Just a model / #LightAward17

17. Dezember - Neuer Alltag

Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben. (Alexis Carrel, Chirurg)

Einen Monat später:

Ich verabschiedete mich noch schnell von Jenny und Vicky. Ich musste mal wieder zu einem Interview. Seit dem Skandal mit meinem Alter hatte ich so viele Aufträge wie noch nie und viele Zeitschriften und Radiosender wollten Interviews mit mir führen. Heute ging ich zu einem kurzen Interview mit der Zeitschrift BRAVO GIRL. Ich war schon ziemlich aufgeregt, aber nicht so sehr wie vor einem Walk auf dem Laufsteg.
Als ich dann in dem Büro war, zu dem ich musste, wurde ich freundlich von einem Mann begrüßt.
,,Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir ein paar Fotos von ihnen schießen können und sie in unserer nächsten Zeitschrift veröffentlichen?"
Das war ja ein schneller Einstieg. Kein ,,Hallo, wie geht es Ihnen?" oder ein ,,Guten Morgen, haben Sie gut geschlafen?".
Um ehrlich zu sein, machten mir die Fotos nichts aus. Ich meine, alle Leser kannten mich schon und die, die es nicht taten, würden sich nichts dabei denken, wenn bei einer Teenie Zeitschrift ein Teenager abgebildet war.
Also erklärte ich mich dazu bereit.
Ich war schon gespannt, wie der Tag verlaufen würde. Zurzeit war ich ziemlich unmotiviert, um die halbe Welt zu reisen, nur um hundert Meter in einem ach so besonderen Kleidungsstück zu laufen.
Aus diesem Grund gab ich viele Interviews bei Labels, deren Sitze im Umkreis von München waren.

Als ich den Raum betrat, zu dem ich musste, war ich erstaunt. Überall liefen gutaussehende Mädchen und Jungs in meinem Alter rum. Der Mann neben mir erklärte: ,,Alle hier versammelten Models sind ausschließlich unsere Models. Das heißt, sie arbeiten als Nebenjob bei uns und verdienen sich ein bisschen Zusatzgeld."
Das erstaunte mich. Wenn man Model war, dann doch hauptsächlich, um die ganze Welt zu sehen. Wenn einem die Flüge nach New York bezahlt wurden, dann freute man sich doch und besichtigte die Freiheitsstatue und den Times Square und was es sonst noch alles gab. Außer natürlich man musste am nächsten Tag wieder in die Schule und hatte keine Zeit dafür. So wie ich.
Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, in München zu modeln, ausschließlich in München.
Ich traf auf ein paar bekannte Gesichter, die ich in ein paar Zeitschriften gesehen hatte und begrüßte sie. Anschließend wurden fast alle von ihnen gefühlt hundert Mal mit mir fotografiert und dann beantwortete ich noch typische Fragen.

Auf dem Nachhauseweg rief mich mein Manager Herr Müller an. Und was er mir dann erzählte, änderte alles in meinem Leben. Ich durfte für Victoria's Secret vormodeln und dann würde ich vielleicht genommen werden! Das war immer schon mein Ziel gewesen. Victoria's Secret war die Marke der Marken.
Und das, was mich in Panik versetzte, war, dass dieser Walk morgen Abend in New York war!