13 - Physikalisch unmöglich

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Wir gehen zum Raum zurück, wo die anderen schon auf uns warteten und erstatten Bericht.
"Stimmen aus dem Nichts?", hakt Domina mit grossen Augen nach. Belle nickt. "Entweder lauert da draussen etwas..."
"Oder es sind Lautsprecher versteckt", beendet Don den Satz nachdenklich. Ich sehe der Gruppe zu, halte mich aber im Hintergrund.
"Wir müssen unser Team besser organisieren", sagt Beck. "Don und Belle, vielleicht könnt ihr kleine Gruppen bilden, die für jeweilige Aufgaben zuständig sind..."

Ich klinke mich vom Gespräch aus und schleiche mich unauffählig weg. Als ich sicher bin, dass ich genug weit weg bin, schalte ich die Taschenlampe ein. Meine Füsse tragen mich wieder zu der Flüster-Halle und ich sehe mich um. Zwölf Gänge und Türen, die immer abwechselnd nebeneinander standen. Dazu noch die ewige Treppe ins Nichts.
"Welche Details haben wir übersehen?" Ich zucke bei der Stimme zusammen, halte automatisch ein Messer in der Hand und drehe mich blitzartig um.
Moon war ganz die Ruhe selbst und mir fällt auf, dass ich ihn weder ängstlich, noch erschroken erlebt habe. Natürlich, er ist noch nicht sehr lange bei uns, aber denoch...

Beim Training ist er immer nur konzentriert und aufmerksam, wie Belle. Aber er hat die Geschmeidigkeit, wie Ariadne und besitzt fast die gleiche Stärke wie Don.
Kochen frustriert ihn und zu mehr als hacken, schneiden oder waschen, bringt man ihn nicht. Domina findet das urkomisch. Sie versucht regelmässig ihn zu überreden, stösst allerdings bei jedem Versuch auf harten Granit. "Wir werden alle vergiftet oder ich stecke den ganzen Schuppen in Brand!", brummt er nur. Domina erwidert darauf nur, dass sie frei wären, wenn er alles abbrennt und dass Belle bestimmt ein Gegenmittel für die Vergiftung hätte. Belle, die es einmal gehört hat, konnte daraufhin nur grinsend den Kopf schütteln.
Wenn Moon Wache schiebt, ist er introvertiert, aber nachdenklich. Er kaut dann auf seiner Unterlippe und es bildet sich eine Falte zwischen Augen und Stirn.
Sachlich, ernst und einfallsreich findet man ihn nur bei Gesprächen. Mit Don, Beck und Cale redet er viel. Hauptsächlich über unseren Aufenthalt.
Doch keine Ängste bei ihm zu finden, macht ihn gefährlich und unberechenbar. Ich kann seine Grenzen nicht einschätzen.

Ich lasse das Messer sinken und gebe meine angriffslustige Position auf. Mein Verbündeter sieht sich nur um. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe beleuchtet einen steinernen Gang, direkt neben dem Raum, von wo wir gekommen sind. Er geht darauf zu und zeichnet mit der Kreide aus seiner Hosentasche, einen weissen Mondsichel in den blaugrauem Stein.
"Komm mit", sagt er und geht voraus. Seine Schritte hallen von den Wänden wieder und ich folge ihm. Der eckige Gang war feucht und vom Boden tropft Wasser auf die Decke, als wäre alles um 180° Grad gedreht worden.
"Wie geht das?", frage ich verblüfft, als vor mir ein Tropfen nach oben 'fällt'.
"Physikalisch unmöglich." Moon sieht dem Tropfen misstrauisch hinterher. Ein leises Scharren erklang weit vor uns und ich machte einige Schritte zurück. Ein Schnippen erklang, wie das Reiben zweier Klingen. Sofort mache ich meine Taschenlampe aus, während der zweite Lichtkegel immer noch den Boden beleuchtet.
"Moon, lass uns abhauen!", flüstere ich und ziehe ihn an der Hand weg von dem Geräusch. Aber Moon rührte sich nicht. Er starrt nur mit zusammen gekniffenen Augen in die Dunkelheit. "Moon, bitte", flüstere ich eindringlicher. Langsam bewegt Moon den Schein weiter nach oben, geradewegs in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Mein Herz rast und pumpt das Adrenalin durch meinen Körper. Mit einer Hand klammere ich mich immer noch an Moons Hand und mit der Anderen hole ich ein Messer hervor. Sicher ist sicher.

Etwas Silbernes blitzte auf und ein stetiges Schnappen erklang. Ich spüre einen festen Druck an meinem Handgelenk und höre das unterdrückte Fluchen meines Verbündeten. Ein abruptes Ziehen liess mich fast gegen die Wand knallen, bevor ich danach mitgezogen werde. Moon hat mein Handgelenk gepackt und zieht mich mit sich aus dem Raum. Sein Gesichtsausdruck ist konzentriert und...  ein kleiner Funken Zweifel.
"Guck nicht zurück!", befiehlt er. Aber ich hörte nicht auf ihn. Ich sehe zurück und knipse meine Taschenlampe an. Einen Aufschrei kann ich mir nicht verkneifen.
"Ich habe gesagt, du sollst nicht schauen!", zischt er knurrend. Hinter uns waren hunderte von kleinen, silbernen Metallspinnen mit einem mattgrauem Skorpionstachel und glühend orangen Lichtpunkten als Augen. Wir nehmen die Beine in die Hand und rennen los. Das Schnappen und Krabbeln erklingt immer näher und näher. Die Spinnen sind nicht grösser als fünf Zentimeter, doch in einer ganzen Schar sind sie so gefährlich, wie ein wütender Wespenschwarm. Sie krabbeln an Boden und Wänden entlang, wie eine silberne Welle. Etwa ein halbes Dutzend springen - ja, sie springen! - auf uns zu und verhaken sich in unseren Kleidern. Mit einem weiteren Aufschrei wischte ich sie heftig von meinen Kleidern weg und Moon folgt (wenn auch fluchend) meinem Beispiel. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn es aus mir herausgekotzt käme und ich schimpfte mich selbst aus, dass ich diese beschissene Idee hatte, mich hier umzusehen. Ich bin deshalb mehr als dankbar, zu wissen, dass Moon mir gefolgt war und sich mir angeschlossen hat.
Nur habe ich im Moment keine Zeit um dankbar zu sein.

Die Spinnen haben uns so gut, wie eingeholt, als wir in 'unseren' Gang abbiegen und die Biester am Rand ihres Ganges stehen bleiben. Ich schaue noch einmal zurück, weil die Geräusche unserer Verfolger immer leiser wird. Wobei... Sie bleiben eben nicht stehen.
Es sieht so aus, als bewegen sie sich auf einem ewigen Rollband fort.
Ich werde langsamer. Das ist gut, denn so komme ich endlich dazu anständig zu atmen. Ein fieses Stechen bereitet sich in meiner Seite aus.
Von irgendwo im Zentrum, weiter oben, als wir sehen können, tönt dumpf der dunkle, warme Klang einer vermutlichen gigantischen Glocke. Die Schallwellen liessen ein wenig Putz von den Decken rieseln.
Die Spinnen klettern aufeinander, dass die Öffnung immer kleiner wird.
Durch den Putz muss Moon niesen und ich höre mehrere Schritte. "Moon", sage ich mit leiser Stimme. Er folgt meinem Blick.
Als würden sie an einer unsichtbaren Tür hinauf krabbeln, verschlossen die Metallbiester den Durchgang und verschwinden schliesslich in der Dunkelheit. Dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.
Ariadne, Avan, Don, Domina, Belle, Beck und Cale rennen zu uns. Don sieht dabei wütend und besorgt zugleich aus. Cale drückt mich an sich und erwidere seine Umarmung nur zu gern. Wer hätte nach einem solchen Schock nicht auch gerne zwei starke Arme um sich?
Ein hässliches Knirschen und Knacken, ähnlich gebrochenen Knochen, erfüllt die Luft, dass unsere Haare sich aufstellen und ich mich nicht mehr rühren kann.
Die Ursache der schaurigen Geräusche ist der Gang, mit den Spinnen. Dieser rotiert sich vor unseren ungläubigen Augen um 180° Grad, dass die Tropfen wieder nach unten flogen.

"Physikalisch unmöglich", flüsterte Moon schwach.


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Heyhey:)

Alles klar?
Yes, ich update mal wieder, hoffe euch gefällt es^^


Station 10 #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt