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      Am nächsten fingen die Herbstferien an. Aber meine Eltern mussten noch eineinhalb Wochen  arbeiten, was mich nicht unbedingt störte. Und danach würden sie sowieso zu irgendwelchen Freunden fahren, also hätte ich gute Chancen die 'Beweise' für die Prügelei gestern zu verstecken, indem ich meinen Eltern einfach aus dem Weg ging.
      Es war erst acht Uhr als ich aufwachte, doch ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. Also stand ich murrend auf und stapfte ins Badezimmer um zu Duschen.
      Nachdem ich geduscht hatte beschloss ich sofort aus dem Haus zu gehen um die Wahrscheinlichkeit meinen Eltern über den Weg zu laufen zu verringern. Also zog ich mir schnell ein weißes  T - Shirt, einen dunkelgrauen oversize Pullover , eine schwarze Leggins und meine schwarzen All Stars an, ging ins Bad und versuchte die Blutergüsse in meinem Gesicht ein bisschen unauffälliger zu machen. Ganz verstecken wollte ich sie jedoch nicht : ich schämte mich nicht dafür. Im Gegenteil. Irgendwie war ich stolz darauf!
      Danach putzte ich mir die Zähne, machte mir einen Messy - Bun, packte meine Kopfhörer, mein Handy und meine Kaugummis in die Tasche von Gestern und ging sofort aus dem Haus. Ich beschloss Niro bei seiner Arbeit zu besuchen. Seit ungefähr einem Monat arbeitete er als Portier in einem Hotel. Mit dem Bus fuhr man ungefähr eine halbe Stunde und dann müsste man noch einpaar Minuten laufen, also wäre ich so gegen halb zehn da.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle, kam ich an einem Plakat für das Eminem Konzert vorbei. Mir kam es ganz unwirklich vor, dass ich gestern dort gewesen war und jetzt alles vorbei war. So lange hatte ich auf diese paar Stunden gewartet und jetzt war es nur noch eine Erinnerung. Eine Erinnerung die ich für immer behalten würde.
      Als ich bei dem Hotel wo Niro arbeitete ankam saß er, wie immer, in einem weißen Hemd ( welches er hasste, aber tragen musste ) und einer schwarzen Hose auf seinem Stuhl und hörte in voller Lautstärke irgendeinen Rock Song, die Füße, die in abgenutzten Vans steckten, auf seinem Schreibtisch.  Sein etwas längeres schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht und verfing sich ein bisschen  in seinem Lippenpiercing. Ich musste ihm erstmal auf die Schulter tippen, damit er mich bemerkte.
      >> Hey, F! Was machst du denn hier? << fragte er.
      >> Ich muss doch aufpassen dass dir nicht langweilig wird! Und außerdem muss ich meinen Eltern aus dem Weg gehen. << sagte ich.
      >> Wieso denn das? <<
      Statt einer Antwort zeigte ich auf einen besonders großen blauen Fleck in meinem Gesicht.
       >> Johann? << ich nickte. >> Scheiß Arschloch. Hör zu, in 'ner Stunde hab ich 'ne Pause, da können wir was essen gehen, oder so. Ich hab nicht gefrühstückt. Bin mega hungrig.<<
>> Okay. Ich hab auch nichts gefrühstückt . << sagte ich >> Und? Was ist hier so los? <<
>> Nichts. Obwohl, vor'n paar Tagen ist hier irgend so'n Promi eingezogen. Voll wichtig, der Typ! Ein Sänger, glaub ich. <<
>> Haste ihn gesehen ? << fragte ich.
      >> Nee, durfte ich nicht. Bin zu unzuverlässig. << er schnaubte. >> Da durfte nur der Schnösel - Heini hin! Hab seinen Namen vergessen. War irgendwas mit P. Und sonst sehe ich ihn auch nicht, er nimmt immer den Hintereingang. <<
Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf Niros Schreibtisch. Wir redeten noch eine ganze Weile, die Leute die an uns vorbeigingen ignorierten wir einfach.
Als Niro endlich Pause hatte, gingen wir zu einem Döner - Laden , da die Pause leider nicht sehr lang war, und weil wir irgendwie Lust auf Döner hatten. Zum essen setzten wir uns auf eine Bank in einem Park, der ganz in der Nähe war. Dort redeten wir so laut, dass wir alle anderen Leute nervten.
Als wir das nächste mal auf die Uhr schauten war Niros Pause schon vor Zehn Minuten vorbei.
>> Oh, Scheiße! Ich muss los! << hatte er gerufen und ist losgerannt. Ich entschied mich dafür, langsam nachzukommen. Also setzte ich meine Kopfhörer und meine Kapuze auf und hörte ' Soldier ', während ich losging. Als ich ungefähr drei viertel des Weges hinter mir hatte, fing es plötzlich an zu regnen. Ich beschleunigte meinen Schritt ein wenig. Nicht weil ich Angst vom Wasser hatte, sondern weil ich nicht wollte dass meine Kapuze durchnässt wurde und meine Kopfhörer nass wurden. Der Regen wurde zwar nicht stärker, aber ich war trotzdem froh als ich wieder vor dem Hotel stand.
Niro saß wieder auf seinem Stuhl als ich ankam.
>> Und? << fragte ich und setzte meine Kapuze ab. >> Hat jemand 'was mitbekommen? <<
>> Nee. Aber fast. <<
>> Niro, ich glaub ich fahr jetzt nach Hause. Hab schlecht geschlafen.<<
>> Okay! << sagte er. >> Hau rein! <<
       >> Jap, wir sehn uns. << sagte ich, hob die Hand und ging aus dem Hotel. Ich wollte nur noch nach Hause, schlafen oder einen Film anschauen.
      Es nieselte nur noch, doch teilweise riesige Pfützen hatten sich über die Straßen verteilt. Ich kam an vielen Schaufenstern vorbei, aber die meisten waren nicht sehr interessant weswegen ich eigentlich nie reinguckte. Als ich einmal ganz kurz mein Spiegelbild in dem Glas der Eingangstür eines Ladens sah, erschrak ich. Mein hinterer Hals war voller kleinen Kratzwunden, die wahrscheinlich von gestern, als ich auf den Boden gestoßen wurde, und die ich vorher wahrscheinlich übersehen habe. Kein Wunder, ich hatte mir schon so oft einen Messy - Bun gemacht dass ich nicht mehr in den Spiegel gucken musste. Ich seufzte betastete die Wunden vorsichtig, und bereute es sofort. Es tat höllisch weh. Nachdem ich aufgehört hatte zu fluchen und den Leuten die mich vorwurfsvoll anguckten ein wunderschönes, süßes Fake - Lächeln und kurz darauf meinen ' I'll -murder- you ' - Blick zugeworfen hatte, setzte ich wieder meine Kapuze auf und ging weiter zur Bushaltestelle. Einpaar riefen mir etwas hinterher, aber meine Musik war so laut dass ich nichts verstand. Ich musste in eine Seitenstraße hinter dem Hotel abbiegen um danach wieder an eine etwas größere Straße zu kommen. 
      Als ich gerade abbiegen wollte, kam ein großer, schwarzer Wagen mit getönten Scheiben um die Ecke. Er kam mir ein bisschen bekannt vor, doch das lag wahrscheinlich daran dass ich Autos garnicht gut unterscheiden konnte. Natürlich fand ich einpaar Autos cool oder so, aber es hat mich nie interessiert welches Auto es jetzt genau war.
Jedenfalls fuhr das Arschloch von Fahrer direkt durch eine riesige Pfütze, sodass ich total nass wurde.
>> Mann, fick dich! << rief ich dem Wagen hinterher und zeigte ihm den Mittelfinger. Wieder guckten mich einpaar Leute vorwurfsvoll an.
>> Ach, kümmert euch doch um euren Kram! << sagte ich genervt und ging weiter. Ich trat gegen einpaar Laternenpfähle und kleine Steine um meine Wut ein bisschen zu bändigen, damit ich nicht die Kontrolle verlor und irgendeine verrückte Scheiße machte. Ich war schon so oft von Niros Hotel ( ich nannte es immer so ) bis zur Bushaltestelle gegangen weswegen ich garnicht mehr gucken musste wo ich langging und in meinen Gedanken versinken konnte. Deswegen bemerkte ich garnicht dass plötzlich einer neben mir her ging.
>> Es wäre besser wenn du erstmal nachguckst wem du den Mittelfinger zeigst. Sonst könnte es mal schlecht ausgehen. << erst jetzt realisierte ich dass jemand sich mir angeschlossen hatte, aber ich wusste sofort wer es war.
>> Musst du gerade sagen. Außerdem ist es ein bisschen schwierig zu sehen wem man den Mittelfinger zeigt, wenn die Scheiben getönt sind. << sagte ich und steckte die Kopfhörer in meine Tasche. Dann guckte ich in das leicht grinsende Gesicht von Marshall Mathers.
      >> Was machst du hier ? << fragte er mich.
      >> Hab 'nen Freund besucht. Er arbeitet in einem Hotel als Portier, hier irgendwo. Ich war auf dem Weg nach Hause. Bin schrecklich müde. <<
      >> Nicht gut geschlafen ? <<
      >> Nee. Und was machst du hier? <<
      >> Naja, mein Hotel ist dort hinten. <<  er zeigte auf eine rote Metall - Tür ein paar Meter hinter uns. >> Also, die Hintertür des Hotels. Wär sonst zu viel Stress. Ist dein Freund zufällig so ein schwarzhaariger mit 'nem Lippenpiercing? <<
      Ich nickte. Also war er der "Sänger" von dem Niro gesprochen hatte.
      >> Solltest du nicht in der Schule sein ? << fragte er.
      >> Hab Herbstferien. <<
      Marshall nickte. Er schien über etwas nachzudenken. Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis er plötzlich das Schweigen brach.
      >> Wie heißt du eigentlich ? << Ich wusste dass diese Frage irgendwann kommen würde.
      >> F. << er guckte mich verwirrt an. >> So nennen mich alle. Also, fast alle. Lehrer und meine Familie nicht. <<
       >> Und wie nenne die dich ? << fragte er .
       >> Wieso willst du das wissen ? << Er zuckte mit den Schultern. >> Meine Eltern und meine Lehrer nennen mich Felicitas. Das ist sozusagen mein echter << ich machte Anführungszeichen mit den Fingern in die Luft. >> Name. Mein Bruder nennt mich Fee. Früher fand ich das cool, aber jetzt... <<
Als ich Marshalls fragendes Gesicht sah , erklärte ich ihm schnell was Fee auf Deutsch bedeutet. Er lachte kurz auf. Dann schwiegen wir wieder.
Mittlerweile waren wir wieder in einem interessanterem Teil von Berlin.
>> Ich hoffe keiner erkennt mich << murmelte Marshall.
>> Nee, dafür ist es eigentlich noch zu früh, glaub ich. << sagte ich. >> Es ist grad mal viertel vor elf. Und da Heute der erste Ferientag ist, sind wahrscheinlich nicht viele Leute die dich erkennen könnten, unterwegs. Wenn wir Glück haben .<<
>> Du hast's nicht so mit Menschen, oder? << fragte er.
      >> Naja, nicht wirklich. Aber das kommt auch auf den Menschen an. Gegen meine Freunde hab ich nichts. <<  sagte ich und fügte leise hinzu : >> Aber, die kann man nicht Menschen nennen. <<
      Belustigt guckte Marshall mich an.
      >> Uups, ich hab mal wieder zu laut gemurmelt. << sagte ich leise.
      >> Hör auf! Das ist nicht fair. << lachte er. >> Dein Sarkasmus ist unübertrefflich! <<
      >> Nicht meine Schuld ... << murmelte ich, wieder nicht leise genug.
     >> Ich hab gesagt, du sollst aufhören! << er guckte sich um. >> Und ? Was macht man so in Berlin ? <<

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Hey, Leute! I'm back. Ich bin nicht wirklich zufrieden mit dem Kapi, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen, weil es schon so lange gedauert hat.
Ich hoffe es ist okay.
Eure Streetdancelover1

Addictet to you ( eine Eminem Fan Fiction )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt