Gewidmet an __XX__JANA__XX__und galaxygurl4342
„Was machen wir jetzt?", fragte ich ratlos. Wir saßen im Gebüsch vor der viel befahrenen Straße. Ein Auto nach dem anderen fuhr vorbei. Das seltsame: Nur eine Straßenseite wurde befahren. Die andere, die auf unserer Seite war, war völlig ausgestorben. Deshalb gab es einen langen Stau und viele Autos hupten einander an. Manchmal konnten wir einen Blick auf die Gesichter der Autofahrer erhaschen. Sie sahen alle gestresst und verängstigt aus. „Was ist da passiert?", wunderte sich Flynn.
„Wenn wir auf den Baum dort klettern, können wir vielleicht mehr sehen", schlug ich vor. Er nickte. Aber gerade als ich meinen Fuß auf den ersten glatten Ast setzte, fuhr ein Auto auf unserer Straßenseite vorbei. Das einzige weit und breit.
Erschrocken rutschte ich ab und fiel unsanft auf den Boden, als das Auto mit quietschenden Reifen stehen blieb. Flynn, dessen Gesicht sich dunkel von der Morgenröte abhob, stellte sich sofort vor mich. Verlegen stand ich auf, als zwei Männer, etwa Mitte zwanzig, ausstiegen. Der größere der beiden musterte Flynn, aber ich konnte nicht erkennen, was er dachte, weil er das Pokerface perfekt beherrschte. Mir schenkte er keine Beachtung.
„Wie heißt du?", fragte er Flynn.
Flynn hielt seinem intensiven Blick stand. „Leo", antwortete er kühl und musterte den Mann ebenfalls.
Dieser tauschte einen Blick mit dem zweiten, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Er nickte.Ich war etwas verwirrt darüber gewesen, dass Flynn ihnen seinen echten Namen vorenthalten hatte, aber als ich die beiden Männer genau ansah, wusste ich warum: Er traute ihnen nicht. Der große hatte kinnlange, braune Haare und einen Dreitagebart. Seine schwarzen Augen glitzerten seltsam pink in der Morgenröte. Ich bekam eine Gänsehaut. Sie waren so kalt. So gefühlslos. Er hatte eine muskulöse Statur, und ich wusste, dass er im Kampf nicht leicht zu besiegen war.
Als meine Augen zu dem kleineren schweiften, hatte ich nicht weniger Respekt. Er hatte seine Haare an den Seiten kurz geschnitten, nur auf seinem Kopf waren sie etwas länger. Er war athletisch gebaut. Hakennase. Ich hob mir die Augen für den Schluss auf, falls sie mich genauso erschrecken sollten, wie die des anderen. Sie waren blau, genauso wie Flynns, aber überhaupt nicht anziehend. Sie waren einfach nur ein kaltes blau. Seine buschigen Augenbrauen zogen eine grimmige Linie über sie.
„Komm mit uns", sagte der kleinere jetzt zu Flynn. „Wir haben einen Bunker in der Stadt. Dort trainieren wir. Wir nennen uns selbst die SOW. Das heißt 'Safety for our world'. Wir sind sozusagen die Beschützer aller wichtigen Leute. Sowas wie Bodyguards. Ein sehr ehrenwerter Job. Du könntest richtig gut darin sein. Du hast gute Ambitionen. Komm mit uns", beendete er seinen Satz nachdrücklich.
Flynn sah ihn lange an, aber als er endlich etwas sagte, war es nicht die Antwort für die Männer:„Was ist in der Stadt passiert?"
Der große erwiderte kalt und mit unverändertem Gesichtsausdruck:„Sie wird in 10 Minuten abgebombt."
Ich sog scharf die Luft ein, aber trotzdem sahen mich die Männer nicht an.„Und ihr wollt da jetzt rein?", fragte Flynn entgeistert.
Der größere der beiden sprach zum ersten mal: „Wie Max dir schon sagte: Wir haben einen Bunker. Und der ist, wie der Name schon sagt, unter der Erde. Und jetzt komm schon."Flynn hatte seinen Kiefer fest zusammengepresst, ein Muskel zuckte.
„Sie kommt mit", presste er plötzlich hervor.
„Wer?", fragte der kleinere Mann, der anscheinend Max hieß.
„Sophie", antwortete Flynn heftig.Mein Deckname.
„Ein Mädchen? ", der fragte der Große ungläubig. „Wir sorgen für Sicherheit. Das heißt, dass wir auch dafür kämpfen müssen. Mädchen und kämpfen?", höhnte er. „Nein wirklich nicht." Zum ersten mal sah er mir direkt in die Augen. Ich starrrte zurück.
„Geh lieber wieder mit deinen Puppen spielen", sagte er abschätzend. Ich wurde sauer, und Flynn verkrampfte sich gleichzeitig neben mir. ' Bleib ganz ruhig ' , dachte ich, obwohl ich innerlich vor Zorn kochte. Meine Hände wurden schweißnass und mein Bauch wurde steinhart, als Wut durch mich hindurchfloss. Am liebsten hätte ich laut geschrien.„Ach komm, nehmen wir sie mit", sagte Max, und für einen Moment war ich erleichtert - bis er weitersprach.
„Sie kann sich ja hinter den Herd stellen und für uns Plätzchen backen", lachte er gehässig.Jetzt hatte er das Fass zum überlaufen gebracht. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und trat einen Schritt nach vorne. Doch im gleichen Moment stellte sich Flynn in meinem Weg und nahm beruhigend meine Hand, um mich zurückzuhalten.
„Also, entweder Sophie kommt mit oder wir gehen gar nicht", sagte Flynn heftig und bestimmt. Überrascht sahen ihn die Männer wegen seinem Tonfall an. Dann zuckten sie mit den Schultern.
„Na gut", sagte der Große einfach. Dann fügte er leise hinzu, so dass er glaubte, dass es niemand hörte: „Das wird ihre Beerdigung."
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RUNAWAY (on hold)
Adventure„Aber bevor wir alle willenlos gemacht werden, hauen wir eben ab", scherzte er. Scherz oder grausame Wahrheit? Freund oder Feind? Kann man das herausfinden, in einer Welt voll Krieg und Lügen?