FÜNF

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F Ü N F

Nervös knetete ich meine Hände und schaute aus dem Fenster. Es war immer noch so ungewohnt für mich nicht mehr zu frieren oder in einem Auto zu fahren. Außerdem wusste ich nicht, was ich Elijah zurückschreiben sollte, denn ich wollte nicht eingestehen, dass ich meine Aufgaben nicht lösen konnte. Ich hatte zwar begonnen, doch mehr schlecht als recht und ich war mir sicher, dass er es genau wusste.

»Ist alles in Ordnung Milena?« Mein Vater riss mich aus meinen Gedanken und schaute mich kurz an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete.

»Ja ist es. Wann sind wir da?«

»Gleich, ich muss nur noch einen Parkplatz finden, denn heute ist wieder Schule, deshalb ist es unwahrscheinlich, dass ich dort einen Parkplatz bekomme«, antwortete er. Nachdem er einen Parkplatz gefunden hatte stiegen wir aus und mussten dann noch ein Stückchen laufen.

»Bist du bereit?«, fragte er, bevor sich dir Tür öffnete. Was für ein Luxus, eine selbst öffnende Tür.

»Nein«, lachte ich gekünstelt. Wir traten in den Flur und gingen direkt zum Direktorat. Ich wurde immer nervöser und sprang fast an die Decke, als sich die Tür öffnete und ein lächelnder Mann in der Tür stand und uns begrüßte.

»Guten Tag, was ich für sie tun?«

»Wir möchten gerne zum Direktor dieser Schule«, sagte mein Vater und schüttelte die Hand von diesem Mann. Ich vermutete ja, dass er es ist. Deshalb versuchte ich mir das Grinsen zu verkneifen, als er meine Vermutung bestätigte.

»Ich bin Mr Roberts, was kann ich für sie tun«, wiederholte er noch einmal seine Frage.

»Wir möchten meine Tochter an dieser Schule anmelden«, bekam er zur Antwort. Wir betraten zusammen das Büro und setzten uns.

»Dazu müsste ich ihnen ein paar Fragen, für den Fragebogen, stellen«, informierte er uns. Ich nickte.

»Gerne beantworte ich ihre Fragen.«

»Name?«

»Milena O'Donnell.«

»Oh, sind sie etwa die Schwester von Jackson O'Donnell?« Er hob seine Augenbrauen und sah uns beide dann an. Ich sah meinen Vater an, damit er antwortete.

»Sie ist meine Tochter, aber von meiner Exfrau.« Nun nickte Mr Roberts und schrieb meinen Namen auf den Zettel. Ich wartete auf die nächste Frage.

»Wann sind sie geboren und wo?«

»26. Juli 1998 im North Central Bronx Hospital.«

»Namen ihrer Eltern?«

»Miranda O'Donnell, verstorben, und Alaric O'Donnell. Amanda O'Donnell, Stiefmutter«, sagte ich und schluckte, damit ich mich nicht wieder in dem Schmerz verlor. Mein Vater legte seine Hand auf meine Hand und drückte sie leicht. Ich war in diesem Moment sehr erleichtert, dass er da war.

»Sprachen die sie sprechen?«

»Englisch und ich habe ein wenig russisch gelernt, aber nicht viel.«

»Möchten sie ihre Kurse jetzt wählen, oder wollen sie es morgen, an ihrem ersten Schultag, machen?«, fragte er nun. Ich überlegte kurz, doch ich brauchte nicht lange um mich zu entscheiden. 

»Jetzt bitte.« Mein Vater fragte, ob man ihn noch brauchte und als dies verneint wurde, verließ er den Raum. Er meinte, dass er draußen warten würde. Mr Roberts half mir ein wenig bei der Auswahl, indem er mir die Einzelheiten von jedem Kurs erklärte. Nach fast eineinhalb Stunden waren wir fertig und ich bekam die Bücher, welche ich das nächste Jahr brauchte. Danach verabschiedete ich mich von ihm und wollte zurück zu meinem Vater. Natürlich hatte ich das Pech, dass die anderen Schüler gerade Pause hatten. Jackson hatte vor dem Direktorat gewartet und wollte wissen, wann ich begann. Ich informierte ihn kurz darüber, verabschiedete mich direkt wieder von ihm und ging nach draußen, damit ich wieder zurück, nach Hause, konnte. Doch kurz vor der Eingangstür wurde ich wieder aufgehalten.

»Wieso schreibst du mir nicht zurück?«

»Ich hab meine Nachrichten heute noch nicht gelesen«, log ich. Ich drehte mich zu ihm und sah, dass er gegen den Spint gelehnt war. Er lachte.

»Du lügst sehr schlecht. Whatsapp zeigt an, wann man die Nachricht gelesen hat und wann nicht«, informierte er mich. Wütend auf mich selbst schlug ich mir mit der Hand gegen den Kopf. Das war ja wohl nichts.

»Also, wie weit bist du? Kann ich heute vorbei kommen, damit wir die Aufgaben besprechen können?«

»Nein. Ich habe nicht einmal eine gesamte Aufgabe geschafft. Es will einfach nicht in meinen Kopf, also ist es mir egal ob du vorbei kommst oder nicht«, sagte ich und verschwand aus der Tür. Ich wurde von den Anderen komisch angeguckt, doch ich wusste, dass es daran lag, dass sie mich hier noch nicht gesehen hatten. 

●●●

»Ich möchte euch gerne eure neue Mitschülerin vorstellen«, sagte die Frau, welche meinen Englischkurs unterrichtete. Sie hieß Mrs Sparks. »Das ist Milena.« Ich bekam vom ganzen Kurs ein kurzes Hallo. Einige sahen mich mich interessiert an, andere schauten gleichgültig drein. Ich setzte mich auf einen leeren Platz, welcher in der vorletzten Reihe lag. Vor mir saß ein Mädchen, welches sich die Fingernägel feilte. Der Platzt hinter mir war frei und die beiden Plätze neben mir belegten zwei Typen, der eine sah aus, wie der typische Außenseiter und der andere wie der typisch Macho. Gestern hatte ich noch viel über die verschiedenen Typen dieser Schule gelesen. 

»Hey, was geht?« Der Typ, welcher zu meiner rechten saß, rutschte mit seinem Tisch zu mir und lehnte sich dann, zu allem Überfluss zu mir herüber.

»Ich würde sagen, alles was Beine hat«, gab ich unbeteiligt von mir. Doch das etwas zu laut, denn ich kassierte einen bösen Blick von unserer Lehrerin. Danach versuchte ich mich zu konzentrieren, denn ich verstand wirklich gar nichts. Das konnte echt etwas werden. Ich war erleichtert, als es zur Pause klingelte, denn ich wusste, dass ich den nächsten Kurs zusammen mit Jackson hatte. Er hatte mich heute früh mit in die Schule genommen. Vor dem Klassenraum wartete er auf mich, denn er hatte mir versprochen, dass er mich abholen würde, damit ich den Raum fand. Neben ihm standen zwei Mädchen. Sie waren wirklich hübsch und ich vermutete, dass eine von ihnen seine Freundin war.

»Na, wie war Englisch?«, wollte er wissen, dabei lachte er, denn er wusste, dass ich damit überfordert sein würde.

»Lustig«, gab ich zurück.

»Das ist übrigens meine beste Freundin und ihre Freundin Mia und Amelia«, stellte er mir die beiden Mädchen vor. Ich lächelte sie ein.

»Ich bin Milena«, stellte ich mich den beiden Mädchen vor.

»Wir freuen uns dich kennenzulernen«, sagte Mia.

»Doch wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zum Unterricht«, fügte Amelia hinzu und wir gingen gemeinsam in den Unterricht.

High Hopes - Wenn Hoffnung alles ist, was du hast  #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt