auch Jessy, die erst Niall und dann Louis musterte. „Wir sehen so viele Dinge als selbstverständlich an, die es überhaupt nicht sind...Ein Dach über dem Kopf zu haben, einen Job...Ein Heim...Man denkt oftmals über solche Dinge überhaupt nicht nach", antwortete der braunhaarige und sah in Jessys Augen. Diese nickte nur. „Wir haben auch nie darüber nachgedacht...", nuschelte sie kleinlaut und sah dann zu April, die sich auf die Lippen biss. „Darf man fragen, wie genau ihr auf die Straße gekommen seid?", fragte er nun ganz vorsichtig und Jessy drehte ihren Kopf in seine Richtung. „Ganz simpel: Ich habe meinen Job verloren und konnte dann irgendwann meine Miete nicht mehr zahlen...Alles wurde gepfändet und ich wurde im Hand umdrehen aus meiner Wohnung hinausgeworfen...Ich hatte nichts. Kein Geld, keine Unterstützung, gar nichts..." Schweigend sahen die beiden jungen Männer sie an. Ihre Augen waren getränkt von Mitleid und der Vorstellung, wie es wohl wäre, auf der Straße zu leben. „Tja und dann...Wurde alles immer verzwickter...Man versucht so gut wie möglich aus dieser Scheiße herauszukommen, aber...Es ist schwieriger als gedacht...Irgendwann merkst du, dass das Betteln nicht mehr reicht und du spielst tatsächlich mit dem Gedanken, dich....zu verkaufen...Ab diesem Zeitpunkt wurde mir dann schlagartig bewusst, dass mein Leben endgültig verwirkt ist, wenn ich schon so weit denke und jegliche Selbstachtung verliere..." Stille erfüllte den kleinen Teil des Tisches. Louis atmete schwer aus und Niall sah einfach nur in Jessys Richtung. „Das...ist echt krass...", wollte Louis sagen, aber er brachte es nicht über die Lippen. Die junge Frau mochte nicht älter sein, als er selbst und was sie da von sich gab, schockte ihn mehr, als er es zum Ausdruck bringen konnte. „Und dennoch, bist du der Samariter", grinste April, um die Stille zu durchbrechen, „Wisst ihr...Wir alle haben nicht viel, aber dennoch teilen wir es...Mein Freund hat mich misshandelt und geschlagen...Deshalb bin ich abgehauen und wenn man dann auch noch merkt, dass man schwanger ist, ist alles im Arsch...Ich erinnere mich noch, als Jessy und ich uns getroffen haben...Ich war krank, brauchte Medizin...Wir haben uns beide den Arsch füreinander abgerackert, um nicht zu krepieren", erzählte April und Jessy nickte. „Wir haben es nicht so mit ärztlicher Versorgung..." Erneute Stille beherrschte den Tisch. Jegliche Worte fehlten den Sängern, jegliche Emotionen waren in ihrem Gesicht, wie in Stein, gemeißelt. „Wie kann man da nicht die Hoffnung verlieren?", fragte dann Niall und Jessy zuckte mit den Schultern. „Entweder, du willst leben, oder du willst es nicht...Du hoffst immer insgeheim auf ein Licht am Ende des Tunnels...Und ich persönlich....Glaube daran... Es gibt so viel Gutes in dieser Welt und auch wenn ich selbst gerade die schlechteste Zeit meines Lebens erlebe, will ich nicht aufgeben. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist meines Erachtens nach, viel zu leicht...Wir alle hier sind in gewisser Weise gleich...Wie April schon sagte, wir passen aufeinander auf...Das macht man doch untereinander so, oder? Aufeinander Acht geben, egal wie dreckig es einem geht...Niemand verurteilt den anderen für sein Schicksal, weil wir viel mehr ineinander sehen", erklärte Jessy bestimmt und Zottel sprang auf ihren Schoß, worauf April eine erloschene Kerze mit ihrem Feuerzeug wieder anzündete. Diesmal war die Flamme noch großer als zuvor und züngelte unaufhaltsam an dem schwarzen Docht.

Schweigend sahen die Jungs einander an. Es gab keinen, der sich auch nur traue ein weiteres Wort zu sagen. Sie hatten mit den Menschen geredet, für die sie all das Geld gesammelt hatten und waren kaum jemals so bewegt, wie zu dieser Zeit. Die Geschichte der jungen Jessy und der jungen April, wollten Niall und Louis nicht mehr aus dem Kopf gehen. Auch Harry, der sich mit einem Mann Namens Dave unterhalten hatte, der ihm seine Crack-Sucht gestanden hatte, schienen jegliche Worte zu fehlen. „Ich glaube", brach Harry dann das Schweigen, „Es ist genug gesagt, wenn wir diese Menschen weiter unterstützen und auch versuchen den Ausbau des Obdachlosenheims weiterhin zu unterstützen?" Alle nickten zustimmend und teilweise versuchten Tränen sich in ihre, ohnehin glitzernden Augen zu schleichen. „Es war schön", murmelte April. „Was war schön?", fragte Jessy, die weiter mit ihr durch den Schnee stapfte. „Dass uns zugehört wurde...", erwiderte diese und sah in der Ferne schon das Feuer brennen, dass Lilo mit Dave und Gregory entzündet hatte. Jessy lächelte und legte einen Arm um sie, während sie zu den anderen dreien liefen. „Frohe Weihnachten, April...", hauchte Jessy und streichelte kurz den Bauch ihrer Freundin, die ihr Lächeln erwiderte: „Frohe Weihnachten."

- Wen die Liebe erfasst hat, der kennt ihr Feuer: Sie ist eine Flamme Gottes! Mächtige Fluten können sie nicht auslöschen, gewaltige Ströme sie nicht fortreißen. Böte einer seinen ganzen Besitz, um die Liebe zu kaufen, so würde man ihn nur verspotten -

(Hohelied, 8, 6b-7)


Let it snow ( 1D - Adventskalender )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt