6.Kapitel

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Nachdem wir mit dem Aufzug wieder heruntergefahren sind, gehen wir tatsächlich noch zur Krankenstation. „Wo sollen wir den fragen?", will ich von Doro wissen, „Wir verirren uns hier sonst." „Da vorne ist Eric, wir könnten ihn fragen.", schlägt sie vor. „Lieber sterbe ich." Ich will wieder gehen, doch sie hält mich fest. „Sonst finden wir hier garantiert nichts.", sagt sie bittend. „Du bist mir was schuldig.", stöhne ich und gehe auf Eric zu. Er redet mit einem Mädchen das die gebürtigen Ferox trainiert. „Eric?", frage ich als ich hinter ihm stehe. Er nimmt keine Notiz von mir, bis sich die andere Frau verabschiedet. „Was willst du?", fragt er sichtlich genervt. „Dich fragen wo die Krankenstation ist.", sage ich wenig freundlich. „Warum willst du das wissen? Hast du dich verletzt?" Er verschränkt stur die Arme vor der Brust. Dabei treten seine Muskeln ziemlich hervor, wobei ich keine Notiz davon nehme. Natürlich nicht. „Das geht dich nichts an. Wo ist die Krankenstation?", frage ich halb knurrend. „Pass auf wie du mit mir sprichst." Er baut sich vor mir auf. Dann kommt Doro mir zu Hilfe. „Ich habe mir die Hand verstaucht und wollte es ansehen lassen. Aber wir verlaufen uns wenn wir nicht nach dem Weg fragen.", erklärt sie schnell. Eric funkelt mich immer noch wütend an. „Geht den Gang entlang und dann rechts.", knurrt er und macht eine abwertende Handbewegung. Ich stolziere an ihm vorbei, aber habe die Rechnung ohne den Chef persönlich gemacht. „Willst du dich nicht bedanken Kleine?" Eric packt mich am Handgelenk, sodass ich nicht weiter gehen kann. „Nenn mich nicht Kleine." Ich drehe mich um und versuche vergeblich mich zu befreien. „Ich nenne dich so, wie es mir passt.", meint er und scheint meinen Widerstand gar nicht zu merken. „Und was gibt dir das Recht dazu?", zische ich und wehre mich immer heftiger. Doro legt mir ihre Hand auf meinen anderen Arm, als Zeichen, dass ich mich etwas zurückhalten soll. Eric aber zieht mich plötzlich so kräftig an sich, dass er nur noch Zentimeter von mir entfernt ist. Doro versucht ihn aufzuhalten aber ich werfe ihr einen warnenden Blick zu. Sie soll es sich mit ihm nicht auch noch verscherzen. „Du bist eine Initiantin und ich dein Anführer. Wer hat wohl mehr zu sagen. Du solltest lieber etwas mehr Respekt zeigen.", sagt er drohend. Ich spüre eine Gänsehaut auf meinem Körper und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Warum hat dieser Kerl so eine verfluchte Wirkung auf mich. „Mache ich dich nervös?", fragt er und lässt meine Hand so plötzlich los, dass ich Zurück stolpere. „Das hättest du wohl gerne!" „Meinst du ich habe deine Reaktion nicht bemerkt?" Punkt für ihn. Aber das sage ich natürlich nicht. „Das heißt nichts! Lass mich in Frieden!" Mit diesen Worten drehe ich mich jetzt endgültig um und Eric hält mich nicht auf. „Du bist echt lebensmüde. Aber das hätte ich genauso gemacht.", sagt Doro neben mir, „Und jetzt ab zur Krankenstation."

Kaum sind wir dort kommt uns ein Arzt entgegen, der sich unsere Finger ansieht. Auch ein paar andere Initianten sind da. „Warum ist dein Arm so rot?", fragt mich einer der Ärzte. „Ich hatte eine Begegnung mit unserem lieben Anführer." Das ist anscheinend Erklärung genug, denn er nickt verstehend. „Wo ist Doro?", fällt mir plötzlich auf. Sie hat schon seit einer Weile nichts mehr gesagt und ist wie vom Erdboden versunken. „Sie war doch gerade noch hier.", sagt ein Ferox der ebenfalls mit uns trainiert. Er heißt Max oder Marlon oder so ähnlich. Dann kommt sie um die Ecke und hat eine Salbe in der Hand. Hinter ihr ist ein ziemlich gut aussehender junger Ferox. „Ich hab die Salbe.", sagt sie zufrieden, „Das ist übrigens Ian. Er ist hier bei den Ferox Arzt." Sie sieht ihn beinahe schmachtend an und ich muss sofort grinsen. „Gut. Sollen wir dann wieder gehen?", frage ich amüsiert. Sie reißt ihren Blick von Ian los und sieht mich an, als würde sie mich zum ersten Mal richtig erkennen. „Ja klar. Ian das ist meine beste Freundin Sky. Sie ist auch von den Amite." Auch? Ich glaube mich zu verhören. Hat sie ihm in diesen zwei Minuten in denen sie weg war ihre halbe Lebensgeschichte erzählt? Ian reicht mir die Hand und lächelt charmant. Er hat wirklich was, das muss ich zugeben. Er ist groß, hat braune Augen und verwuschelte schwarze Haare. Seine Adern zeichnen sich an den Armen ab, und er hat ein freundliches Lächeln. „Arbeitest du hier?", fragt Doro höchst interessiert. Ich werfe ihr einen verwirrten Blick zu. Ian steht vor uns, in einem weißen Kittel den Ärzte tragen und hat ihr eine Salbe gegeben. Erklärt sich ihre Frage da nicht von selbst? Ian scheint es genauso zu sehen. „Schon lange.", sagt er geduldig. Doro merkt anscheinend in diesem Moment, wie bescheuert ihre Frage war, und errötet leicht. „Wir müssen dann auch wirklich gehen.", sagt sie zu ihm und zerrt mich fast aus dem Zimmer.

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