Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. (Demokrit, antiker Philosoph)
Denn die Person, die mich bewerten sollte, war Jake.
Woher ich das wusste?
Nunja, außer ihm war nur noch eine Person im Zimmer und die hatte, im Gegensatz zu ihm, keinen Bewertungsbogen in ihren Händen.
Dann passierte etwas, bei dem mein Herz einen noch höheren Sprung machte, als bisher überhaupt in seiner Gegenwart. Denn er lobte mich, was nicht das Tolle war, sondern er fragte: ,,Wie lange sind Sie denn noch in der Stadt? Wir können zusammen doch mal einen Kaffee trinken gehen, wenn Sie Lust drauf haben."
Ich hätte nicht sofort ja sagen sollen, aber in dem Moment war ich einfach zu froh. Nach meiner Zusage sah er gleich etwas erleichterter aus. Dass ich das realisiert hatte, ließ ich mir natürlich nicht anmerken. Ich gab ihm meine Handynummer und danach erklärte er mir noch, dass ich kontaktiert werden würde, sobald der Chef von Victora's Secret wüsste, ob er mich anheuern würde.
Ich verließ das Gebäude und rief wie auf Wolke sieben Vicky an. Meine Freundinnen mussten einfach alles von Jake wissen. Er sah einfach so gut aus! Woran ich nicht gedacht hatte, war, dass es in Deutschland gerade halb vier in der Nacht war. Das war auch der Grund, weswegen ich nur mäßig freundlich begrüßt wurde. ,,Man, Lindsey! Wenn du keinen triftigen Grund hast, jetzt anzurufen, erschieße ich dich, sobald ich dich sehe!", motzte Vicky. Ich wusste, dass Jenny ihr Handy in der Nacht auf lautlos geschalten hatte, eben um nicht aufgeweckt zu werden. Bei Vicky war das komplett anders.
,,Vicky, ich habe einen Typen kennengelernt!", erzählte ich ihr. ,,Er heißt Jake und sieht richtig gut aus! Du müsstest ihn mal gesehen haben..."
Sie unterbrach mich. ,,Wer bist du und was hast du mit Lindsey gemacht? Sie steht nicht auf Jungs und schon gar nicht schwärmt sie von ihnen!"
Ich wollte schon erwidern, dass ich nicht auf Jake 'stand', aber ein inneres Gefühl stoppte mich. Ich konnte es nicht genau beschreiben. So hatte sich mein Bauch noch nie angefühlt, wenn ich an einen Jungen gedacht hatte. ,,Du Vicky, ich glaube ich steh schon auf ihn..", stotterte ich in den Hörer. Zum Glück konnte in New York niemand so gut Deutsch, um mich verstehen zu können. Ich saß in der U-Bahn und wollte zu meinem Hotel.
,,Sag mal bist du krank?" Langsam nervte sie mich. War es so absurd, dass ich verknallt war?
,,Wenn es dich nicht interessiert, dann sag es mir doch einfach!", motzte ich sie an. Tja, hätte ich da schon gewusst, weswegen sie das nicht toll fand, dann hätte ich sie nicht so angezickt. Im Nachhinein tat sie mir ziemlich leid.
,,Wer sagt, dass es mich nicht interessiert? Ich finde es nur nicht so toll, dass du einen Typen seit nicht mal einem Tag kennst und sofort auf Wolke sieben schwebst! Was wenn er dich nur ausnutzt!"
,,Du kennst ihn doch gar nicht!"
Inzwischen hatte ich mein Hotel erreicht.
,,Aber du?!" Ich sah sie quasi vor mir, wie sie den Kopf schüttelte.
Nach einem kurzen Piepen sah ich auf mein Handy. Ich hatte eine Nachricht von Jake bekommen.
,,Du, Vicky, vielleicht hast du dich ja bis morgen wieder eingekriegt. Jake hat mir gerade geschrieben und ich muss jetzt Schluss machen. Du kannst ja Jenny erzählen, dass ich endlich 'nen Typen gefunden habe. Tschüss."
Ich hörte noch, wie sie etwas sagen wollte, aber ich drückte sie weg. Was dachte die sich eigentlich? Es war meine Entscheidung, mit wem ich mich treffen wollte! Ich schlug meine Tür so fest zu, dass das Fensterglas vibrierte. Auf einen Schlag hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Wenn etwas kaputtgegangen wäre, wäre das ganz schön teuer geworden!
Ich klickte auf Jakes Nummer und seine Nachricht erschien auf meinem Display.
Hey, Lindsey! Wie wär's morgen im Café Grumpy um neun? Ich lade Dich ein. Bis dann, J.
Wow! Dieses Cafe war echt gut, aber auch sauteuer! Ich sagte sofort zu. Morgen hatte ich eh alle Zeit der Welt. Sowie sonst auch, bis ich wieder zu VS musste. Die zwei zusätzlichen Flüge hätten mehr gekostet als mein längerer Aufenthalt in New York. Ich stellte mir einen Wecker, dass ich morgen nicht zu spät zu Jake kommen würde, und schlief nach einer Weile ein.
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Just a model / #LightAward17
Teen FictionLindsey ist sowohl fünfzehnjährige Schülerin, als auch ein sehr gefragtes Model. Seit einem knappen Jahr muss sie nun schon all ihren Freundinnen vorspielen, dass immer noch alles normal wäre, aber sie wird mit der Zeit immer öfter "krank" und geht...