18.

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      Mein Bruder würde heute Abend für vier Tage zu Besuch kommen. Er hatte eine neue Freundin, die er mitbringen würde. Das hatte er mir geschrieben. Um genauer zu sein hatte er das an die Familien - Whatsappgruppe, die meine Mutter zu meinem Unglück erstellt hatte, geschrieben. Ich freute mich für ihn, wirklich, aber immer wenn er irgendetwas über eine Beziehung sagte passierte dasselbe. Meine Eltern würden mich die nächsten zwei Tage nerven.
    >> Wie sieht's bei dir aus, Felicitas ? <<
    >> Wann stellst du uns jemanden vor ? Wird langsam Zeit, du bist fast Achtzehn !<<
    Das nervte mich so was von. Vor allem, weil ich garnicht nach einer Beziehung suchte. Das hatte ich nie wirklich. Zu viel Stress und am Ende blieb man wahrscheinlich sowieso nicht zusammen. Aber es lag nicht daran. Ich hatte halt einfach noch nie jemanden getroffen, mit dem ich etwas anfangen wollte. Es sei denn Charaktere aus Bücher oder Filmen zählten. Oder vielleicht zählte es, dass ich als ich fünf war in irgendsoeinen Typen aus einer TV Serie verknallt war, an dessen Namen ich mich nicht erinnern konnte. Sonst war ich nie wirklich verliebt.
    Das verstanden meine Eltern aber nicht. Immer wieder fragten sie, ob ich schon 'den Richtigen' gefunden hätte. Ich hatte wirklich keine Lust darauf, also nahm ich mir Papier und einen Bleistift und ging einfach spontan irgendwo hin. Ich stieg in irgendeine U - Bahn und fuhr bis zur letzten Station. Dann setzte ich mich einfach in ein Café und zeichnete. Es war lange her, seit ich das das letzte gemacht hatte. Einfach losfahren, irgendwo einen Cappuccino bestellen und zeichnen. Es entspannte mich.
    Ich begann einfach ein bisschen rumzukritzeln, ohne etwas genaues vor  Augen zu haben. Ich wusste nicht was dabei rauskommen würde und erst als ich die letzten Details hinzufügte, realisierte ich, was ich da zeichnete. Es war Marshall, wie er performte. Oh fuck, jetzt war ich wirklich ein Stalker! Ein durchgeknallter Fangirl - Stalker.
    Ich beendete die Zeichnung, an der ich ungefähr zwei Stunden lang gearbeitet hatte,  und fuhr wieder zurück nach Hause, da es schon dunkel wurde und Lukas wahrscheinlich bald da war. Auf Stress von meiner Mom hatte ich wirklich keine Lust, aber ich freute mich schon auf meinen Bruder.
    Natürlich kam ich zu spät. Wie meistens, wenn etwas meiner Mutter wichtig war.
    Als ich die Tür aufschloss hörte ich sofort Stimmen aus dem Wohnzimmer und meine Mutter wie sie sich aufregte. Ich sah, wie alle aus dem Wohnzimmer raus in den Flur kamen und wie mein Vater mich vorwurfsvoll anguckte. Dann sah ich für eine Weile nichts mehr, weil mein Bruder auf mich zukam und mich drückte. Ich lachte.
    Lukas war vierundzwanzig und sehr groß. Er hatte die Haare von meinem Dad. Dunkelbraun. Und wir hatten dieselben Augen. Er roch sehr stark nach 'Head and Shoulders for Men' und Zitronenbonbons. Wie immer.
    Er war ein wunderbarer Bruder. Wir hatten uns nie viel gestritten. Als ich jünger war hatte er mich oft vor anderen in Schutz genommen und mir viel geholfen. Er hatte nie etwas dagegen dass ich keine Anwältin werden, sondern lieber ein Tattoo Studio in Amerika haben wollte.
    Aber als ich dreizehn war zog Lukas aus. Ich war erstmal total wütend auf ihn, doch dann verstand ich dass er ausziehen wollte.
    Als ich mich aus der Umarmung befreit hatte lachte er und stellte sich neben ein hübsches schwarzhaariges Mädchen, um die einundzwanzig Jahre alt, das schüchtern dastand. Die Schminke um ihre grünen Augen war leicht verwischt und sie sah müde aus. Kein Wunder, nach so einer langen Fahrt hierher. Sie sah nett aus. Ich lächelte und als sie zurücklächelte hatte ich das Gefühl dass wir uns gut verstehen würden.
    Wir aßen etwas und redeten. Sie hieß Melanie, doch sie bevorzugte Mel, und studierte Psychologie. Es war sehr interessant mit ihr zu reden, doch wir beide waren ziemlich müde, weswegen wir auch bald damit aufhörten und jeder in sein Zimmer ging. Mel und Lukas schliefen in seinem alten Zimmer, also veränderte sich bei mir nichts, was ich sehr gut fand.
    In den nächsten Tagen machte ich viel mit Lukas, da wir uns wirklich lange nicht gesehen hatten und ich wirklich froh war dass er da war. Doch die Zeit verging schnell und plötzlich war es Samstag und Mel und Lukas mussten wieder in die Schweiz. Außerdem flog Marshall nach Hause. Er hatte mir geschrieben und gefragt, ob ich zu seinem Hotel hingehen konnte. Ich bejahte, da der Weg nicht lang war und ich auch Lust hatte ihn nochmal zu sehen.
    Als ich bei dem Hotel ankam, ließ ein Bodyguard mich durch eine Hintertür rein und führte mich vor ein Zimmer relativ weit oben. Er ließ mich vor der offenen Tür stehen und ging wieder nach unten. Also ging ich rein und schloss die Tür hinter mir.
    Das Zimmer war mittelgroß. Ein Doppelbett stand an der Wand und bis auf einen Schreibtisch, eine Mini Bar und einen Koffer war da nichts mehr. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, aber das Licht war an, also war es nicht dunkel.
    >> Hey F, wie war's mit deinem Bruder ? << Marshall kam aus dem Badezimmer, einpaar Kosmetiksachen in der Hand, die er achtlos in seinen Koffer schmiss.
    >> Gut. Er hat 'ne neue Freundin. Sie ist echt nett. << ich kaute ein bisschen auf meinem Kaugummi rum. >> Aber ich verstehe nicht wie man so viele Beziehungen haben kann, wie er. <<
    >> Du bist nicht so der Beziehungs - Typ oder ? <<
    >> Nicht wirklich. Weiß nicht so genau. Ich war noch nie in einer Beziehung. <<
    Wir schwiegen ein bisschen. Marshall musterte mich währenddessen, was mir ziemlich unangenehm war. Also starrte ich einfach zurück.
    >> Ich muss zurück nach Michigan. << sagte er dann, einfach um irgendetwas zu sagen.
    >> Ich weiß. <<
     >> Weißt du schon wohin du gehen wirst ? << ich schüttelte den Kopf. >> Gut, denn ich kenne zufälligerweise jemanden in einem Tattoo Studio in Detroit, der einen Arbeitspartner gebrauchen könnte. 'n Freund von mir. <<
    Ich riss die Augen auf. Wie geil war das denn ? Dann hätte ich mir den Arsch nicht absuchen müssen! Aber, was wenn ich nicht gut genug war ? Mein lächeln wurde etwas schwächer.
    Ich war eigentlich ziemlich Selbstbewusst, aber wenn es um etwas ging das mir wirklich wichtig war, war ich sehr selbstkritisch. Auch wenn ich keinen Grund dafür hatte, machte ich mir immer Sorgen, ob ich gut genug war. Ich hatte schon oft versucht das zu ändern, aber es brachte nichts. Es war halt so.
    >> Warte mal, ich schreib dir seine E - Mail Adresse auf. << Marshall kramte in seiner Hosentasche nach einem Stift und fand irgendwo ein Stück Papier, wo er mir die E - Mail Adresse und die Website von dem Typen aufschrieb und mir gab.
    Er blieb vor mir stehen und erst nach einpaar Momenten merkte ich, wie nah wir uns eigentlich waren.
      >> Wir sehn uns dort F. <<
      >> Ja. Wenn ich es schaffe. << sagte ich und senkte den Kopf. >> Da braucht man bestimmt viel Erfahrung und außerdem- <<
      Während ich noch redete legte Marshall seine rechte Hand auf mein Kinn und hob es hoch, damit ich ihn anguckte. Dann legte er den linken Zeigefinger seiner anderen Hand auf meine Lippen. Ich erstarrte.
      >> Shh. << er zog den Finger zurück. >> Mach dir keine Sorgen, okay ? <<
      Die Hand die mein Kinn gehalten hatte fuhr langsam nach oben, bis sie auf meiner Wange lag. Sein anderer Arm umfasste zärtlich meine Taille.
      >> Marshall... << stotterte ich. >> Was machst du ? <<
      Er antwortete nicht, sondern kam mit seinem Gesicht langsam näher und zog mich an der Taille zu sich heran. Als er nurnoch Millimeter entfernt war schloss ich automatisch die Augen. Kurz darauf drückte er sanft seine Lippen auf meine. Ein warmes Gefühl durchschoss meinen Körper und ich dachte nicht mehr nach. Darüber dass das falsch war. Darüber dass ich eigentlich gedacht hatte dass ich für niemanden so etwas fühlte. Ich dachte nur an diesen Moment und an Marshall.
      Ich legte meine Arme um seinen Hals und drückte mich näher an ihn, während er mit seiner rechten Hand durch mein Haar fuhr. Er war mir so nah dass ich seinen Herzschlag spürte, der etwas unregelmäßig war. War er aufgeregt?
      Als wir uns nach einer Weile lösten, strich Marshall mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er lächelte und in seinem Blick lag etwas verträumtes. Dann wurde er plötzlich ernst.
      Er ging einpaar Schritte zurück, sodass ein Meter zwischen uns war, raufte sich die Haare in seinem Nacken und murmelte etwas, was ich nicht verstand.
      >>Tut mir Leid. << sagte er dann und verließ schnell das Zimmer. >> Tut mir leid. Tschüss F. <<
      Das gute Gefühl verschwand.
      >> Marshall warte! << rief ich. Doch er kam nicht zurück.
      Ich setzte mich auf das große Bett und vergrub meinen Kopf in den Händen. Es war schwierig Marshalls verhalten zu    analysieren. Ich meine : Er hatte mich geküsst. Gelächelt. Sich entschuldigt. Und dann war er weg.
      Okay. Er hatte den Drang verspürt mich zu küssen. Das hatte er dann auch gemacht und gelächelt. Dann realisierte er dass das falsch war, hat sich entschuldigt und ist abgehauen. Wahrscheinlich weil er sich geschämt hatte. Das hatte ich nach einpaar Minuten nachdenken analysiert. Irgendwie war es das einzige was wirklich Sinn machte.
      Ich war mir sicher dass das nicht die Situation nach dem ersten Kuss war, von dem Mädchen normalerweise träumten. Sehr sicher. Doch der Kuss selbst war phantastisch gewesen. Nur leider war Marshall jetzt weg, also war das sowieso egal.

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Hello anxiety my old friend
I've come to talk to you again!

Jetzt mal im Ernst, ich hab wieder Schiss das hochzuladen. God, help me! THEY WILL KILL ME! Okay, sorry, ich lad das hoch wenn ich besseres Internet habe. Ich hoffe ihr seid zufrieden, wenn nicht sagt bitte bescheid, ich kann alles verändern ( man merkt, ich bin nervös, sorry ). Ich bin eigentlich zufrieden . Hat irgendjemand irgendwas vorhergesehen ? Würd mich interessieren, egal.
Die Zeichnung oben ist nicht von mir, ich hab die von Pinterest. Credits stehen auf dem Foto. Ich fand es einfach wirklich sehr schön. So habe ich mir ungefähr das Bild von F vorgestellt.
Bis bald
NMD 👽

Addictet to you ( eine Eminem Fan Fiction )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt