S I E B Z E H N
Seufzend verdrehte ich die Augen. Ich wusste genau, dass er wieder überreagierte vor allem, weil ich auf seine Nachrichten nicht geantwortet hatte. Mein Handtuch hielt ich fest und lehnte mich an die Wand. Ich erwiderte nichts auf seine Frage und wartete darauf, dass er mir noch etwas ansagte. Anscheinend wartete er ebenfalls auf eine Erklärung. Wieso musste der Mann alles so streng sehen?
»Milena!«
»Ich war halt bei einem Freund, so und jetzt muss ich in mein Zimmer.« Ich ging an ihm vorbei und schmiss meine Tür zu, dabei hatte ich vergessen, dass die Anderen noch schliefen. Ratlos stand ich vor meinem Schrank, weil ich nicht wusste was ich anziehen sollte. Es hingen so viele Klamotten im Schrank, welche ich noch nie an hatte, dennoch entschied ich mich fürs alt bewährte und zog das an, was ich immer trug. Ich begutachtete mich kurz im Spiegel und kämmte meine Haare, als mein Telefon klingelte. Mein Blick huschte kurz durch das Zimmer, auf der Suche nach meinem Handy. Mein Handy lag auf dem Bett und blinkte. Ohne zu zögern drückte ich auf den grünen Hörer und gab ein kurzes »Guten Morgen« von mir.
»Warum bist du einfach gegangen?« Zack hörte sich noch sehr verschlafen an, doch ich wusste, dass er entweder seine Mum getroffen oder den Zettel gefunden hatte.
»Tut mir leid. Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte die nicht wecken, deshalb bin ich nach Hause gegangen und habe mich fertig gemacht«, gestand ich ihm und kaute auf meiner Lippe. Jetzt, wo ich es selbst noch einmal aussprach, hörte es sich ganz schön hart an.
»Du hättest dich noch an mich kuscheln können und warten können bis ich auch aufstehe«, erwiderte er. Er hatte schon recht, doch zu dem Zeitpunkt brauchte ich ein wenig Zeit für mich. Ich konnte ihm das aber nicht sagen, weil er sonst fragen stellen würde.
»Ich hole dich nachher ab und nehme dich mit zur Schule«, sagte er nach kurzer Zeit, in der ich ihm nicht geantwortet hatte und nun war die Leitung tot. Seufzend legte ich das Handy zurück und machte an meinen Haaren weiter. Nachdem ich sie erneut gekämmt hatte begann ich damit sie zu föhnen. In der Küche genehmigte ich mir einen Orangensaft und eine Schale Müsli bevor ich mir einen Apfel nahm, ihn klein schnitt und in eine Box packte, welche ich mit in die Schule nahm. Mein Vater sah mich immer wieder, strafend, an. Amanda schlief noch, genauso wie Jackson und Abby.
Ich ließ die Tür ins Schloss fallen und atmete die Frischluft ein. Mein Vater wird es wahrscheinlich nicht auf sich beruhen und sich irgendetwas einfallen lassen. Die Spannung zwischen uns war kaum zu ertragen. Niemals hätte ich gedacht, dass es so schwer sein würde eine Verbindung zu meinem Vater aufzubauen. Doch ich hatte mich getäuscht. Selbst mit Amanda hatte ich ein besseres Verhältnis. Die frische Luft wirkte befreiend.
»Willst du hier noch lange stehen, oder steigst du zu mir ins Auto und wir fahren zur Schule?« Erschrocken öffnete ich meine Augen und sah Zack an seinem Auto lehnen. Sofort setzte ich mich in Bewegung und umarmte ihn. Er öffnete mir die Tür und ließ mich einsteigen bevor er die Tür wieder schloss und ebenfalls einstieg. Eine Weile fuhren wir schweigend. So lange, bis wir an einer Stelle hielten und er sich leicht zu mir drehte.
»Wir sind jetzt gleich bei der Schule und da wir beide beschlossen haben es geheimzuhalten wegen Elijah, muss ich mich hier von die verabschieden.« Ich starrte ihn an und wusste nicht was ich sagen sollte. Soll ich von hier aus alleine laufen? Er unterbrach meinen Gedankengang indem er seine Lippen auf meine drückte. Ich lächelte leicht und zog ihn ein wenig zu mir. Seine Lippen lagen weich auf meinen und ich genoss diesen Kuss. Wie die Küsse von gestern. Es war schon fast zu schade, dass ich heute den ganzen Tag auf die Küsse verzichten musste.
»Sehen wir uns heute Abend?«, fragte ich ihn und hoffte, dass er ja sagte. Doch er schüttelte den Kopf und klopfte mit dem Finger auf das Lenkrad.
»Elijah hat gestern schon gefragt ob er zu mir kann, wenn ich ihm wieder absage wird er irgendwann vor der Tür stehen und uns erwischen, auch, wenn ich dich immer bei mir haben möchte«, flüsterte er gegen meine Lippen. Ich drückte meine noch einmal auf seine und lehnte mich im Sitz zurück.
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High Hopes - Wenn Hoffnung alles ist, was du hast #Wattys2017
ChickLitDas Straßenleben ist hart. Vor allem in New York und das wusste auch die 17 jährige Milena, welche schon seit Jahren mit ihrer Mutter auf der Straße lebte. Ihre Mutter war alles, was sie hatte. Ihre Hoffnung. Ihr Lebensinhalt. Doch an einem einzi...