Aller Anfang ist schwer...fuck das passt so gar nicht zu meiner Situation

90 5 2
                                    

ein Jahr zuvor

Caty

Ich saß schon seit einer Stunde in diesem Cafe im Stadtzentrum und wartete. Auf Abby, meine beste Freundin. Ich kannte sie schon mein ganzes Leben, seit dem Kindergarten waren wir Freunde gewesen. Sie war mir immer zur Seite gestanden. Als meine Mutter beschloss lieber woanders zu wohnen. Bei einem anderen Mann, in einem anderen Teil des Landes. Abby war bei mir gewesen.
Sie war auch bei mir gewesen als meine zwei älteren Brüder Noah und Paul beschlossen mit ihr zu gehen. Das sie beide gingen konnte ich verstehen, sie waren Zwillinge. Doch wie sie einfach beschließen konnten mich alleine zu lassen, das brach mir mein schon gerissenes Herz. Abby war bei mir geblieben. Als mein Vater mit dem Trinken anfing, unfähig für meine Erziehung zu sorgen und auch er mich verließ, gab es immer noch Abby. Abby die mich umarmte, mir Pausenbrote mitbrachte und mich aufmunterte. Abby die mir schwor niemals zu gehen. Abby, die in letzer Zeit nie pünktlich war, die meisten Treffen gleich ganz absagte oder nur ein zwei Stunden blieb. Abby, die aufgehört hatte mir zuzuhören. Die sich in meiner Gegenwart langweilte. Ich spürte schon wie sie ging, mir entglitt und mich verließ. Noch ein Mensch der mich im Stich ließ. Unfähig ruhig sitzen zu bleiben wippte ich mit meinen Beinen, spielte mit den Fingern an der Serviette auf dem Tisch und ließ meinen Blick über die Menschen im Cafe schweifen.Hätte ich bloß nicht aufgeblickt. Hätte ich nur nicht gesehen wer in diesem Moment die Tür öffnete. Ethan. Mein Freund Ethan, mit einer anderen im Arm. Irgendeiner dummen Kuh aus dem Cheerleader-Team. Sie lachten fröhlich, versteckten sich nicht einmal. Das Gefühl in meiner Brust ließ sich nicht mit einem Schlag in den Magen vergleichen. Der Wunsch aufzuspringen und mich zu übergeben wurde mit jeder Sekunde stärker. Das hatte sich dann wohl auch erledigt, mit Ethan. Nun war ich ganz allein. Auf mich gestellt. Mit zitternden Fingern versuchte ich meinen Geldbeutel aus meiner Tasche zu graben. Jetzt konnte ich wohl noch einen Menschen zu meiner Liste der Verräter hinzufügen. Ich wollte versinken in einer dunklen Wolke und niemals wieder daraus auftauchen. Meine Lippen bebten, schnell warf ich mir die blonden Locken vor mein Gesicht um die Tränen in meinen Augen zu verdecken. Einfach verschwinden. Das war mein Plan, verschwinden und dann eine SMS an Ethan schicken. Genau dass sollte ich tun, eine SMS schreiben und mit ihm Schluss machen. Zweifelos würden alle denken er hätte mich abserviert und irgendwie hatte er auch genau das getan. Und tat es wieder als er dieses andere Mädchen vor meinen Augen auf die Lippen küsste. Endlich hatte ich meine Geldbeutel gefunden und warf einige Geldscheine auf den Tisch, dass sollte reichen. Auf Abby musste ich nicht weiter warten, sie hatte mich zweifellos versetzt. Sie hatte mich verlassen. Alle hatten das; Mama, Papa, Noah und Paul, Abby und Ethan. Und jedesmal hatte ich es schweigend hingenommen. Hatte mir ihre Ausflüchte angehört und brav dazu genickt. Jedesmal hatte ich einfach zugesehen. Wie nicht nur sich selbst sondern auch mich mit zu Boden rissen, sich auf mir abstützten um wieder hoch zu kommen und mich einfach da im Dreck liegen ließen. Jedesmal hatte ich getan was alle von mir erwarteten. Hatte kein Drama gemacht, mich still und heimlich wieder aufgerappelt und war Schritt um Schritt weiter gegangen. Bis mich der nächste zu Boden gestoßen hatte.

Und ganz plötzlich begriff ich es, ganz plötzlich wurde es mir klar. Ich hatte nicht die geringste Lust, diesen Scheiß nochmal mit zu machen. Ich wollte nicht mehr still und leise daneben stehen und zu sehen. Ich war hier die betrogene, es war mein verfluchtes Recht sauer zu sein, böse zu werden, ein Drama abzuziehen.

Ich hatte schon die Tür erreicht, als ich beschloß umzukehren. Und Ethan, diesem Verräter die Höll"e heiß zu machen. Jeder hier konnte gerne erfahren was für ein Mistkerl er war. Dass er ein Betrüger war. Man ihm auf keinem Fall trauen konnte.

Mit Schwung drehte ich mich um, fixierte seinen dunklen Hinterkopf. Den Riemen meiner Tasche fest umklammert, konnte ich nicht glauben was ich gleich tun würde. Was ich zu tun gedachte. Nur Mut, wisperte eine Stimme in meinem Kopf, nicht nachgeben, nicht dieses Mal. Fordere dein Recht, räche dich, wehre dich endlich. Jeder Schritt den ich auf ihn zu machte gab mir Kraft, Stolz, gab mir meine Würde zurück. Er sah mich nicht kommen: "Ethan?" ,meine Stimme klang hoch, überrascht, ärgerlich, "Ethan was machst du da?" Als hätte ich ihm eins mit der Schaufel übergebraten schoss er auf seinen Stuhl herum, starrte mich erschrocken an. Das hatte er nicht kommen sehen, dieser Nichtsnutz. "Caty..." ,stotterte er verunsichert vor sich hin, "was machst du den hier?" Jetzt wollte er mich aber wirklich auf den Arm nehmen oder: "Was ich hier MACHE? Scheiße Ethan was machst du bitte hier? Mit ihr?" Seine Augen weiteten sich noch mehr und er sah sich unbehaglich zu den anderen Gästen um, die langsam auf uns aufmerksam wurden. Genau Ethan, fauchten meine Gedanken, ich bin hier und ich habe dir was zu sagen. In diesem Augenblick hob er bittend die Arme: "Caty, ich kann das erklären. Bitte, wollen wir nicht an einem anderen Ort darüber reden" Aber so was von nicht: "Nein Ethan" ,ich legte neue Härte in meine Worte, verschränkte die Arme vor der Brust, "Nein du erklärst mir jetzt sofort und auf der Stelle was ich hier sehe. Und wag es erst gar nicht mich anzulügen." Er schluckte hörbar, wagte es doch tatsächlich den Mund zu öffnen als ihn seine Begleitung unterbrach: "Was spielst du dich den bitte so auf?" fragte sie mich, "Wer bist du überhaupt." Okay, was genug war, war genug. Meine Geduld war am Ende, meine Kraft verließ mich, der Wunsch zu weinen wurde wieder stärker. Doch keiner der Beiden würde meine Schwäche zu sehen bekommen. Nie wieder: "Ich, du dumme Kuh, bin seine Freundin. Oder nein falsch. Ich bin seine Exfreundin." Ich fixierte Ethan mit meinen Augen, starrte in seine blauen Tiefen und nagelte ihn an dem Stuhl fest: "Weil ich genau jetzt mir die Schluss mache Ethan Conner. Und ich hoffe ich muss dich eine ganze lange Zeit nicht mehr sehen."

Ich fühlte mich leer. Als ich den Gang zurück marschierte und die Tür öffnete, nach draußen in die Hitze trat und mich auf den Weg nach Hause machte. Ich fühlte mich einfach nur leer und dunkel. Aufgebraucht.




The nice guyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt