12.Kapitel

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Knapp eine Stunde später, sehe ich skeptisch an mir herunter. „Es ist wirklich kurz.", maule ich. Doro verdreht hinter mir die Augen. Ihr Kleid ist genauso kurz wie meins, aber sie scheint kein Problem damit zu haben. „Du bist doch sonst nicht so, was ist denn los?", fragt sie und macht sich ihre Ohrringe in die Ohren. „Weil Eric es zufällig auf mich abgesehen hat? Ich gebe ihm so nur noch mehr Angriffsfläche." Ich drehe mich um, sodass Doro meinen Rückenausschnitt sehen kann. „So schlimm ist das nicht. Außerdem hat er auch nicht Halt gemacht, als du mehr anhattest." Jetzt redet sie schon etwas leiser. Natürlich habe ich ihr von der Situation gestern hinter der Mauer erzählt. „Aber ich will es nicht noch mehr provozieren." Ich beuge mich herunter, und ziehe meine Schuhe an. Doro hat mich noch zum Schuhe kaufen überredet. Jetzt habe ich mörderisch hohe High Heels, in denen ich kaum richtig laufen kann. „Bist du fertig?", ertönt es hinter mir. Ich nicke seufzend, und verlasse mit Doro das Badezimmer. Draußen warten Tris, Christina und Will auf uns. Von Al ist keine Spur zu sehen, er ist in letzter Zeit wirklich sehr komisch geworden. Die drei starren uns mit großen Augen an. „Ihr seht unglaublich aus." Christina zupft an meinen Haaren herum, die mir in leichten Locken über die Schultern fallen. Wir bedanken uns, und geben das Kompliment auch zurück. Tris hat eine normale Hose und ein Top an, bei dem man ihr Tattoo perfekt sehen kann. Christina hat eine kurze Hose und ebenfalls ein Top an. Will geht in seinen Trainingsklamotten.
Typisch Kerl eben.

Ich hab doch gesagt, dass fast keiner in einem Kleid kommt.", flüstere ich Doro nervös zu, als wir zur Grube laufen. „Ach, die gebürtigen weiblichen Ferox haben bestimmt Kleider an." Doro lässt sich von mir ihre gute Laune nicht vermiesen. Und eigentlich ist das auch gut so.

Kaum sind wir in der Grube, sehe ich ein, dass Doro Recht hat. Fast alle gebürtigen weiblichen Ferox haben ein Kleid an. Allerdings glaube ich, dass einige vom Alkohol schon verschwommen sehen müssen. „Na wie gemütlich.", sage ich und sehe mich noch einmal um. Peter steht mit Molly und einer gebürtigen Ferox an der Bar. Sie verstehen sich wohl blendend. „Es ist toll hier.", schwärmt Will, und zieht Christina direkt zur Bar, um ihr einen Drink zu holen. Tris wirkt etwas fehl am Platz, wie sie sich hier so scheu umschaut. „Kommt schon.", Doro hackt sich bei uns beiden unter, und zieht uns zur Tanzfläche. Wir fangen an zu tanzen, ohne eine bestimmte Ahnung, was wir machen sollen. Aber es macht wirklich Spaß, und nach einer Zeit, habe ich wieder gute Laune. Tris ist mitten im zweiten Tanz gegangen, mit der Begründung, dass sie Kopfschmerzen hätte. Will und Christina habe ich seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen. „Und? Bessere Laune?", fragt Doro lachend, als wir wenig später erschöpft von der Tanzfläche herunter steigen. Ich nicke eifrig, und sehe zur Bar. Doro folgt meinem Blick, und wir gehen zusammen los. Wir bestellen wahllos irgendetwas, dass uns empfohlen wird. Ich koste vorsichtig, und verziehe das Gesicht. Was auch immer ich trinke, mit Alkohol wurde wohl nicht gespart. Nicht das ich das erwartet hätte.
„Jetzt nicht ausflippen, aber sieh mal wer da kommt.", sage ich zu Doro, und deute auf den Eingang. Dort steht Ian mit ein paar seiner Kollegen aus der Krankenstation. Doro grinst sofort breit, und schüttet ihren Drink in einem Schluck herunter. Ich sehe sie geschockt an. „Du weißt aber, dass da gut ein Drittel Alkohol drin war?", frage ich nach und sie zuckt die Schultern. „Wo bleibt denn der Spaß?" Sie lacht. „Er kommt zu uns.", sage ich, und sehe unauffällig hinter sie. Ian kommt tatsächlich auf uns zu. Schnell wende ich mich wieder dem Getränk zu, und nehme einen Schluck daraus. „Kann ich dir etwas bestellen?" Ian legt Doro seine Hand auf den Rücken, und sie zuckt herum. Dann lächelt sie ihn mit ihrem schönsten Lächeln an. „Gern.", sagt sie und lässt sich wirklich einladen. Ich grinse breit, und nehme mein Getränk in die Hand. „Ich lasse euch mal allein. Viel Spaß." Ich zwinkere Doro zu, und mache mich auf den Weg, zu einem der Bänke. Dort sitzt Uriah und trink ebenfalls etwas. Aber sein Cocktail ist dunkelblau, und meiner leicht grün. „Was machst du denn allein hier?", frage ich und lasse mich neben ihm nieder. Er sieht mich an, und in seinen Augen ist ein leichter Nebel. Anscheinend hat er schon etwas zu viel getrunken. „Ich bin nicht allein. Du bist da.", nuschelt er und legt mir seine Hand auf den Oberschenkel. Ich grinse leicht, aber lasse seine Hand da wo sie ist. Nicht zuletzt, weil ich Eric in der Menge entdeckt habe. Es dauert nicht lange, und er hat auch mich bemerkt. Er sieht mich von oben bis unten an, und scheint gegen seinen Willen beeindruckt. Obwohl er mich schon einmal darin gesehen hat. Bei der Erinnerung verzeihe ich das Gesicht. Als Eric allerdings die Hand von Uriah sieht, wechselt sein Gesichtsausdruck von beeindruck zu wütend. Ich kann nicht anders, als ihn herausfordernd anzusehen. „Komm wir trinken noch was." Uriah steht schwankend auf, und will davon laufen, aber ich halte ihn auf. „Du wartest hier, ich hole etwas zu trinken.", befehle ich, und nehme ihm seinen Becher aus der Hand. Uriah protestiert nicht, aber es kann auch gut sein, dass er mich gar nicht gehört hat. Betont langsam laufe ich zur Bar, und lasse mir zwei neue Cocktails machen.

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