15.

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Obwohl Doro und ich noch feiern gehen wollten, haben uns die Anführer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir sollen heute früh schlafen gehen, da viele sich von ihren Ängsten erholen sollen. Ich habe meine Angst schon wieder verarbeitet, nicht zuletzt, weil Eric mir im Kopf herum spuckt. Was hat er nur mit mir gemacht? Christina erzählt uns am Abend auf ihrem Bett von ihrer Simulation. Ihre Angst waren Insekten. Als sie uns erzählt was genau vorgefallen ist, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Allerdings habe ich beim zurück gehen in den Schlafraum, noch einen Blick auf die Tafel geworfen. Tris hatte mit Abstand die beste Zeit, und liegt so weit vorne, dass es wirklich verdächtig ist. Das ist aber anscheinend nicht nur uns aufgefallen. Peter legt sich mit ihr an und verlangt, dass sie uns sagt wie sie das gemacht hat.

„Lass sie doch in Ruhe Peter. Du nervst.", sage ich ergeben, als er uns nicht in Frieden lassen will. Er wirft mir einen wütenden Blick zu. „Nur weil du Erics Neue bist, habe ich keine Angst vor dir.", wirft er mir entgegen. Ich stehe langsam auf. „Ich soll also was mit Eric haben. Hat dir deine Angst Simulation irgendwie deine Sinne geraubt. Eric hasst mich.", sage ich sehr leise. Meine Stimme bebt vor Wut, und Peter sieht mich provozierend an. „Warum hat er dir dann auf der Party dauernd hinterher geschaut?", fragt er höhnisch, doch ich lasse mir nichts anmerken. Wenn ich jetzt etwas Falsches sage, weiß Peter automatisch, dass er Recht hat. Das wäre mein Untergang. „Er hat mir hinterher geschaut?", frage ich gespielt überrascht. Jetzt schwankt sein selbstsicherer Gesichtsausdruck. Ich schaffe es sogar etwas rot anzulaufen. Doro kommt mir zu Hilfe. „Wer hat sie bitte nicht angeschaut?", faucht sie Peter patzig an. „Sogar du hast sie fast aufgefressen." Die anderen Initianten, die unseren Streit interessiert verfolgt haben, beginnen vereinzelt zu lachen. Molly stellt sich neben Peter. „Lass gut sein. Sie hat nichts mit ihm.", sagt sie zu Peter und klingt ziemlich genervt. Er sieht sie überrascht an. Nein nicht überrascht. Fassungslos, dass trifft es. „Nimmst du sie jetzt in Schutz?", fragt er empört. „Nein. Aber wenn Eric mitbekommt, dass du so etwas herumerzählst, wird er nicht sehr glücklich sein.", sagt sie zu ihm und er zuckt ganz leicht zusammen. Da hat aber jemand Respekt. Ich sehe Molly an. Sie sieht entschlossen und ernst aus. „Darüber hinaus. Eric kann andere haben. Warum sollte er eine Initiantin nehmen. Das ist bestimmt verboten. Er als Anführer widersetzt sich bestimmt keinem Gesetz.", meint sie monoton, als würde sie das Thema damit für beendet erklären. Peter wirft mir noch einen letzten wütenden Blick zu, bevor er beleidigt abzieht. Ich forme mit den Lippen ein „Danke" zu Molly. „Das war für Capture the Flag.", meint sie einfach. Dann geht sie und Tris zerrt mich zurück aufs Bett. „Was zur Hölle war das?", fragt sie schockiert. „Ich habe ihr bei Capture the Flag den Pfeil herausgezogen bevor wir gegangen sind. Anscheinend meint sie, sie müsste sich revanchieren.", erkläre ich schulterzuckend. Im Leben hätte ich das von Molly nicht gedacht.
Aber es war bestimmt das letzte Mal, dass sie mir geholfen hat.

Am nächsten Morgen stehen schon die nächsten Angstlandschaften an. Beim Frühstück sind alle schon angespannt, und kaum einer sagt ein Wort. Jetzt wissen alle, was auf uns zu kommt. Und wirklich freuen, kann man sich ja nicht. Ich überlege während ich mein Rührei esse, was meine nächste Angst sein könnte. Ich will eigentlich keine Gedanken daran verlieren. „Nervös?", fragt Doro neben mir. Sie hat ebenfalls heute noch nicht viel gesagt. Für uns beide ist das sehr ungewöhnlich, da wir eigentlich sehr redegewand sind. „Ja, aber nicht wegen Eric.", mache ich ihr leise klar und sie schüttelt den Kopf. „Das meinte ich nicht, aber schön, dass du gleich daran denkst.", sagt Doro und klingt triumphierend. Ich verdrehe die Augen, und wende mich wieder meinem Essen zu. Knapp eine halbe Stunde später gehen wir alle zu den Simulationsräumen. Ich hoffe sehr, dass Eric es nicht wieder an die Spitze treibt.

„Sky.", sagt Eric, als sich die Tür des Raumes öffnet, in dem wir die Simulationen haben. Ich stehe auf, und gehe langsam durch die Tür. Eric schließt sie und geht zu seinem Computer. Keiner von uns beiden sagt ein Wort. Und es stört mich nicht. Nicht im Geringsten. Ich habe mich selbst dazu überredet, Eric nicht zu sehr an mich heran zu lassen. Denn dann könnte er mich sehr verletzen, und das will ich nicht unbedingt. „Setz dich.", höre ich ihn plötzlich sagen. Eric sieht mich abwartend an, als ich mich zu Stuhl bewege. Ich setze mich hin, und habe eine Idee. Ich lege meine Hand auf meine Stirn und beiße mir auf die Unterlippe. „Was ist los? Ist dir schwindelig?", fragt Eric mich scheinbar überrascht über meine Verhaltensweisen. Ich schüttle den Kopf, und sehe ihn an. Nachdenklich sieht Eric wieder auf den Bildschirm, und nimmt die Spritze auf. Ich seufze innerlich frustriert.
Er reagiert ganz beherrscht. Eric kommt mit der Spritze näher, und diesmal überlasse ich es ihm, meine Haare aus dem Weg zu räumen. Als er aber seine Hand in meinen Haaren zu Faust ballt, und mich hoch zieht, schreie ich beinahe vor Schmerz auf. Aber ich halte es im letzen Moment zurück, und beiße mir wieder auf die Lippe. „Wenn du glaubst, dass du hier die Macht hast, dann irrst du dich. Zeig lieber etwas Respekt und hör auf dich so zu benehmen.", knurrt er und verstärkt den Griff. „Wie benehme ich mich denn? Ja wohl besser als du!", zische ich zurück. „Sprich nicht so mit mir. Du benimmst dich wie ein Kind, dass verzweifelt nach Aufmerksamkeit sucht.", sagt Eric und lässt meine Haare los. Ich bemühe mich sie wieder zu richten, und funkle ihn wütend an. „Was fällt dir eigentlich ein? Du küsst mich, und dann bist du wieder kurz davor mit eine runter zu hauen. Das ist wirklich armselig." Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, knallt Eric mir wirklich eine. Meine Wange brennt, aber ich sehe ihn nachdem ich mich gefangen habe sofort wieder an. „Du bist frech, zickig und mutig. Eine berauschende Mischung." Eric sieht mich an wie ein Stück Fleisch. „Ich hasse dich.", lüge ich leise, und ein amüsiertes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. „Ich weiß Kleine. Aber wenn du ich hasst, warum schaffe ich es dann schon mit einer Berührung dich zu verbiegen?" Ich hole Luft, um eine schlagfertige Antwort zu geben, aber mir fällt keine ein. Also schließe ich meinen geöffneten Mund wieder. „Mach schon.", sage ich schließlich genervt und deute auf die Spritze. Eric hebt den Arm, und legt sie an meinen Hals. Dann berührt er meinen Hals, und fährt zu meinem Puls. Er muss merken wie er rast, denn ein selbstsicheres Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Oh wie gern ich ihm eine klatschen würde! Dann sticht er mir die Nadel in den Hals, und richtet sich auf. „Gute Nacht Kleine.", sagt er noch, bevor ich endlich sie Augen zumachen kann, und ihn nicht mehr sehen muss.

I'm DivergentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt