2012 bin ich Opfer von Mobbing geworden. Genau genommen von Cybermobbing.
Zu der Zeit war ich schon seit über einem Jahr bei facebook registriert. Gegen den Willen meiner Eltern und deshalb ohne ihr Wissen.
An einem Tag im Herbst 2012 wurde ich von einem Freund kontaktiert. Er erzählte mir, dass er von einer Kristin_G (ich verwende meinen Wattpad-Namen anstelle des facebook-Namens, um anonym zu bleiben) angeschrieben wurden war. Zuerst hatte er geglaubt, es wäre tatsächlich ich gewesen. Aber wie sich herausstellte, gab es nun auf facebook zwei komplett identische Profile über Kristin_G. Das Fakeprofil sah zu 100% aus wie mein richtiges Profil. Alles war haargenau gleich. Das Geburtsdatum, der Name, das Profilbild, das Titelbild. Einfach Alles!
Das Fakeprofil hatte besagten Freund angeschrieben. Ich würde auf ihn stehen, ich würde immer ganz feucht werden, wenn ich ihn sehe und noch viel schlimmeres perverses Zeug hatte es geschrieben.
Er zeigte mir den Chatverlauf und mir drehte sich der Magen um. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so eklig, so minderwertig und so verletzt gefühlt! Ich kann das gar nicht beschreiben. Ich bin weinend zusammen gebrochen und wusste nicht, was ich tun soll. Ich habe meine Schwester angerufen, habe aber am Telefon vor lauter Heulen kaum einen Ton raus bekommen. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich ihr alles unter Schluchzen erklärt hatte. Ich weiß nicht, ob ihr nachvollziehen könnt wie ich mich gefühlt habe. Wahrscheinlich nicht, denn die Ausmaße von so etwas versteht man nur, wenn man es selbst durchmachen musste. Meine Schwester und auch der Freund rieten mir, das Profil zu melden. Das habe ich dann auch getan. facebook hat den Fake entfernt. Aber dieses miese Gefühl des Ausgeliefertseins blieb. Darüber hinaus gab es auch ein Fakeprofil von mir auf google+, obwohl ich selbst noch nie auf diesem Portal angemeldet war! Ich weiß bis heute nicht, wer alles angeschrieben wurde und was den Personen alles glaubhaft gemacht wurde. Das ist ein wirklich merkwürdiges Gefühl, denn manchmal frage ich mich immer noch, wer es bloß gewesen sein könnte.
Nach einer Weile gab es dann ein neues Fakeprofil. Diesmal nicht direkt von meinem Profil, sondern von einem fiktiven Jungen. Dieser schrieb meine gesamten Mitschüler an und verbreitete Lügen über mich. Dieses Scheiß-Gefühl, der Ekel vor mir selbst, welcher durch das alles entstanden war, und die Frage, was ich denn bloß falsch gemacht habe, begruben mich erneut unter sich. Zwar wurde auch dieses Profil gemeldet und entfernt, doch die Folgen waren schwerwiegend:
Ich wusste nicht wer hinter dem Cybermobbing steckt (und ich weiß es bis heute nicht). Es wurden tausende Behauptungen aufgestellt. Die Leute um mich herum verdächtigten und beschuldigten sich gegenseitig. Ich wusste nicht mehr, wem ich noch trauen konnte. Deshalb habe ich mich schlussendlich extrem zurück gezogen und gar nichts persönliches mehr von mir preisgegeben. Ich habe eine Art Mauer um mich und meine Gefühle gezogen. Ich dachte, wenn ich nichts und niemanden mehr an mich heran lasse, kann ich auch nicht noch einmal so verletzt werden. Aufgrund dessen habe ich fast alle meine damaligen Freunde verloren. Obwohl mir das in der Situation fast egal war, schließlich wusste ich sowieso nicht mehr, wer meine wahren Freunde sind und wem ich überhaupt trauen konnte.Außerdem habe ich mich ständig gefragt, was ich falsch gemacht habe. Hatte ich jemanden verletzt, der jetzt Rache suchte? Was hatte ich getan? Was hatte ich gesagt? Hatte jemand etwas falsch aufgefasst? Lag es an meinem Aussehen? Meiner Kleindung? Meiner Figur, die nicht 90-60-90 ist? Ich suchte den Fehler krampfhaft bei mir und wies mir die Alleinschuld für den ganzen Scheiß zu. Ich hegte wegen dieser Sache eine ganze Menge Selbstzweifel, die mich niederdrückten. Ich fühlte mich so hässlich, fett, dumm, naiv und einfach minderwertig. Ich habe mich extrem für die ganzen Fakeprofile geschämt. Schließlich habe ich gedacht, dass das alles mein Verschulden ist. Ich habe mich deshalb auch neben meiner Schwester niemanden anvertraut. Meine Eltern wissen bis heute nichts von der Geschichte. Damals dachte ich, sie würden mich ausschimpfen, da sie mir ja sowieso verboten hatten mich auf facebook anzumelden. Sie hätten das nie getan. Das weiß ich. Aber damals war mir das ganze so unglaublich peinlich! Ich hätte ihnen auch niemals die Nachrichten von den ganzen Fakeprofilen zeigen wollen, denn die waren so erniedrigend. Das ich mich niemanden gegenüber öffnete verschlimmerte aber meine Situation nur noch. Ich fraß alles in mich hinein.
In diesem Zustand habe ich mich zwei Jahre lang befunden. Von Minderwertigkeitskomplexen geplagt. Nirgendwo integriert. Abgeschottet von allen. Ohne Freunde und Vertraute. Ohne etwas von meinen wahren Gefühlen und Gedanken aus meiner harten Schale dringen zu lassen. Ich dachte, dass ich nur so geschützt wäre vor den potenziellen Angriffen anderer. Doch diese Selbstisolation hat mich extrem einsam gemacht und ich war in dieser Zeit nie richtig glücklich. Es war eine grässliche Zeit. Ich saß immer nur in meinem Zimmer und habe gelesen, Musik gehört, Filme geschaut, Tagebuch geschrieben, für die Schule gelernt. Immer allein. Zu dem bin ich noch richtig paranoid geworden und dachte nicht nur, dass mir alle etwas böses wollen, sondern habe auch immer und immer wieder meinen Namen gegoogelt auf der Suche nach Fakes von mir.
Erst im Sommer 2014, knapp zwei Jahre nachdem das Alles angefangen hatte, hat sich das Blatt für mich gewendet. Ich war mit meiner einzigen Freundin auf einer christlichen Jugendfreizeit. Ich war zwar weder interessiert an Gott, noch hatte ich besonders Bock auf einen Haufen fremder Jugendlicher; aber sie hat mich überredet mitzukommen und so fand ich mich in einem Bus nach Dänemark wieder, welcher vollgepackt war mit Leuten in meinem Alter. Ich hatte mir fest vorgenommen auch da niemanden an mich heran zu lassen und an meiner alten "Abwehrstrategie" fest zu halten. Doch dort auf der Freizeit merkte ich, wie meine Fassade zu bröckeln begann, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich konnte mir das damals nicht erklären (Erst heute weiß ich, dass es Gottes Wirken war). Aber es passte mir ganz und gar nicht. Trotz allem fasste ich nach und nach Vertrauen zu den Mitarbeitern und den anderen Mitfahrern. In den zwei Wochen in Dänemark ist viel mit mir passiert: Ich habe richtig gute Freunde gefunden, denen ich 100%ig vertrauen kann. Ich habe mit einem Mitarbeiter geredet und mein ganzes Herz ausgeschüttet (was sowohl schmerzhaft, als auch extrem heilsam war). Und ich habe Jesus kennen gelernt, der mein Leben und mich selbst komplett verändert hat! Ich bin Christ geworden.
Ich habe festgestellt, dass ich nicht minderwertig bin und das es Leute (außerhalb meiner Familie) gibt, die mich gern haben so wie ich bin und das ich mich nicht ändern muss. Das war total befreiend und einfach nur schön! :)Ich wünsche jedem von euch von ganzem Herzen, dass ihr nicht so etwas durchleben müsst wie ich. Und das euch, solltet ihr Opfer von Mobbing sein, Leute zur Seite stehen an die ihr euch wenden könnt!
Ich werde in den nächsten Tagen auch noch Tipps veröffentlichen, was zu tun ist, wenn ihr Betroffene seid. #nooneshouldbebullied
Mobbing richtet in den Betroffenen unglaubliche Schäden an. Es ist kein Spaß! Ich kann es nur nochmal sagen.
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SonstigesNeben hilfreichen Tipps findet ihr in diesem Buch auch tolle DIYs zum Thema: •Nageldesign •Beauty •Dekoration •Ordnung •Geschenkideen •Fitness •backen&kochen Bestplatziert: #2 in Sachbüchern (14.06.2016) Beendet am 14.06.2016