3 - Angriff der Killerpflanze

11 2 0
                                    

Die Ranke umschlingt mein Handgelenk und aus den anderen spriessen Stacheln. Die vielen Spitzen bohren sich in meine Haut und brennen wie Feuer.
Ich versuche loszukommen und ein schriller Schrei entfährt meiner Kehle. Auch die anderen Ranken greifen an, als hätten sie ein eigenes Gehirn bekommen.
Ich hole mit der anderen Hand ein Messer und durchschneide die Ranke mit einem Hieb. Eine hellblaue, schleimige Flüssigkeit fliesst heraus, als würde die Pflanze bluten. Gleichzeitig schnappt sich die nächste Ranke meinen Knöchel, die anfängt von den Stacheln zu brennen. Wieder trenne ich sie.

Cale hiebt auf die Äste, Belle ersticht jedes Stück Pflanze, die sie erwischen kann und Beck... Mir fällt ein, dass er nur Pfeil und Bogen hat, das gegen die Ranken aber nutzlos ist.
Ich sehe mich schnell um und entdecke ihn. Er ist schon halb von der Pflanze verdeckt, versucht aber immer noch loszukommen. Er windet sich und zerrt an dem Geäst, das ihn festhält, doch er scheint nicht loszukommen.
„Beck!", rufe ich. Mit dem Messer, das ich in der Hand habe, halte ich eine Ranke davon ab, seinen Hals zu umschlingen, in dem ich den dünnen, braunen Ast an die Wand nagle. Sie landet haarscharf neben seinem Hals und Beck sieht mich für einen kurzen Moment geschockt an, bevor er sich wieder zu befreien versucht. Belle stürmt herbei.
„Guter Wurf", sagt sie, während sie drei Ranken durchtrennt.
„Danke", erwidere ich, ziehe das Messer von der Wand und helfe ihr Beck zu befreien.
„Hier!" Ich drücke ihm zwei Messer in die Hand, sobald wir ihn losbekommen haben. Belle stürmt schon davon, um mit Cale so viele Äste wie möglich abzustechen.

Die Schreie von Belle und Cale dröhnen in meinen Ohren, während ich selber schreie, als sich immer wieder spitze Stacheln in das weiche Fleisch eindringen und der brennende Schmerz sich in unserem Blut verteilt.
Die Haut, die von den Stacheln getroffen wurde, schmerzt und als ich auf meine Hand sehe, ist sie blau und violett und brennt, als wäre es ein Fass Benzin, das mit einem Funken in Berührung gekommen ist.
Der Boden ist übersät von der ekligen, hellblauen Flüssigkeit.
Trotz des Schmerzes fällt mir auf, dass ich nur drei Stimmen schreien höre. Irgendwo in meinem Gehirn, registriere ich meinen eigenen, Belles und Cales Schreie, aber nicht die von Beck.

Inzwischen hat sich die ungewöhnliche Pflanze ein neues Opfer gesucht und gefunden. Ein Opfer namens Cale. Die Klingen meiner beiden Messer durchtrennen die Äste, während ich Cale helfe, von dem hartnäckigen Gestrüpp loszubekommen.
„Wir müssen versuchen, den Stein zu kriegen!", rief ich.
Ich weiss nicht, warum ich das sage, geschweige, wie ich darauf komme. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es stimmt.

Sechs Augenpaare starren mich ungläubig und fragend an.
Ja, genau starrt mich an, es ist ja nicht so, als ob mutierte, wahrscheinlich fleischfressende Blümchen uns erledigen wollen!
„Was?", fragt Cale und sieht mich an, als ob ich gesagt hätte, dass er zwei Nasen hätte anstatt einer. Ich stosse mein Messer mit einer Wucht in die Wand, das sich die Ranke, die mein Gesicht packen wollte, abgetrennt wird und zu Boden fällt.
„Willst du wirklich jetzt eine Erklärung?", winke ich ab.

Plötzlich schiessen fünf Ranken hervor und krallen sich in meinen Armen und Beinen, eine sogar um meinen Bauch. Ich kreische und versuche loszukommen. Belle und Cale helfen mir. Ich sehe zwei Klingen, die auf die Äste zu sausen. Einige Sekunden später bin ich frei.
Ich werfe einen besorgten Blick zu Cale, denn sein Gesicht ist leichenblass und seine Lippen haben fast keine Farbe mehr.
Belle sieht einfach nur gefährlich aus. Auf einmal bewegen sich die Ranken nicht mehr.
Sie werden ganz starr, als hätte jemand die Stromzufuhr eines Roboters lahmgelegt. Ich schaue mich um. Cale durschneidet die letzte Ranke, die ihn festhält und sieht mich verwirrt an. Belle hält kurz inne und sieht Cale und auch mich verdutzt an.
Mir fällt auf, dass jemand fehlt.
Als ich Beck nirgends sehen, schaue ich nach oben und mein Mund klappt auf. Belle und Cale folgen meinem Blick und sind ebenfalls überrascht.
An dem Geäst festhaltend, um nicht runterzufallen, grinst Beck uns an und hält den weissen Stein in der Hand.

Station 10 #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt