SIEBEN

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SIEBEN

»Mimi, du musst etwas essen«, drang es durch die Tür, welche ich seit einer Ewigkeit anstarrte. Amanda hatte mich vor drei Tagen, im Park, eingesammelt. Ich hatte ihr alles erzählt, doch sie musste mir versprechen nichts zu sagen. Sie war schockiert darüber und war bereit Nachtschichten einzulegen um mir beim Lernen zu helfen. Doch sie meinte, dass Elijah trotzdem kommen sollte, weil mein Vater ansonsten stutzig werden würde. Nach diesem Abend waren Amanda und ich noch beim Arzt, welcher mich für zwei Wochen krankgeschrieben hatte. Danach hatte sich Amanda informiert, was wir in der Schule behandelt hatten, als ich noch nicht da war. Sie kümmerte sich sehr um mich und damit erinnerte sie mich immer wieder an meine tote Mutter, welche einfach nicht aus meinem Kopf wollte. Genau deshalb saß ich heute, eingeschlossen und alleine in meinem Zimmer.

»Nein, heute nicht.«

»Mimi, komm schon. Du musst etwas essen, sonst können wir nicht lernen«, hallte nun eine andere Stimme durch die Tür. Wie lange war er schon da? Oder war ich einfach ewig in Gedanken? Das Einzige, was ich wusste war, dass ich ihn nicht sehen wollte. Er hatte mich beleidigt und nichts dagegen getan, als man mich, wegen meiner Schwäche, runter machte.

»Geh weg«, rief ich.

»Nein, ich bleibe. Mach jetzt die Tür auf.« Danach hämmerte er dreimal gegen die Tür. Er nervte mich. Jeder nervte mich heute und dass konnte ich nicht ab, vor allem, wenn ich trauerte oder einen schlechten Tag hatte. Ich war noch nie gut darin zu verzeihen. Wieder klopfte er. Langsam bewegte ich mich aus meinem Bett und öffnete die Tür. Nur, damit er aufhörte zu klopfen. Dieses Klopfen erinnerte mich irgendwie an die Straße. Die schweren Schritte der Menschen, welche einen ignorieren oder missachtend, ansehen. Danach ging ich mich wieder auf mein Bett legen und kuschelte mich in das Deckchen meiner Mutter.

»Wollen wir beginnen?«

»Nein.«

»Wir müssen aber anfangen, sonst kommst du nie im Stoff mit.«

»Mir egal.«

»Das kann dir doch nicht egal sein.« Mir lief eine Träne an der Wange herunter. Doch ich ließ sie schnell wieder verschwinden.


»Komm, ich habe mir etwas überlegt, wie es dir leichter fallen könnte. Guck es dir wenigstens einmal an.« Er seufzte. Ich verstand nicht wieso. Wieso er so tat, als wäre nichts gewesen. Es war eine Menge gewesen über die ich nicht hinweg sehen konnte.

»Nein.«

»Ich werde dir die Materialien auf den Schreibtisch legen. Bitte guck es dir an. Es ist wichtig, dass man lernt, wenn man etwas erreichen möchte, Milena. Für mich ist es auch nicht leicht, doch ich habe ein Ziel vor Augen.« Er sprach sanft, doch fordernd. Ich hasste es, wenn Menschen so mit mir sprachen.

»Bis bald«, sagte er und wollte gehen. Zwar weiß ich nicht wirklich wieso, aber ich saß im nächsten Moment kerzengerade in meinem Bett und starrte ihn an. Er drehte sich noch einmal zu mir um, bevor er die Tür öffnete und zog seine Augenbrauen zusammen, als er sah, dass ich ihn anstarrte.

»Was ist?«, wollte er wissen. Ich konnte nicht fassen, dass er mich wirklich fragte was los war. Ich schüttelte den Kopf und lachte einmal auf. Irgendwie war es mir zu dumm.

»Ich kann nicht glauben, dass du so redest. Das du von Zielen redest, obwohl du einen Menschen nicht kennst. Ebenfalls kann ich nicht glauben, dass du mich beleidigst, erniedrigst, dich über mich lustig machst, es zulässt, dass deine Anhängsel sich über mich lustig machen oder , dass du jetzt die Dreistigkeit besitzt zu mir zu kommen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Unfassbar. Verschwinde Elijah und nimm deine Materialien wieder mit. Ich bin fertig mit dir und beende diese „Nachhilfe Sache" jetzt. Meinem Vater werde ich dies mitteilen und jetzt geh. Ich will dich nicht mehr sehen. Ich glaube ich kotze gleich«, fuhr ich ihn an, aber ich wurde nicht laut. Ich war eher zu leise. Mir persönlich hätte ich wahrscheinlich Angst eingejagt, wenn ich nicht auf der Straße gelebt hätte. - Er verließ wortlos das Zimmer. Ich hätte nicht erwartet, dass er nichts sagt.

Ich lief sofort los und wollte es meinem Dad mitteilen, damit ich es hinter mir hatte.


»Dad?«


»Ja, was ist denn?« Ich ließ in sein Arbeitszimmer und achtete nicht darauf, ob ich jemanden übersah.


»Ich werde keine Nachhilfe bei Elijah nehmen. Es tut mir Leid, wenn ich dich enttäusche, aber es geht nicht mehr«, sagte ich gerade heraus und wartete auf eine Antwort. Ich wusste nicht wie er reagieren würde. Doch er nickte nur und schickte mich aus dem Zimmer. Na gut, dann rede ich halt mit mir selbst, wenn er mich nicht wollte, hätte er mich nicht aufnehmen dürfen.



ELIJAH POV


»Elijah?« Shit. Mein Vater. Er hatte bestimmt schon erfahren, dass ich nicht mehr gewollt bin. Das Milena mich nicht mehr möchte. Ich brachte seinen Plan durch einander. Seinen Plan auf eine wundervolle Schwiegertochter und seinen Plan, dass sein bester Freund bald mit ihm verwandt war, in irgendeinem Sinn, welchen ich nicht sah. - Doch ich konnte dieses Mädchen nicht einschätzen. Sie war so zerbrechlich und irgendwie war sie auch immer traurig. Hatte einen leeren Blick drauf, obwohl sie lächelte. Was war nur mit ihr passiert? Ob sie schon immer so war? Wie gesagt, auf der einen Seite hatte ich Mitleid mit ihr, doch auf der anderen Seite nervte sie mich damit. Wieso konnte sie auch nicht normal sein. Wie die Anderen, denen ich Nachhilfe gab. Sie lernten wenigstens und man konnte mit ihnen Spaß haben.


»Ja?«, fragte ich zurück und kam dichter.


»Was hast du mit Milena gemacht?«, wollte er wissen und ich sah schon seine Halsschlagader pochen.


»Wieso?« Meine Frage klang so unschuldig, wie es ging. Doch sein Blick hellte sich nicht auf, wie erwartet.


»Sie kam heute Nachmittag in das Büro ihres Vaters gestürmt, hat nicht einmal mitbekommen, dass noch wer anders da war und war sauer. Sie kündigte die Abmachung, dass du ihr Nachhilfe gibst. Also sag mir, was hast du getan«, schrie er mich an. Ich zuckte leicht zusammen.


»Nichts. Oder vielleicht doch«, gab ich kleinlaut von mir.


»Sprich!«


»Es kann möglich sein, dass ich mich ein wenig böse geäußert habe und nichts getan habe, als sich meine Freunde über ihre Übungen lustig gemacht haben«, sprach ich leise. Shit, ich war doch richtig scheiße zu ihr gewesen, dass war mir gar nicht aufgefallen.



»ELIJAH CONNOR WEBER«


High Hopes - Wenn Hoffnung alles ist, was du hast  #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt