FÜNFZEHN

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 F Ü N F Z E H N

Obwohl Elijah und ich gesagt hatten, dass wir neu begannen, war es komisch hier zu sitzen und mich mit ihm zu unterhalten. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch war mir nicht sicher ob ich es mir nicht einbildete. Er rutschte ein kleines Stück an mich heran und legte sein Hand auf meine. Mir war es ein wenig unangenehm, weshalb ich meine Hand wegziehen wollte, doch er hielt sie fest. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er seinen Blick auf mich gelegt hatte.

»Weißt du, am Anfang wollte ich keine Nachhilfe geben, doch ich habe mir nur meinem Vater zur Liebe zugestimmt.« Wieso begann er wieder damit? Ich dachte wir wollten neu anfangen. Mein Blick lag immer noch auf ihm, doch mittlerweile schaute ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Was sollte ich dazu sagen? Das man es gemerkt hatte? Ich würde es nicht sagen, weil ich wusste, dass es sonst nur wieder in Streit ausarten würde. Deshalb entschied ich mich nur mit den Schultern zu zucken. Er seufzte.

»Milena«, seufzte er, nachdem er mitbekommen hatte, dass ich nichts mehr sagen werde. »Es ist in Ordnung, lass gut sein. Wir wollten neun beginnen, erinnerst du dich?« Ich verdrehte die Augen und entzog ihm meine Hand. Er hatte sie nämlich nicht mehr festgehalten. Sein Blick huschte zu meiner Hand und er verzog den Mund. Man merkte, dass es ihm nicht passte. Ich nahm mir erneut ein Stück Schokolade und steckte es mir in den Mund. Nervennahrung.

Es sagte niemand etwas, doch es war nicht nötig, denn die Stille war angenehm. Ich stand auf, weil ich mir ein wenig die Beine vertreten. Elijah stand ebenfalls auf, so als ob ich einfach weglaufen würde.

»Wo willst du hin?«

»Wollte mir nur die Beine vertreten und die Aussicht genießen«, erwiderte ich und lehnte mich gegen die Absperrung. Von hier aus konnte man eine Menge sehen und der Ausblick war noch fantastischer. Ich seufzte. Diesen Platz hätte ich meiner Mum gerne gezeigt. Elijah stellte sich neben mich und genoss den Augenblick sichtlich. Ich schaute ihn immer wieder an. Man konnte ihn zwar nur von der Seite ausmachen, doch das war nicht schlimm. Ich wusste nicht wie spät es war, doch ich gähnte einmal herzhaft und wurde ein wenig schläfrig. Von neben mir hörte ich nur sein lachen, welches ich mit einem Schmollmund quittierte.

»Soll ich dich heim bringen?« Ich bejahte und stieß mich von der Brüstung ab, denn ich wollte schon ein paar Sachen einpacken.

»Lass liegen, ich hole es morgen ab«, sagte er und zog mich an meinem Arm hoch. Ich stand dicht vor ihm und spürte seinen Atem in meinem Gesicht. Automatisch machte ich einen Schritt zurück, doch er hielt mich fest. Nervös senkte ich meine Augen und hoffte, dass er mich los ließ.

»Schau mich an«, hauchte er. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich meine Augen wieder aufrichten sollte, doch ich wusste, dass ich dann noch nervöser wurde. Allerdings akzeptierte er mein Handeln nicht und hob mit seiner anderen Hand mein Kinn an. Er lächelte und ich kaute auf meiner Lippe. Ich wusste genau was in den nächsten Sekunden passieren würde, doch ich wusste nicht ob ich es wollte.

Doch als seine Lippen meine trafen, tanzte irgendetwas in mir. Ich hatte ein flaues Gefühl im Bauch. Sanft bewegte er seine Lippen auf meinen. Seine Hände hielte nur noch mein Gesicht fest und seine Augen waren geschlossen. Ich schloss meine Augen. Zwar wusste ich immer noch nicht ob es richtig war, doch es fühlte sich toll an. Meine Arme schlag ich um seinen Hals und lehnte mich ein wenig zurück. Seine Lippen blieben aber wo sie waren. Erst als meine Gedanken plötzlich zu Zack rutschten, beendete ich den Kuss und entfernte mich ein Stück von ihm. Er sah mich an, wollte mich erneut küssen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Beschämt schaute ich zu Boden. Was war nur mit mir los? Elijah und ich hatten uns eben geküsst.


»Ich muss jetzt nach Hause«, sagte ich und ging zum Auto. Ich hörte wie er mir folgte und ich hoffte, dass er nichts mehr sagte. Er schloss das Auto auf und wir setzten und rein. Während der Fahrt herrschte eine peinliche Stille. Ich konnte von Glück sagen, dass die Zeit nicht stehen blieb sondern rannte. Wir waren sehr schnell bei mir zu Hause. Ich sprang aus dem Auto, verabschiedete mich schnell und rannte schon fast zur Tür. Doch wieder zog Elijah mich am Arm zurück und drückte seine Lippen auf meine. Dieser Kuss war ein wenig stürmischer, doch auf keinen Fall schlechter. Er endete und Elijah fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Atemlos ließ er mich zurück und fuhr davon und wieder holte mich das schlechte Gewissen ein.

»Kannst du mich zu Hause abholen?«, fragte ich, nachdem er abgehoben hatte. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit „Hallo" zu sagen.

»Natürlich, ich bin in zehn Minuten bei dir.« Ich hörte wie der Motor ansprang und er los fuhr. Ich legte auf und setzte mich auf die Treppenstufe vor der Haustür. Es lohnte sich nicht mehr reinzugehen, deshalb blieb ich draußen sitzen. Sollte ich es Zack sagen? Wobei, lieber nicht. Ich wusste ja nicht einmal ob er mich auch mochte. Diese Peinlichkeit wollte ich mir nicht geben.

 ∙∙∙

»Du bist so durch den Wind, ist irgendwas vorgefallen?« Zack sah mich an und reichte mir ein Glas Wasser. Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Ich hatte beschlossen ihm nichts zu sagen. Diesen Kuss würde ich einfach vergessen und mich wieder auf Zack konzentrieren. Zack war nämlich der Junge, an dem ich Interesse hatte.

»Nichts, wollen wir noch ein bisschen tanzen?«, lenkte ich ab. Er nickt und wir gingen zusammen in seinen Keller, wo wir auch das letzte mal getanzt hatten. Das andere Thema sprach er nicht mehr an, worüber ich sehr froh war. Doch auf das Tanzen konnte ich mich auch nicht konzentrieren. Immer wieder machte ich Fehler. Der größte endete damit, dass ich auf dem Rücken lag und Zack auf mich fiel. Lachend rollte er sich von mir und stützte sich auf seinen Ellenbogen. Ich musste ebenfalls lachen, denn es war zu lustig.

»Milena?« ich reagierte nicht. Wir lagen immer noch auf dem Boden im Keller und starrten die Decke an. Ich dachte darüber nach, wie es wäre Zack zu küssen. Doch ich wusste, dass es falsch war und, dass ich diese Freundschaft kaputt machen könnte. Außerdem war es doch komisch, wenn man zwei Jungs am selben Tag küsste oder?

»Milena?« Erneut sprach er meinem Namen aus. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, um zu zeigen, dass ich ihn gehört hatte. Er lächelte leicht.

»Wollen wir hoch gehen?« Ich war kein Mensch der großen Worte, dass hatte man wahrscheinlich mitbekommen, deshalb stand ich einfach auf und reichte ihm meine Hand. Diese ergriff er lachend und fuhr sich einmal durch seine Haare. Zusammen gingen wir nach oben. Als Zack gerade die Kellertür schloss, ging die Haustür auf. Eine Frau im mittleren Alter erschien und lächelte uns an.

»Zack, ich wusste gar nicht das du Besuch hast«, sagte sie. Er lachte und schüttelte den Kopf. 

»Ich habe es ja auch nicht erzählt und außerdem war es recht spontan. So und wir gehen jetzt hoch«, erwiderte er. Er zog mich hinter sich die Treppe rauf. Schnell lächelte ich seine Mum an und folgte ihm.

»Deine Mum scheint nett zu sein.«

»Sie ist nicht meine Mum, nur die Freundin meines Vaters, meine Mum ist vor neun Jahren gestorben.« Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. »Tut mir leid«, sagte ich und senkte meinen Kopf. Mittlerweile waren wir in seinem Zimmer angekommen. Ich hörte ihn kichern, doch ich schaute nicht auf. Er sagte meinen Namen und hob meinen Kopf mit zwei Fingern.

»Das konntest du nicht wissen und es ist okay.« Ich konnte nicht glauben, dass er so darüber redete. Ich könnte es nicht. Ehrlich nicht. Und dann tat ich etwas, was ich vorher nicht geplant hatte. 

High Hopes - Wenn Hoffnung alles ist, was du hast  #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt