N E U N
Ich starrte eine Weile auf mein Handy, doch, als nach fünfzehn Minuten immer noch keine Nachricht auf meinem Handy erschien, gab ich auf. Zusammen mit den anderen Materialien legte ich den Brief zurück und verschloss den Umschlag.
»Milena?«»Ja?«
»Spielst du mit mir?« Abby kam in mein Zimmer und sah auf dem Boden. Sie fragte mich zum ersten Mal, ob ich mit ihr spielen sollte. Darüber freute ich mich, denn das hieß, dass wir uns langsam annähert. Ich nickte und stand auf, nahm ihre Hand. Sie zog mich in ihr Zimmer, wo wir begannen mit ihren Puppen zu spielen. Es war schön mit anzusehen, wie unbeschwert sie nun spielte.»Du musst diesen hier nehmen. Das ist Ken«, sagte sie und reichte mir eine ihrer Barbies. Ich nahm sie und zog sie zuerst an. Abby stellte das Haus auf und holte das Auto. Nicht zu fassen, dass sie ein Auto für ihre Barbies hatte.
»Ist das so okay, wie ich sie angezogen habe?«
»Ja, toll. Du musst meine Barbie gleich abholen. Sie wollen essen gehen«, sagte sie in ihrer süßen Stimme. Sie hatte schon genaue Vorstellungen, wie Treffen ablaufen sollten, denn das sah man daran, wie sie ihre Puppen handeln ließ. Ich tat das, was Abby wollte. Nach circa einer halben Stunde kam Jackson dazu und setzte sich neben mich. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und strich leicht drüber.
»Du bist ja wieder da«, lächelte ich. Er nickte.
»Ja, es hat begonnen zu regnen und als ich Elijah getroffen habe, hatte ich keine Lust mehr und bin wieder heim«, erzählte er mir.
»Okay. Themawechsel. Wollen wir einen Film gucken? Abby muss sowieso ins Bett und wir sollen sie ins Bett bringen, weil Mum und Alaric noch unterwegs sind«, redete er weiter. Ich schaute zu Abby die uns mit einem Schmollmund ansah. Jackson und ich hatten heute die Aufgabe Abby ins Bett zubringen, dass konnte ja was werden. Ich hatte noch nie ein kleines Mädchen ins Bett gebracht.
»Komm Abby, wir ziehen dich jetzt um, danach kann Mimi dir noch eine Geschichte vorlesen und dann musst du schlafen«, sagte Jackson und zog Abby auf seinen Arm. Er setzte sie auf den Stuhl und gab ihr ihren Schlafanzug. Sie zog sich langsam aus. Währenddessen sammelte ich das komplette Spielzeug ein, damit das Zimmer wieder aufgeräumt war. Jackson half ihr beim Anziehen und ging dann mit ihr Zähne putzen.
•••
»Endlich«, seufzte Jackson und schmiss sich im Wohnzimmer aufs Sofa. Ich setzte mich neben ihn. Er suchte uns einen Film, aus der Onlinebibliothek, und zog mich dann in seine Arme. Ich genoss seine Zuneigung und vor allem seine kleinen Berührungen, die er mir immer schenkte.
»Ist der gruselig?«
»Geht. Aber ich bin ja da«, grinste er. Den Anfang vom Film bekam ich mit und ich fand ihn gar nicht schlecht, doch irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn ich wurde wieder wach, als Jackson dabei war mich in mein Zimmer zu tragen. Er flüsterte mir zu, dass ich weiter schlafen sollte und wir uns gleich hinlegten. Dann spürte ich, dass er mich losließ und dann auf etwas weichem lag. Er kletterte über mich rüber und zog mich in seine Arme, dann strich er mir leicht über meine Hüfte. Zumindest fühlte es sich so an.
Am nächsten Morgen wurde ich von Abby geweckt, welche auf mein Bett sprang und lachte. Zuerst sah ich nach links und erwartete, dass Jackson immer noch neben mir lag, doch diese Bettseite war leer. Dann knuddelte ich Abby kurz und stand auf. Zusammen gingen wir in die Küche und setzten uns an den Frühstückstisch. Da heute Samstag war, musste heute niemand aus dem Haus um zu arbeiten oder um die Schule zu gehen.
»Guten Morgen«, sagte ich nachdem ich mich an den Tisch gesetzt hatte.
»Morgen, hast du gut geschlafen?«, fragte mein Vater. Ich nickte.
»Ja, sehr gut. Danke. Was macht ihr heute?« Ich schaute in die Runde und wartete auf eine Antwort.
»Dein Vater, Abby und ich werden über das Wochenende zu meiner Mutter fahren«, sagte Amanda. Ich war ein wenig enttäuscht, dass sie mich nicht einmal fragten ob ich mit kommen könnte. Also musste ich mein Wochenende alleine verbringen? Ich war so oft alleine, darauf hatte ich gar keine Lust.
»Und wir beide werden auf eine Party gehen«, sagte Jackson danach. Ich schaute ich irritiert an. Eine Party? Was für eine Party? Ich war noch nie auf einer und ich wüsste auch nicht, dass ich zu einer eingeladen worden war. Zuerst sagte ich nichts von meinen Bedenken sondern nickte wieder. Vielleicht brachte mich das ein paar Menschen näher.
»Kommt Anna auch?«, wollte ich dann von ihm wissen, denn wenn sie kam, hatte ich wenigstens jemanden und musste nicht die ganze Zeit an Jackson hängen. Das wäre bestimmt von Vorteil.
»Ja, Anna kommt auch«, erwiderte er. Ich freute mich. Danach folgten noch kleine Details die wir austauschten bis wir das Frühstück beendeten. Ich half schnell beim Abräumen und ging dann duschen. Es dauerte eine Weile bis ich fertig wurde. Mittlerweile brauchte ich um die zehn bis zwanzig Minuten bis ich fertig geduscht hatte. Am Anfang war ich nach fünf Minuten fertig, sogar mit Anziehen, denn ich kannte es nicht anders. Es hatte schon Vorteile, wenn man sich Zeit lassen konnte und nicht gehetzt wurde. Ich schlang mir mein Handtuch um, sammelte meine Sachen zusammen und wollte in mein Zimmer, denn dort hatte ich meine sauberen Sachen liegen lassen.
Ich hoffte, dass ich im Flur auf niemanden traf, denn das war mir immer noch peinlich. Niemand wusste von meinem Verletzungen an meinen Beinen, die mittlerweile nur noch als Narben zu sehen waren. Verletzungen, die ich durch Tritte und Schläge davon getragen hatte, oder von Zigaretten die damals auf meinen Beinen ausgedrückt wurden von irgendwelchen Typen die Spaß daran hatten mich zu verletzten. Deshalb wollte ich nicht, das jemand meine Beine sah. Doch kurz nachdem ich die Tür geöffnet hatte und aus dem Badezimmer heraus kam, kam Jackson um die Ecke und starrte mich an. Ich war nicht sicher, ober er starrte, weil er meine Narben sah, oder weil ich einfach im Handtuch vor ihm stand. Schnell setzte ich meinen Weg fort und schloss mich in meinem Zimmer ein, damit ich mich vernünftig umziehen konnte, ohne, dass jemand ins Zimmer kam. Ich entschied mich fürs erste für eine rote Leggins und ein schwarzes Top. Was ich später anziehen würde wusste ich noch nicht, dabei konnte mir sicher jemand helfen. Jackson zum Beispiel.
Nachdem ich vollständig fertig war, nahm ich mein Handy zur Hand und tippte auf Annas Nummer. Ich wollte sie anrufen um sie zu fragen, wann sie auf der Party sein würde. Damit ich einen kleinen Überblick hatte ob ich davor noch alleine war, oder ich sie schon dort antraf, wenn ich kam.
»Hey Anna, hier ist Milena«, sagte ich, nachdem sie ans Telefon gegangen war und gefragt hatte, mit wem sie sprach.
»Freut mich, dass du dich meldest, was gibt es?«
»Ab wann bist du heute Abend auf der Party?«, wollte ich wissen.
»Ich denke ab 21 Uhr werde ich da sein, kommst du auch?«
»Ja, Jackson nimmt mich mit«, berichtete ich ihr. Danach unterhielten wir uns noch eine Weile darüber, was sie anziehen würde. Sie überredete mich dazu, dass ich ein schwarzes Kleid anziehen sollte, damit wir die selbe Farbe trugen. Keine Ahnung warum sie das wollte. Anna erzählte mir gerade irgendetwas über einen Typen aus unserem Kurs, als mein Handy vibrierte. Ich hörte auf zu lachen.
»Anna, warte kurz, ich habe eine Nachricht bekommen«, sagte ich. Sie war einverstanden. Schon, als ich aufs Handy schaute, sah ich wer geschrieben hatte. Elijah. Ich verdrehte die Augen und öffnete die Nachricht.
„Wenn es dich glücklich macht, sieh es als Entschuldigung, aber bilde dir darauf nichts ein." Ein kurzer Satz. Doch dieser kurze Satz brachte mich dazu sauer zu werden. Er hatte es nicht für nötig gesehen mir sofort zurück zu schreiben, sondern fast 24 Stunden später und dann war er immer noch so arrogant?
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High Hopes - Wenn Hoffnung alles ist, was du hast #Wattys2017
ChickLitDas Straßenleben ist hart. Vor allem in New York und das wusste auch die 17 jährige Milena, welche schon seit Jahren mit ihrer Mutter auf der Straße lebte. Ihre Mutter war alles, was sie hatte. Ihre Hoffnung. Ihr Lebensinhalt. Doch an einem einzi...