"So, was mache ich jetzt mit euch?", höhnte der Chef. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, weil ich meine Augen immer noch nicht von denen des Jungens wegreißen konnte. " Du kommst in...die Dunkelkammer...und der Junge...ich würde sagen, wir setzten ihn gleich als Soldat in Syrien ein...ohne Ausbildung wird er sehen wo er bleibt...", sagte der Mann in Camouflage. Bei dem Wort ' Dunkelkammer' unterbrach ich den Blickkontakt, da ich schon schreckliche Gerüchte darüber gehört hatte. Dort war alles schall- und Licht undurchlässig abgedichtet. Nur durch eine Tür wird jeden Tag dein Essen hereingeschoben, Tag für Tag, bis du stirbst. Aber davor wirst du hundertprozentig verrückt.
Ich konnte auch den Jungen verstehen, der nun ebenfalls den Chef misstrauisch anstarrte. Vermutlich waren beide Strafen gleich schlimm für uns.
Und trotzdem bereute ich es nicht, dass ich mich gegen den Trainer Günter aufgelehnt hatte. Im Gegenteil, ich war stolz darauf. Ich hatte mich nicht einschüchtern lassen. Ich hatte mich getraut.Während der Chef angesichts unserer schockierten Gesichtern hysterisch zu lachen begann, trafen sich meine Augen und die des Jungens wieder und ich sah, wie er seine Lippen bewegte - er zählte. Eins, zwei - ich wusste, worauf er hinaus wollte, e wollte diesen schrecklichen Mann überrumpeln und dann so schnell wie möglich verschwinden. Ich fand diesen Plan toll. Drei - wir stürzten uns gleichzeitig auf den Chef.
Obwohl wir uns vorher noch nie gesehen hatten, ergänzten wir uns perfekt. Er lenkte ihn vorne ab, und ich zog seine Waffe aus dem Holster an seinem Bein und hielt sie ihm an die Schläfe. Als er das kühle Metall auf seiner Haut spürte, erschlaffte er augenblicklich. Der Junge schnappte sich einen herumliegenden Rucksack und warf alles mögliche - das was ihm gerade in die Hände kam - hinein. Dann schnappte er sich selbst eine Pistole und schoss dem Mann ins Schienbein, sodass er uns schwerer an der Flucht hindern konnte. Der Chef schrie vor Wut und Schmerz auf und brachte dann unter größter Anstrengung hervor:"Na schön, ihr dummen Kinder. Ich gebe euch fünf Minuten, und dann fange ich euch wieder ein - mit Hubschraubern."
Bevor er noch mehr sagen konnte, packte mich der Junge an der Hand und zerrte mich zur Tür hinaus. Wir rannten geradewegs in den Wald, wo ich den Jungen dann zum Ersten mal sprechen hörte:"Schnell, hinter die Felsen. Weiterlaufen ist zwecklos, denn sie haben Wärmebildkameras in ihren Hubschraubern. Aber in dem Rucksack ist eine Decke, die uns davor abschirmt. Das heißt, dass sie uns auf ihren Bildschirmen nicht von der Umgebung unterscheiden können. Schnell, wir haben nicht viel Zeit.". Und damit zog er mich, ohne meine Hand ein Einziges Mal loszulassen, hinter die Felsen. Wir lehnten uns an sie und kauerten uns zusammen, dann warf er die nützliche Decke über uns.
"Wie heißt du?", fragte er. Er hatte eine angenehme Stimme, sehr weich und melodisch. " Saliah", antwortete ich."Und du?" Ich wollte unbedingt seinen Namen wissen. Er lächelte, als er erwiderte:"Flynn".
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RUNAWAY (on hold)
Adventure„Aber bevor wir alle willenlos gemacht werden, hauen wir eben ab", scherzte er. Scherz oder grausame Wahrheit? Freund oder Feind? Kann man das herausfinden, in einer Welt voll Krieg und Lügen?