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      Ich ließ meinen Kopf wieder auf den Boden fallen und schloss die Augen. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Mussten mir immer solche Dinge passieren? Ich setzte mich auf, ging ja nicht anders, und stopfte mein Handy samt Kopfhörer in meine Tasche.
>> Hey, was soll das? Was machst du noch hier?<<
Das war nicht Marshall's Stimme. Diese hier war tiefer. Als ich aufsah , guckte ich direkt in das grimmige Gesicht eines bulligen Bodyguards. Unsanft packte er mich am Arm und zog mich auf Beine.
>> Ich frag' dich noch ein Mal. Wieso bist du noch hier?<< er schüttelte mich kurz. >> Dachtest wohl dass du ein Autogramm kriegst, wa?<<
>> Ja, klar. << sagte ich sarkastisch. >> Weil ich auch nie ' The Way I am ' gehört hab, oder so, ne?<<
Wie Idiotisch konnte man nur sein? Meiner Meinung nach musste man es akzeptieren wen jemand berühmtes in der Öffentlichkeit eher in Ruhe gelassen werden möchte ( was Em ja in 'The Way I am' und vielen anderen Lieder deutlich gesagt hat ).
>> In deinem Alter sollte man mehr Respekt haben, findest du nicht, junge Dame? <<
>> Alter, du klingst wie meine Mum. << sagte ich genervt. >> Die labert auch immer über Respekt, nennt mich ' junge Dame ' und denkt ich lege Bomben wenn ich mal kurz alleine sein will. Machst du das extra? Ich sag dir , so kriegste auch nicht mehr Respekt! <<
Der Bodyguard wollte gerade etwas erwidern, als hinter ihm ein leises Lachen ertönte. Eigentlich war es nur ein kurzes auflachen, aber ich erkannte die Stimme sofort. Wär eigentlich nicht nötig gewesen, weil sowieso keiner außer mir, dem Bodyguard und ihm da waren. Marshall Mathers. Wieso lachte er?
Das schien sein Bodyguard sich auch zu fragen. Er drehte sich verwundert um und flüsterte Marshall etwas zu. Sie diskutierten ein bisschen, glaube ich.
>> Hey! Kann ich gehen?<< rief ich leise. >> Meine Mum macht Stress!<<
Ich wusste dass ich gerade eine riesen Chance verpasste, Em endlich kennenzulernen, aber jetzt war wirklich nicht der beste Moment dafür! Ich werde nämlich nie so tief sinken irgendjemanden einfach so anzulabern, schon garnicht Marshall Mathers!
>> Das hättest du wohl gern, was? << kam die Antwort.
>> Ach, komm schon. Ich werde hier nicht meine Zeit verplempern, obwohl, ich hab sowieso nichts zu tun. Aber, das ist auch total egal. Ich meine, es wird ja nicht so schlimm sein dass ich ein bisschen zu spät aus der Konzerthalle gekommen bin, nur weil Menschen mich, verdammt noch mal, total anpissen! << ich verlor langsam ein bisschen die Kontrolle. >> Und wenn ihr jetzt auf die kack Idee kommt, jetzt irgendwie die Bullen in diese sinnlose Situation einzufädeln, dann ...<<
>> Hm, vielleicht wäre die Polizei keine schlechte Idee, schon wegen dem mangelndem Respekt! <<
Das war zu viel. Das war eindeutig zu viel! Ich explodierte :
>> Was soll die Scheiße? Meine Mum bringt mich doppelt um, versteckt mich im alten Kühlschrank im Keller und verkauft den dann durchs Internet, wenn sie mich noch mal von der Polizei abholen muss, okay? << schrie ich. >> Und außerdem: Danke dafür dass du mir den bis vor ein paar Minuten, verfickt noch mal, perfekten Abend ruiniert hast! <<
Ich schnaubte noch einmal verachtend, drehte mich um und rannte aus dem Gebäude. Ich ließ die Tür laut zu schlagen und ignorierte die Rufe aus dem Flur. Draußen trat ich gegen die nächstbesten Sachen : ein paar dumme Pflanzen, den Boden und einen Mülleimer , den ich danach irgendwo hin schleuderte. Als ich meine Wut einigermaßen unter Kontrolle hatte ging ich weiter Richtung S - Bahn Station.
      Ich ging  an einem Nacht - Club vorbei und mir viel ein dass ich Musik hören könnte. Also machte ich meine Tasche auf und wollte mein Handy und meine Kopfhörer gerade raushören als ich eine wohlbekannte Stimme hörte. Doch diesmal war sie nicht willkommen.
      >> Hey, Felicitas! <<
Es war Johann, eines der größten Arschlöcher der Schule, begleitet von circa neun Freunden. Er lässt sich immer John nennen um cool zu wirken. Meiner Meinung klingt beides scheiße, aber ich zog ihn gerne mit seinem echten Namen auf.
>> Och, Johann! Solltest du nicht schon im Bettchen sein? << rief ich zurück.
>> Denkst wohl, das ist cool. Versteh's endlich: du bist ein Loser! <<
>> Ich hab mehr Freunde als du denkst, Johanni. <<
Jetzt stand er vor mir. Seine Freunde stellen sich so hin, dass ich in der Mitte eines Kreises stand.
>> Ach, ja? Und wo sind die jetzt? <<
>> Tja im Gegensatz zu dir, brauch keinen der mir den Arsch abwischt wenn ich mal kacken muss.<<
Er schnaubte.
>> Bildest dir deine Freunde << er machte Anführungszeichen mit den Fingern in die Luft >> wahrscheinlich sowieso nur ein.<<
>> Wenn du damit meinst dass ich Kreativ bin, dann danke für 's Kompliment. << sagte ich sarkastisch. >> Und wenn ich jetzt bitte gehen könnte, ich hab bessere Sachen zu tun.<<
>> Hast wohl Angst, oder? Die kleine Felicitas hat Angst vor den bösen, großen Jungs!<<
Ich lachte verachtend auf.
>> Ach weißt du, Johann? Ich will dich eigentlich nur zu deiner Hildegard und den anderen Nutten zurück lassen, damit du realisieren kannst dass du nie 'ne Freundin kriegst, die dich nicht für Geld liebt.<<
Da hatte ich einen Wunden Punkt getroffen. Johann guckte wie ein Fell - loses Lama, dass von einem anderen Lama vollgespuckt wurde. Ich lachte los, weswegen ich das Nicken von ihm nicht bemerkte. Und plötzlich spürte ich einen starken Stoß an meiner Schulter, sodass ich nach vorne stolperte.
Johann stieß mich weiter, zu einem anderen Idioten, der mich an einem Arm festhielt. Der Typ neben ihm tat dasselbe. Ich versuchte sie abzuschütteln, aber das führte nur dazu dass sie fester zugriffen. Jetzt lachte Johann und kam langsam auf mich zu. Die anderen schlossen einen Kreis um uns.
>> Tja, Felicitas. So ist es halt. Hast wohl immer noch nicht kapiert, wer der stärkere von uns ist <<
Ich wollte gerade etwas erwidern, als er mir plötzlich, ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht schlug. Lachen. Er schlug nochmal zu. Erneutes Lachen. Ich schnappte nach Luft, spuckte auf den Boden und guckte ihn dann mit so viel Hass wie möglich an.
>> Scheiß, Wichser!<< zischte ich.
>> Hast wohl immer noch nicht genug.<< er tat so als würde er wieder mit der Faust in mein Gesicht schlagen, stieß dann aber mit seinem Knie in meinen Bauch, so dass ich mich Automatisch krümmte. Ich konnte meine Arme nicht vor meinen Bauch halten, weswegen er eine perfekte Zielscheibe für Johann's Knie war. Nachdem er noch drei mal zugestoßen hatte, wurde ich losgelassen. Schützend hielt ich mir die Arme vor den Bauch und stolperte nach vorne. Mir war schlecht. Ich taumelte und viel auf den Boden. Lachen. Dann wurde ich von allen Seiten getreten. Ich spuckte Blut, aber sie machten immer weiter! Als sich Johann schließlich über mich beugte um mich wieder zu verspotten, trat ich ihm in den Bauch und richtete mich so gut wie es ging auf um auf ihn loszugehen. Vielleicht hätte ich es lassen sollen. Vielleicht hätten sie mich in Ruhe gelassen. Aber meine Wut kontrollierte mich. Mal wieder.
Ich schaffte es gerade ihn zwei mal zu stoßen, bevor ich an den Haaren zurück gezogen wurde und wieder auf den Boden geworfen wurde. Wieder traten mich alle. Alle außer einem großen Blonden, der kurz darauf rief :
>> Hey, John! Da kommt 'n Auto! Lass uns abhauen.<<
Dann waren alle weg. Ich blieb liegen. Spuckte neben mich : Blut. Meine Augen waren halb geschlossen. Ich versuchte ganz kurz mich aufzusetzen, aber als ich nur einen Finger krümmte tat es schon weh. Ich schloss die Augen und kurz darauf rann eine vereinzelte Träne meine rechte Wange hinunter.
Von der Straße kamen die Geräusche einer quietschenden Bremse und kurz darauf hörte ich Schritte. Jemand beugte sich über mich, aber ich sah nur verschwommen. Starke Arme hoben mich hoch und setzten mich an einen Zaun. Ich blinzelte. Noch eine Träne. Nachdem ich sie weggewischt hatte, sah ich wieder klar und guckte direkt in das besorgte Gesicht von Marshall Mathers.
Da konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten und schluchzte auf.
>> Tut es sehr doll weh?<<
Ich wischte mir über die Augen und holte Luft :
>> Ich weine nicht weil es weh tut.<< brachte ich dann schluchzend hervor. >> Ich weine weil...<<
>> Du dich schwach und wertlos fühlst.<< beendete Marshall meinen Satz.
Ich nickte.
>> Woher weißt du das?<<
>> Ich war schon oft in dieser Situation. << er hielt mir seine Hand hin und zog mich auf die Beine, als ich sie ergriff. >> Komm, wir bringen dich nach Hause. <<
Ich sagte nichts und ging einfach mit. Marshall hielt mir die Auto - Tür auf und ich setzte mich auf die Rückbank, ans Fenster. Er setzte sich an das andere Fenster und zog die Tür zu. Ich guckte nach vorne. Auf dem Beifahrersitz saß der Bodyguard von vorhin und ein anderer Bodyguard fuhr das Auto.
>> Was waren das für Typen?<< fragte Marshall mich.
>> Ach, nur so'n paar Arschlöcher aus der Schule. << sagte ich knapp. >> Bin nicht so beliebt. Hab eher Freunde außerhalb der Schule.<<
Er nickte.
>> Hey!<< meldete sich der Fahrer. >> Könntest du mir mal deine Adresse sagen?<<
Ich nannte ihm die Adresse und er gab sie ins Navi ein. Dann war es still im Auto.
Als wir vor dem Hochhaus, in dem ich wohnte, hielten, bedankte ich mich und stieg aus. Gerade als ich die Tür zuschlagen wollte hielt mir Marshall einen Zettel hin.
>> Hier! Falls die Typen wieder scheiße machen.<<
Ich guckte verunsichert auf den Zettel. Darauf stand eine Nummer. Seine Nummer.
>> Oh, cool. Privatpolizei!<< er lachte. >> Danke!<<
Als ich die Haustür aufschloss, empfing mich pure Dunkelheit. Zum Glück. Meine Mutter hätte mich umgebracht, wenn sie mich gesehen hätte. Mit den ganzen Blutergüssen und so. Naja, irgendwann würde sie sie sowieso sehen, aber darüber wollte ich nicht nachdenken.
In dieser Nacht lag ich noch lange wach und dachte nach. Erstens : weil mir alles wehtat. Zweitens : weil ich mich fragte wieso Marshall mir einfach so seine Nummer gegeben hatte! Ich konnte mir nicht vorstellen dass er das immer so tat. Aber, wieso hatte er es heute gemacht? Ich würde es wahrscheinlich nie erfahren, dachte ich mir.
Doch da irrte ich mich...

Addictet to you ( eine Eminem Fan Fiction )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt